Italienische Regierung profitiert vom Glücksspiel und will 50. Mio EUR zur Bekämpfung der Glücksspielsucht streichen

Verschiedene Studien deuten seit Jahren darauf hin, dass Spielsucht in Italien immer mehr Menschen betrifft. Für die italienische Regierung sollen die hohen Umsätze der Glücksspielindustrie jedoch von Vorteil sein: Die Regierung plane in ihrem neuen Haushaltsentwurf, Mittel zur Bekämpfung des problematischen Glücksspiels zu streichen und stattdessen den Glücksspielmarkt weiter auszubauen.

Aufnahme des italienischen Parlaments in Rom, Italien.

Der Haushaltsentwurf wird derzeit im italienischen Parlament diskutiert. © Wikipedia

Regierung streicht 50 Mio. EUR für Prävention

Die italienische Regierung von Präsidentin Giorgia Meloni, 47, berät derzeit im Parlament ihren Haushaltsentwurf für das kommende Jahr. Aus diesem Entwurf gehe hervor, dass die Regierung 50 Millionen EUR zur Bekämpfung von Spielsucht streichen wolle. Dieser Fonds wurde vor 10 Jahren eingerichtet, um Präventionsmaßnahmen finanzieren zu können.

Anstatt weiter an der Bekämpfung des problematischen Glücksspiels zu arbeiten, scheint die italienische Regierung einen anderen Kurs einschlagen zu wollen. Der Haushaltsentwurf zeige, dass mit zusätzlichen Einnahmen aus der staatlichen Lotterie gerechnet werden. Diese Gelder sollen verwendet werden, um einen Fonds für nationale Notfälle zu speisen.

Alarmierende Zahlen zur Spielsucht in Italien

Dass dieser geplante Schritt der Regierung zu einer weiteren Verschärfung der Problematik beitragen könnte, zeigen Zahlen und Statistiken aus den vergangenen Jahren. Glücksspiel ist in Italien allgegenwärtig: Insbesondere Lotterien, Rubbellose und Sportwetten sind in ganz Italien sehr beliebt.

Das macht Glücksspiel zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Im Jahr 2022 soll die Regierung 11,5 Milliarden EUR an Steuereinnahmen durch das Glücksspiel verzeichnet haben.

Aktuelle Zahlen zeigen, dass in Italien im Jahr 2023 mehr als 147 Milliarden Euro für Glücksspiele ausgegeben worden seien. Für das Jahr 2024 sollen Experten von einem Wert von über 160 Milliarden Euro ausgehen.

Maurizio Fiasco, Präsident der Vereinigung zur Erforschung des Glücksspiels, verdeutlicht, wie ernst die Situation seiner Meinung nach sei:

Wir geben 60 Prozent mehr dafür aus als Deutschland, das jedoch 40 Prozent mehr Einwohner hat. Wir fördern das Glücksspiel weiter, und das ist nicht ratsam für eine Politik, die das Land aus der Krise führen will.Maurizio Fiasco, Präsident der Vereinigung zur Erforschung des Glücksspiels, Tagesschau

Im europäischen Vergleich sollen die Italiener das meiste Geld für Glücksspiele ausgeben. Schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen in Italien sollen ein problematisches Glücksspielverhalten oder sogar eine Spielsucht aufweisen. Das sind 3 % der Bevölkerung. Diese Zahl stammt aus dem Jahr 2018: Experten scheinen davon auszugehen, dass sich die Situation in den vergangenen sechs Jahren verschärft habe.

Seit der Corona-Pandemie hätten sich die Ausgaben für Glücksspiele stark erhöht. Dies könne zur Folge haben, dass mehr Menschen ein problematisches Glücksspielverhalten zeigen.

Spielsucht auch für die Mafia von Vorteil

Dass immer mehr Menschen an einer Spielsucht erkranken, soll nicht nur für die Regierung von Vorteil sein, sondern auch für die Mafia. Auf illegalen Wettplattformen sollen jährlich mehr als 20 Milliarden EUR umgesetzt werden. Diese Plattformen unterliegen keinen Regularien und keinem Spielerschutz, sodass höhere Einsätze und Gewinne möglich seien.

Viele Menschen scheinen durch illegales Glücksspiel auf dem Schwarzmarkt noch tiefer in die Spielsucht zu geraten. Die Situation ist so brisant, dass die EGBA Italien bereits dazu aufgefordert habe, ihr komplettes Werbeverbot für Glücksspiel zu überdenken.

Spieler könnten sich verschulden und sich in Konsequenz Geld von der Mafia leihen. Dies könnte zu weiteren ernsthaften Problemen führen.

Darüber hinaus betreibe die Mafia zahlreiche Spielhallen im Lande. Dort würde sie unter anderem ihre Gelder waschen.

Regierung streitet weiter über Haushalt

Ob der Haushaltsentwurf der italienischen Regierung vom Parlament bestätigt wird, stehe noch nicht fest. Derzeit sollen die Regierung und die Opposition weiter über einige Punkte streiten. Das Thema Glücksspiel soll dabei jedoch keine Rolle spielen und auch von den Medien keinerlei Beachtung finden.

Problematisches Glücksspiel und die geplanten Änderungen der Regierung sollen insbesondere für finanziell schwächer gestellte Italiener eine Gefahr darstellen. Spieler könnten verstärkt in die Abhängigkeit geraten: Finanzielle Schwierigkeiten, soziale Probleme und eine Zunahme der organisierten Kriminalität könnten die Folge sein.

Es bleibt abzuwarten, ob der Haushaltsentwurf der Regierung gebilligt wird und wie sich die Einsparungen bei der Prävention von Spielsucht auf die Gesellschaft auswirken werden.

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