Nach aufsehenerregenden Gerüchten: Glücksspielsteuer in Großbritannien wird nicht angehoben
Gerüchte um eine geplante drastische Erhöhung der Glücksspielsteuer haben in den vergangenen Wochen für viele Diskussionen in Großbritannien gesorgt. Gestern hat die neue britische Regierung ihre Budget-Planung vorgestellt. Aus dieser geht hervor, dass es zunächst keine Erhöhung der Glücksspielsteuer geben wird.
Labour-Regierung erhöht Glücksspielsteuer nicht
Vor rund drei Wochen berichtete die britische Zeitung The Guardian, dass die britische Regierung die Glücksspielsteuer drastisch erhöhen wolle [Link auf Englisch]. Es war die Rede von zusätzlichen Steuereinnahmen in Höhe von 3 Milliarden GBP (ca. 3,59 Milliarden EUR). Der Hintergrund sei gewesen, dass die britische Regierung ein Steuerloch in Höhe von 22 Milliarden GBP (ca. 26,3 Milliarden EUR) füllen müsse.
Wie der Guardian berichtete, habe es zwei Vorschläge für die Erhöhung der Glücksspielsteuer für die Anbieter gegeben. Das Institute for Public Policy Research habe vorgeschlagen, die Fernspiel-Glücksspielsteuer von 21 % auf 50 % zu erhöhen. Die Social Market Foundation habe vorgeschlagen, die Steuer auf 42 % anzuheben.
Diese Steuer fällt auf alle Arten von Fernglücksspielen an. Dazu zählen Glücksspiele, die über das Internet, Telefon, Fernsehen und Radio angeboten werden.
Die Industrie reagierte schockiert auf die vorgeschlagenen Zahlen und soll sie als lächerlich bezeichnet haben. Der Bericht hatte direkte Konsequenzen für die Branche: Einige börsennotierte Aktien von Glücksspielunternehmen fielen um bis zu 16 %.
Nach aufreibenden Wochen hat die Industrie jetzt jedoch Gewissheit. Die neu regierende Labour Party stellte gestern ihre neue Budget-Planung vor [Link auf Englisch], in der keine Erhöhung der Glücksspielsteuer vorgesehen ist. Stattdessen verkündete die Schatzkanzlerin Rachel Reeves, 45, dass die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung sowie die Kapitalertragssteuer steigen werden. Auch die Steuer für Privatjets werde um 50 % erhöht.
Die Regierung plane, die Steuereinnahmen mit den vorgestellten Maßnahmen um 40 Milliarden GBP (ca. 47,81 Milliarden EUR) erhöhen zu können.
Industrie zeigt sich erleichtert – stellt aber neue Forderungen
Die Gerüchte der vergangenen Wochen haben die Industrie erschüttert. Nachdem sogar die Aktien einiger Glücksspielanbieter gefallen waren, scheint die Verkündung der Budget-Planung die Gemüter beruhigt zu haben.
Nachdem sich bereits Gavin Isaacs, der CEO von Entain, zu den Gerüchten geäußert hatte, hat sich nun auch Grainne Hurst zu Wort gemeldet. Sie ist die CEO des Betting and Gaming Council, Großbritanniens größter Lobby für Glücksspiel. Hurst sei der Meinung, dass die Branche Stabilität und Sicherheit brauche [Link auf Englisch].
Ihrer Ansicht nach stehe die Branche vor einem Scheideweg. Denn Glücksspielanbieter müssten hohe Kosten in Kauf nehmen, um alle Vorgaben einzuhalten. Auch die zu leistenden Abgaben für Forschung, Prävention und Behandlung von problematischem Glücksspiel würden Buchmacher jährlich 100 Millionen GBP (ca. 119,53 Millionen EUR) kosten.
Hurst vertrete deshalb die Meinung, dass es keine Erhöhung der Glücksspielsteuer geben sollte. Sie sei vielmehr der Ansicht, dass die Branche Gelder benötige, um nachhaltige Investitionen zu tätigen.
Neue Verhandlungen zur Glücksspielsteuer für 2025 geplant
Obwohl die Glücksspielsteuer in der Budget-Planung der Labour-Regierung erst einmal nicht erhöht worden ist, könne es jedoch im nächsten Jahr zu Veränderungen kommen. Diese könnten sich nicht nur auf die Höhe der Steuern beziehen, sondern auf das gesamte System der Glücksspielsteuer.
Die Schatzkanzlerin sagte, dass im kommenden Jahr weitere Vorschläge diskutiert würden. Das Ziel dabei sei es, Fernglücksspiele, die über das Internet, Telefon, Fernsehen und Radio angeboten würden, mit einer einzigen Steuer zu belegen. Das Steuersystem soll dadurch zukunftssicher werden und Schlupflöcher ausschließen.
Derzeit gibt es für Fernglücksspiele drei Steuerarten:
- Fernspielsteuer (Remote Gaming Duty): 21 %
- Allgemeine Wettsteuer (General Gaming Duty): 15 %
- Pool-Wettsteuer (Pool Betting Duty): 15 %
Die aktuellen Aussagen der Labour-Regierung lassen vermuten, dass es im kommenden Jahr zu umfangreichen Veränderungen dieser drei Steuerarten kommen könnte. Wann genau die Regierung sich diesem Thema widmen werde, stehe derzeit noch nicht fest.