Bitcoin knackt 100.000 USD-Marke: Sind Kryptowährungen überhaupt ein Investment oder reines Glücksspiel?
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hat der Bitcoin zum ersten Mal die Marke von 100.000 USD (ca. 94.975 Euro) überschritten. Damit hat sich der Kurs seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Viele Anleger drängen in den Markt und treiben den Preis an. Aber handelt es sich dabei tatsächlich um ein Investment oder eher um Glücksspiel?
Gründe für den Kursanstieg des Bitcoin
Der Kurs des Bitcoin entwickelt sich, ähnlich wie bei Aktien, parallel zur Nachfrage. Das bedeutet, dass der Preis steigt, wenn viele Menschen den Bitcoin kaufen möchten. Anders als bei Aktien ist jedoch die Nachfrage nach Kryptowährungen komplett von ökonomischen Kennzahlen, wie z.B. dem Gewinn eines Unternehmens, entkoppelt.
Die aktuelle Phase des Bitcoins mit wöchentlich neuen Höchstständen, assoziieren Experten mit der Wahl von Donald Trump, der als Befürworter der Technologie gilt.
Dies könnten die Hauptgründe für den jüngsten Kursanstieg sein:
- Trump versprach im Wahlkampf, den Kryptomarkt nicht regulieren zu wollen, anders als beispielsweise die EU
- Er plane zudem den Aufbau einer nationalen Bitcoin-Reserve durch die US-Notenbank Federal Reserve, ähnlich wie die Goldreserve
- Zudem habe der krypto-kritische Chef der US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC, Gary Gensler, nach der Wahl von Trump seinen Job aufgegeben
Selbst Experten scheinen sich jedoch nicht einig darüber zu sein, was ein denkbarer Höchststand für den Bitcoin sein könnte oder ob sogar in absehbarer Zeit ein starker Rückgang drohen könnte. Aufgrund der scheinbar extrem divergierenden Meinungen scheint ein Investment in den Bitcoin seit Anbeginn eher einem Glücksspiel zu gleichen.
Das Argument der Bitcoin-Befürworter könnte lauten: Bisher hat der Bitcoin selbst nach einem starken Rückgang immer wieder einen neuen Höchstkurs erreicht. Ist das Investment also eine sichere Wette?
Kryptowährungen sind kein etabliertes Zahlungsmittel
Jede Bitcoin-Transaktion lässt sich nachvollziehen, weil alle Vorgänge auf der Blockchain gespeichert sind – einer Art Logbuch. Deshalb gibt es eine hohe Transparenz darüber, wie viele Transaktionen mit Bitcoin getätigt werden.
Inzwischen würden monatlich Bitcoin-Transaktionen in milliardenfacher Anzahl abgewickelt. Dabei handelt es sich aber scheinbar nicht um die Bezahlung von Waren oder Dienstleistungen, sondern überwiegend um den Austausch von Bitcoin gegen Geld.
Der Bitcoin gilt als Alternative zu herkömmlichem Geld, scheint aber als solches praktisch nicht genutzt zu werden. Statistiken zufolge seien Kryptowährungen nur bei ca. 0,2 % der Transaktionen im E-Commerce zum Einsatz gekommen [Seite auf Englisch].
Ist die Blockchain ist überlastet und bietet keine Sicherheitsgarantie?
Während Bitcoin-Befürworter immer wieder die Dezentralität und die damit verbundene Sicherheit der Blockchain-Technologie als Argument für den Wertzuwachs des Bitcoin anführen, scheint die Realität anders auszusehen.
Die Blockchain wird mit jeder Transaktion länger und verbraucht mehr Energie. Dadurch kann das Senden und Empfangen der virtuellen Münzen inzwischen nicht nur bis zu mehreren Tagen dauern, sondern es wird auch immer teurer und umweltschädlicher.
Zudem können die virtuellen Geldbörsen der Bitcoin-Besitzer ein beliebtes Ziel für Hacker-Angriffe sein. Es ist in der Vergangenheit darüber hinaus schon vorgekommen, dass verwahrte Kryptowährungen durch Betreiber sogenannter Krypto-Börsen veruntreut wurden.
Es steht jedoch auch jedem Bitcoin-Anleger frei, seine Kryptowährungen selbst aufzubewahren – z.B. auf einem USB-Stick. Aufgrund von Verlust des physischen Speichermediums oder anderer Unachtsamkeiten, können Bitcoin auch schlichtweg verloren gehen. Schon im Jahr 2021 seien rund 3,7 Millionen Bitcoin als verloren eingestuft worden.
Zocker kommen beim Bitcoin auf ihre Kosten
Ob der Kauf von Bitcoin Glücksspiel oder Geldanlage ist, kann nicht abschließend beantwortet werden. Zumindest gibt es, anders als im Casino, keine Bank, die automatisch gewinnt, auch wenn man die anfallenden Transaktionsgebühren von Krypto-Börsen durchaus als eine Art Hausvorteil werten könnte.
Jeder, der in Bitcoin investieren möchte, sollte bedenken, dass es sich dabei um ein hochvolatiles Investment handelt. Die Kurse schwanken sehr stark, sodass viele Investoren auf eine kurze Haltedauer setzen, um von kurzfristigen Kursdifferenzen zu profitieren.
Es gibt jedoch auch Menschen, die darauf hoffen, dass der Bitcoin langfristig neue Höchststände erreichen wird. Bisher hat die Chart-Historie gezeigt, dass die Kryptowährung dies immer wieder geschafft hat.
Allerdings sind Kursentwicklungen aus der Vergangenheit niemals ein sicherer Indikator für die Zukunft. Man darf gespannt sein, ob der Bitcoin weiterhin neue Rekorde brechen wird und wie sich dessen Praxistauglichkeit entwickeln wird.