Norbert Brackmann: Dubiose Glücksspiel-Werbung auf Website des ehemaligen CDU-Politikers
Auf der Website des ehemaligen CDU-Politikers Norbert Brackmann, der von 2009 bis 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages war, findet sich seit einiger Zeit seltsam anmutende Werbung für ein in Deutschland nicht legales Online Casino. Wurde die Domain gegen das Wissen von Brackmann registriert?
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Auf der ehemaligen Website des CDU-Politikers Norbert Brackmann ist seit einiger Zeit Glücksspiel-Werbung zu sehen. © WikiTV
Werbung für illegales Online Casino ohne Impressum
Wer die Website norbert-brackmann.de besucht, findet dort keine Informationen zum ehemaligen Bundestagsmitglied und Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, sondern sieht sich mit Werbung für das sogenannte Spinfest Casino konfrontiert.
Eine kurze Recherche in der neuen dynamischen Suche der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) ergibt, dass Spinfest nicht auf der Whitelist steht. Es handelt sich somit um einen illegalen Anbieter. Weder das Spinfest Casino noch die ehemalige Brackmann-Website verfügen über ein Impressum.
Schlechtes Deutsch und falsche Versprechen
Beim genaueren Hinsehen fällt auf, dass die Website in sehr schlechtem Deutsch verfasst ist und voller falscher Versprechungen steckt. So werden beispielsweise Spielautomaten als “ein System, das es zu durchschauen gilt” bezeichnet und es wird dem Leser in Aussicht gestellt, dass Strategien dem Zufall ein Schnippchen schlagen könnten.
Immerhin: Sucht man bei Google nach dem Namen des ehemaligen Politikers, taucht die Fake-Website aktuell erst auf der zweiten Seite auf. Die Betreiber könnten darauf gesetzt haben, dass sie im oberen Bereich erscheinen würden.
Wie funktioniert das Geschäft mit abgelaufenen Domains?
Wenn der Inhaber einer Domain diese nicht mehr benötigt und die Verlängerung ablehnt, läuft sie nach einem bestimmten Zeitraum ab. Der Name der Website kann danach prinzipiell von einer beliebigen Person oder einem Unternehmen registriert werden. Mit speziellen Tools lassen sich diese abgelaufenen Domains aufspüren.
Im Kontext der Suchmaschinenoptimierung sind Domains interessant, die früher von vertrauenswürdigen Quellen verlinkt wurden, z.B. von Universitäten oder Zeitungen. Suchmaschinen stufen diese als seriöser im Vergleich zu einer neu registrierten Domain ohne Historie ein. Bei Google stellt das gezielte Ausnutzen dieser Technik einen Verstoß gegen die Guidelines dar.
Die ehemalige Reputation der Website könnte ausgenutzt werden, um bessere Rankings in Suchmaschinen zu erzielen. Teilweise werden die Domains auch auf eine neue Website weitergeleitet, um die Reputation zu übertragen. Das ist eigentlich für Fälle vorgesehen, in denen ein Unternehmen seinen Markennamen wechselt. Allerdings kann diese Strategie auch missbraucht werden, um vorzugaukeln, ein Projekt werde unter gleichem oder neuen Namen weitergeführt.
Im Falle von Norbert Brackmann scheint es offensichtlich zu sein, dass der ehemalige Politiker die Inhalte nicht zu verantworten hat. Doch Suchmaschinen schauen nicht mit gesundem Menschenverstand auf eine Website. Daher ist es möglich, dass die Bots der Suchmaschinen sich für eine gewisse Zeit lang täuschen lassen.
Brackmanns Website ist kein Einzelfall
Werbung für Spinfest findet sich nicht nur auf der ehemaligen Website von Norbert Brackmann, sondern auch auf rosinke-gmbh.de oder connewitz-leipzig.de – ebenfalls abgelaufene Domains ohne jeglichen Glücksspielbezug. Es erscheint denkbar, dass dieselben Drahtzieher hinter diesen Projekten stecken.
Ein weiteres Opfer einer ungewollten Domain-Registrierung scheint der SPD-Politiker Burkhard Blienert zu sein, der aktuell noch der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung ist. Auf seiner ehemaligen Website, die vorübergehend nicht mehr erreichbar war, findet sich immer noch Glücksspielwerbung in ähnlichem Stil wie im Falle von Norbert Brackmann.
Es scheint sich also um eine Betrugsmasche zu handeln, die weite Kreise zieht. Ob die GGL schon einen Plan hat, um gegen diese Form der Täuschung der Spieler vorzugehen, scheint unklar.