Vier Jahre Haft: Lokalinhaber in Zürich verdiente mit illegalem Glücksspiel Hunderte Millionen Franken

Ein Lokalinhaber in Zürich soll sich zum Kopf eines illegalen Glücksspielimperiums entwickelt und über die letzten Jahre ohne behördliche Lizenz Millionen verdient haben. Nachdem er und drei Komplizen bereits 15 Monate in Untersuchungshaft saßen, wurden sie in dieser Woche zu Freiheitsstrafen zwischen zwei und vier Jahren wegen Geldwäsche und Verstößen gegen das Geldspielgesetz verurteilt.

Landkarte mit Schweiz-Flagge

Der Drahtzieher eines illegalen Glücksspielnetzwerks in der Schweiz ist zu vier Jahren Haft verurteilt worden (Symbolbild). © Wikipedia

Hohe kriminelle Energie und strukturierte Organisation

Ein Lokalbesitzer in Zürich, dessen Name aus ermittlungstaktischen Gründen zu Metin Akay geändert wurde, soll in den vergangenen Jahren gemeinsam mit seinem Bruder und weiteren Komplizen ein illegales Glücksspielnetzwerk aufgebaut haben.

Laut Angaben der Staatsanwaltschaft sollen er und seine Komplizen mit illegalen Glücksspielseiten zwischen 2019 und 2024 rund 324 Millionen Franken (345,55 Millionen Euro) umgesetzt haben. Nach Abzügen der Gewinnauszahlungen an die Spieler soll er einen Reingewinn in Höhe von 171 Millionen Franken (182,37 Millionen Euro) erzielt haben.

Die Schweizer Behörden sollen seit 2019 intensiv ermittelt haben. Durch Telefonüberwachungen, verdeckte Ermittler und Observationen sei es 2023 zu Festnahmen von insgesamt vier Personen gekommen. Außerdem seien große Geldbeträge und zwei Schusswaffen sichergestellt worden.

Unter den vier festgenommenen Personen habe sich auch der Lokalinhaber als Drahtzieher des illegalen Glücksspielnetzwerks befunden. Die Beschuldigten wurden zunächst für 15 Monate in Haft genommen und in dieser Woche zu Gesamtfreiheitsstrafen von zwei bis vier Jahren verurteilt.

Der zuständige Richter erklärte, dass das Strafmaß gering erscheine, da der Strafrahmen im Schweizer Strafgesetz maximal eine Haftzeit von fünf Jahren bei Verstößen gegen das Geldspielgesetz vorsehe.

AntePay diente als Zahlungsmethode des illegalen Glücksspielnetzwerks

Ein Fußballer in einem Trikot mit AntePay-Logo

AntePay war von 2019 bis 2021 Hauptsponsor des FC Zürich (Symbolbild). © Wikipedia

AntePay wurde als Zahlungsmethode für Einzahlungen in den Online Casinos des illegalen Glücksspielnetzwerks verwendet. Offiziell stand die Guthabenkarte als Zahlungsmittel in einigen legalen Online-Shops zur Verfügung. Eine Prepaidkarte des Zahlungsdienstleisters konnte sowohl online als auch physisch in einigen Verkaufsstellen in der Schweiz erworben werden.

AntePay war von 2019 bis 2021 zudem Hauptsponsor des Fußballvereins FC Zürich. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Sponsorenvereinbarung unterzeichnet wurde, um der Bezahlkarte ein seriöses Image zu verleihen, damit niemand Verdacht schöpft.

AntePay-Guthabenkarten wurden im Wert von 5 € bis 250 € angeboten. Zusätzliche Transaktionsgebühren für Zahlungen mit AntePay fielen nicht an. Hinter der Bezahlmethode stand das Unternehmen DSCnet AG, das im Jahr 2021 Insolvenz anmeldete.

Wie konnte das illegale Glücksspiel jahrelang geheim bleiben?

Der Gastronom mit türkischen Wurzeln soll in Zürich zunächst in der Automobil- und Lebensmittelbranche gearbeitet haben, bevor er ein Lokal übernahm und dort illegales Glücksspiel anbot. Als er erkannte, dass es sich um ein für ihn lukratives Geschäft handeln könnte, habe er eine eigene Software entwickeln und illegale Glücksspielseiten schalten lassen. Zuletzt agierte das Betrügernetzwerk mit der Domain solobet25.com.

Zur Koordination und Kommunikation mit seinem Netzwerk habe er auf verschlüsselte Kommunikationsmittel gesetzt, sodass Ermittler und Behörden seine Gespräche nicht abhören konnten. Neben dem illegalen Glücksspiel habe er auch Prepaid-Karten unter den Namen AntePay und Geckocard angeboten, die für die Einsätze in seinem illegalen Glücksspielnetzwerk genutzt worden seien.

Um seine Einnahmen aus dem illegalen Glücksspiel zu waschen, habe er unter anderem mit einem Gemüsehändler in Zürich kooperiert. Dieser habe einen Darlehensvertrag unterzeichnet, um einen legalen Geldtransfer von rund 1,6 Millionen Franken (1,71 Millionen Euro) vorzutäuschen. Das Geld wurde später von den Ermittlern bei Metin Akay während einer Kontrolle am Züricher Flughafen sichergestellt.

Verbleib von mehreren hundert Millionen Schweizer Franken bleibt unklar

Die Ermittler gaben an, dass der Verbleib des Großteils der rund 171 Millionen Schweizer Franken (182,37 Millionen Euro) unklar sei.

Polizei und Staatsanwaltschaft sollen jedoch davon ausgehen, dass eine große Summe des Gesamtbetrags in die Türkei transferiert und dort in Immobilien investiert worden sei.

Die Behörden in der Türkei sollen bisher jedoch nicht mit der Staatsanwaltschaft in der Schweiz kooperieren. Es bleibt abzuwarten, ob der Verbleib des Geldes dennoch geklärt werden kann.

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