Hawkins’ umstrittener WSOPC-Sieg nach Dealer-Fehler löst Kontroverse aus

Beim World Series of Poker Circuit (WSOPC) kam es am 3. März 2025 zu einem Skandal: Divyam Satyarthi (27) schied trotz seiner besseren Hand auf dem dritten Platz aus. Dies ermöglichte den späteren Sieg von Maurice Hawkins (45). Weder die Spieler, noch der Dealer oder anwesende Reporter bemerkten den Fehler rechtzeitig. Der Vorfall löste Diskussionen in der Pokercommunity aus.

Maurice Hawkins am Pokertisch.

Maurice Hawkins gewann das WSOPC-Events aufgrund einer Fehlentscheidung des Dealers. © PokerGO/Hendon Mob

Satyarthi mit besserer Hand als Drittplatzierter ausgeschieden

Der Pokerprofi Maurice Hawkins hat seinen 18. WSOP Circuit-Ring gewonnen und hatte damit den Rekord von Ari Engel (41) zumindest zwischenzeitlich [Link auf Englisch] eingestellt.

Laut The Overlay [Link auf Englisch] sei sein Triumph beim WSOPC Main Event in Maryland jedoch von einem folgenschweren Fehler überschattet worden. In einer entscheidenden Hand gegen Divyam Satyarthi habe der Dealer fälschlicherweise Hawkins als Gewinner des Pots erklärt, obwohl Satyarthi mit einer Flush-Hand tatsächlich die beste Hand gehabt habe. Weder die Spieler noch der Dealer hätten den Fehler in dem Moment bemerkt, sodass Satyarthi als Drittplatzierter mit einem Preisgeld in Höhe von 64.458 USD (rund 59.000 EUR) ausgeschieden sei. Hawkins habe es dagegen ins Heads-up geschafft und später den Turniersieg sowie die Siegprämie von 140.752 USD (rund 129.000 EUR) zugesprochen bekommen.

Die Situation sei erst Stunden später einigen anwesenden Live-Reportern aufgefallen, als Videomaterial der Hand überprüft wurde. Zu diesem Zeitpunkt sei es jedoch schon zu spät gewesen, die Entscheidung zu korrigieren. Die WSOP-Regeln [Link auf Englisch] besagen, dass eine Entscheidung nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, sobald eine neue Hand begonnen hat. Der Turnierleiter habe ebenfalls klargestellt, dass es in der Verantwortung der Spieler liege, ihre eigenen Hände richtig zu analysieren.

Debatte über die Rolle von Poker-Reportern

Nach der Kontroverse sei in der Pokerwelt eine heftige Debatte über die Rolle der Medien entbrannt. Während einige Stimmen, darunter der renommierte Turnierdirektor Matt Savage, argumentiert hätten, dass Reporter in solch einem Fall eingreifen sollten, hätten andere – darunter Poker-Legende Norman Chad (66) und Poker-Journalist Brad Willis – dagegen gehalten. Sie seien der Ansicht, dass Reporter als Beobachter neutral bleiben müssten und nicht in den Spielverlauf eingreifen dürften. Ein Eingreifen könne sogar zu unerwünschten Konsequenzen führen, insbesondere wenn Reporter falsch lägen oder dadurch ein neuer Präzedenzfall geschaffen werde, der nicht im Sinne des Spiels sei.

Shaun Deeb (39), sechsfacher WSOP-Bracelet-Gewinner, habe dies auf X (ehemals Twitter) [Link auf Englisch] mit einem Vergleich aus dem Sport untermauert: Sportkommentatoren griffen schließlich auch nicht in den Spielverlauf, selbst wenn sie einen Schiedsrichterfehler bemerkt hätten.

Dass die Fans anderer Meinung sind, zeige indes eine X-Umfrage von Pokerprofi DJ MacKinnon unter knapp 4.000 Befragten. Diese habe ergeben, dass rund 65 % der Pokerfans es für richtig hielten, wenn Reporter in solchen Fällen einschreiten würden.

Betroffene Spieler sind sich einig

Sowohl Maurice Hawkins als auch Divyam Satyarthi hätten sich inzwischen zu dem Vorfall geäußert. Satyarthi habe zugegeben, dass er in der Situation selbst den Überblick verloren habe und sich darauf verlassen habe, dass der Dealer korrekt urteile. Erst durch die Videoaufnahmen sei ihm bewusst geworden, dass er tatsächlich die beste Hand gehabt habe. Er habe eingeräumt, dass es auch seine Verantwortung gewesen wäre, seine Hand genau zu überprüfen. Dennoch habe er kritisiert, dass kein Floor-Personal den Fehler verhinderte.

Die Pflichten eines Poker-Dealers: Verantwortung am Tisch

Dealer tragen große Verantwortung für den reibungslosen Ablauf eines jeden Pokerspiels. Neben dem Mischen und Austeilen der Karten müssen sie sicherstellen, dass die Spielregeln eingehalten und Pots korrekt vergeben werden.

  • Korrektes Mischen und Austeilen: Der Dealer muss die Karten vor jeder Hand gründlich mischen und nach den festgelegten Regeln austeilen. Bei Turnieren erfolgt dies oft mit einem automatischen Shuffler.
  • Aufmerksames Verfolgen des Spielgeschehens: Ein Dealer muss stets auf die Aktionen der Spieler achten, um Regelverstöße oder Unklarheiten frühzeitig zu erkennen. Dazu gehört auch das korrekte Ansagen von Einsätzen und das Einhalten der Betting-Order.
  • Richtige Handwertung: Einer der wichtigsten Aspekte der Dealer-Tätigkeit ist das korrekte Identifizieren der Gewinnhand am Showdown. Fehler, wie sie im WSOPC Maryland Main Event geschehen sind, können gravierende Auswirkungen haben. Daher gilt die Regel: Cards speak – die Karten bestimmen den Sieger, unabhängig davon, was ein Spieler oder der Dealer ansagt.
  • Neutralität und Regelkenntnis: Ein Dealer darf sich nicht in strategische Entscheidungen einmischen oder Spielern Ratschläge geben. Stattdessen muss er das Regelwerk genau kennen und sicherstellen, dass Fairness gewahrt bleibt. Falls es zu Unsicherheiten kommt, sollte sofort ein Floor Manager oder Turnierleiter hinzugezogen werden.
  • Fehlermanagement: Sollte sich ein Fehler ereignen, ist es die Pflicht des Dealers, diesen so schnell wie möglich zu korrigieren – bevor eine neue Hand beginnt. Sobald significant action stattgefunden hat, also mindestens zwei Spieler eine Aktion durchgeführt haben, kann eine falsche Entscheidung in den meisten Turnieren nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Es sollte jedoch angemerkt werden, dass sich diese Regeln je nach Turnier und Veranstalter unterscheiden können.

Hawkins habe sich ebenfalls vollkommen auf das verlassen, was der Dealer und die Mitspieler sagten. Nachdem er den Fehler im Nachhinein bemerkt habe, sei ihm von der Turnierleitung versichert worden, dass es keine Möglichkeit gebe, die Entscheidung rückgängig zu machen. Beide Spieler seien sich derweil einig: dass der Vorfall eine Lektion für alle Pokerprofis sei. Jeder Spieler müsse sich selbst bemühen, seine Hände richtig zu analysieren.

Der Vorfall war übrigens nicht der erste dieser Art bei der WSOPC: 2023 verschenkte Pierre Kauert seine Chips nach einem All-in an seinen Gegner, obwohl der Pot eigentlich hätte aufgeteilt werden müssen. Auch hier wies niemand rechtzeitig auf den Fehler hin.

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