Untersuchung: Glücksspielunternehmen geben Nutzerdaten ohne deren Zustimmung an Facebook weiter

Eine Untersuchung des britischen Observer hat aufgedeckt, dass viele Glücksspielunternehmen in Großbritannien Daten ihrer Nutzer ohne deren Zustimmung an Meta weiterleiten. Dessen Tochterunternehmen Facebook scheint diese Userdaten für die gezielte Schaltung von Werbeanzeigen zu verwenden.

Das Hauptquartier von Meta in Menlo Park, Kalifornien.

Facebook scheint von illegal gesammelten Nutzerdaten zu profizieren. © InvadingInvader/Pexels

Schwerwiegende Verstöße gegen Facebook-Nutzungsbedingungen

Laut The Guardian [Link auf Englisch] habe eine Untersuchung des Observer [Link auf Englisch] aufgedeckt, dass zahlreiche Glücksspielunternehmen in Großbritannien die Daten von Website-Besuchern ohne deren Zustimmung an Meta, das Mutterunternehmen von Facebook, übermitteln würden.

Dabei komme das Tracking-Tool Meta Pixel zum Einsatz, das automatisch Informationen über besuchte Seiten und Interaktionen auf Glücksspiel-Websites an Meta weiterleite.

Dies verstoße gegen Datenschutzbestimmungen, die eine ausdrückliche Einwilligung der Nutzer für die Verwendung ihrer Daten zu Marketingzwecken vorschreiben. Als Folge dieser Praxis seien betroffene Personen in ihrem Facebook-Feed mit einer Vielzahl von Glücksspielanzeigen konfrontiert worden.

Dutzende Anbieter betroffen

Von 150 getesteten Glücksspielseiten hätten 52 die Nutzerdaten ohne Zustimmung weitergegeben, darunter bekannte Anbieter wie Hollywoodbets, Sporting Index, Bwin und Lottoland. Auch seien Anzeigen anderer großer Marken wie Ladbrokes und Bet365 geschaltet worden, obwohl die Unternehmen selbst keine Daten weitergegeben hätten.

Der konservative Politiker Iain Duncan Smith habe eine sofortige Untersuchung gefordert und die unrechtmäßigen Marketingstrategien der Glücksspielbranche kritisiert. Datenschützer wie Wolfie Christl würden Meta eine Mitverantwortung zuschreiben, da das Unternehmen von dieser Praxis profitiere und unzureichende Maßnahmen zur Einhaltung seiner eigenen Richtlinien ergreife.

Die Verwendung von Instrumenten wie Meta Pixel ohne ausdrückliche Zustimmung scheint völlig gesetzeswidrig zu sein und sollte sofort eingestellt werden. Die Marketingpraktiken der Glücksspielindustrie sind inzwischen außer Kontrolle geraten, und unsere Regulierungsstruktur und unsere Verhaltenskodizes haben sich wiederholt als unzureichend erwiesen. So kann es nicht weitergehen.”Iain Duncan Smith, Vorsitzender der parteiübergreifenden parlamentarischen Gruppe zur Reform des Glücksspiels in Großbritannien, Las Vegas Review Journal

Meta verweist auf eigene Richtlinien

Eine eigene Testreihe des Observer habe bestätigt, dass selbst von Webseiten, auf denen keine explizite Einwilligung zur Datenverarbeitung gegeben wurde, Werbedaten an Meta übermittelt worden seien. Meta selbst habe sich derweil noch nicht direkt zu den Vorwürfen geäußert, jedoch auf seine Geschäftsbedingungen verwiesen, die eine vorherige Zustimmung der Nutzer verlangen würden.

Wie Meta von Drittparteien gesammelte Daten nutzt

Meta, das Unternehmen hinter Facebook und Instagram, nutzt Daten von Drittanbietern zur Personalisierung von Inhalten und Werbung. Drittanbieter können dabei externe Datenlieferanten oder Betreiber von Websites und Apps sein, die Meta-Tools wie den Meta Pixel oder Social-Media-Plugins integrieren.

Diese Plugins ermöglichen es Meta, Informationen über das Nutzerverhalten zu sammeln. Solche Daten umfassen beispielsweise besuchte Seiten, Klicks auf bestimmte Buttons oder Interaktionen mit Inhalten. Selbst wenn Nutzer:innen keine ausdrückliche Zustimmung erteilen, können solche Daten an Meta übermittelt und für die Profilbildung sowie zielgerichtete Werbung verwendet werden.

Laut der Tagesschau habe der Europäische Gerichtshof (EuGH) 2024 allerdings entschieden, dass Meta nicht berechtigt sei, sämtliche personenbezogenen Daten zeitlich unbegrenzt und ohne Unterscheidung nach ihrer Art zu verarbeiten.

Mehrere Glücksspielanbieter hätten nach der Veröffentlichung der Recherchen reagiert und entweder ihre Tracking-Tools deaktiviert oder Änderungen an ihren Datenschutzrichtlinien vorgenommen. Experten würden jedoch davor warnen, dass weiterhin gravierende Lücken in der Regulierung von Online-Werbung bestünden und eine strengere Kontrolle dringend erforderlich sei.

Facebook ist in der Vergangenheit immer wieder mit fragwürdigen Praktiken und Vorfällen aufgefallen. Unter anderem hat die Autorité Nationale des Jeux (ANJ), die Glücksspielbehörde Frankreichs, vor irreführenden Werbeanzeigen für illegale Glücksspiel-Angebote auf der Plattform gewarnt – auch andere Länder sind also nicht vor solchen Aktionen gefeit.

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