Lottohelden halbiert Jackpot von Lotto-Gewinnerin: Rechtsanwalt fordert volle Gewinnauszahlung für Zweitlotterie-Spielerin
Der Rechtsanwalt Jobst Ehrentraut hat am Wochenende den Fall einer Mandantin bei LinkedIn öffentlich gemacht, die beim Zweitlotterie-Anbieter Lottohelden bei der Ziehung am 15.12.2024 den Jackpot in der österreichischen Lotterie 6 aus 45 geknackt habe. Allerdings habe Lottohelden der Gewinnerin nur die Hälfte des Gewinns ausgezahlt.

Eine Jackpot-Gewinnern bei Lottohelden geht gegen die Halbierung ihres Gewinns vor (Symbolbild). © OnlineCasinosDeutschland.com/DALL-E
AGB-Klausel reduziert den Jackpot
Laut Ehrentraut habe seine Mandantin als einzige Spielerin den Jackpot geknackt und mit einem Gewinn von 1,2 Millionen Euro gerechnet. Allerdings habe sie nur einen Gewinn von 600.000 Euro ausgezahlt bekommen, wie der Anwalt auf LinkedIn berichtet.
Grund dafür sei die sogenannte +1-Regel in den AGB von Lottohelden. Ehrentraut behauptet, die Klausel erlaube es dem Anbieter, einen weiteren Gewinner zu einer bestimmten Gewinnklasse hinzuzufügen, um die Auszahlungsquote auf 50 Prozent zu senken.
Laut Ehrentraut werde der Gewinn somit nicht nach den staatlichen Quoten verteilt, sondern künstlich reduziert. Dies sei nach Auffassung von Ehrentraut “hochgradig überraschend” für die Spieler und nach deutschem Recht (§ 307 BGB) nicht rechtswirksam.
Lottohelden-Geschäftsführer widerspricht Darstellung
Magnus von Zitzewitz, Geschäftsführer von Lottohelden, hat wenige Stunden nach dem Post von Ehrentraut auf LinkedIn eine Antwort verfasst. Er hat Ehrentraut “Unkenntnis der Sachlage” vorgeworfen und darauf verwiesen, dass die Gewinne bei Zweitlotterien sich an den Ergebnissen der Primärlotterie orientieren würden.
Bei der Ziehung am 15.12.2024 habe es einen Jackpot-Gewinner in der Primärlotterie gegeben, sodass die Spielerin bei einer Teilnahme an der Primärlotterie ebenfalls nur die Hälfte des Jackpots gewonnen hätte. Da die Teilnahme an einer Zweitlotterie eine Wette auf die Quoten der Primärlotterie darstellt, scheint diese Argumentation nachvollziehbar zu sein.
Teilnahme an Zweitlotterien bleibt unbestraft
Die Teilnahme an Zweitlotterien stellt nach aktueller Rechtslage eine Form des illegalen Glücksspiels in Deutschland dar. Die Verbraucherzentrale warnt vor der Teilnahme an derartigen Glücksspielen.
Derzeit plädieren die meisten Anbieter dafür, auch ohne deutsche Lizenz aufgrund der EU-rechtlichen Dienstleistungsfreiheit legal auf dem deutschen Markt aktiv sein zu dürfen. In diesem Zusammenhang stehen noch einige Urteile vor dem Bundesgerichtshof (BGH) und Europäischen Gerichtshof (EuGH) aus, die diesen Sachverhalt abschließend klären sollen.
Aufgrund der undurchsichtigen Rechtslage werden Spieler in Gerichtsurteilen typischerweise geschützt. Eine 39-jährige Frau hat im vergangenen Jahr beispielsweise 106.000 Euro bei einer Zweitlotterie gewonnen und sei davon ausgegangen, dass sie legal Lotto gespielt habe. Deshalb sei ein Verfahren gegen Sie eingestellt worden, das sie der Teilnahme am illegalen Glücksspiel bezichtigt habe. Auch in weiteren Fällen hätten die Spieler ihre Gewinne behalten dürfen und keine Strafe zahlen müssen.
Lottohelden plant legalen Marktstart als Lotto-Vermittler
In einem weiteren Kommentar habe von Zitzewitz erklärt, dass Lottohelden derzeit den Marktstart als Lottovermittler vorbereite und er Geschäftsführer dieser Sparte sei, die unabhängig vom Rest der Gruppe agiere, die Zweitlotterien anbiete.
Lottohelden wird als Marke unter dem Dach der Lottoland Deutschland GmbH geführt, die über eine Lizenz zur gewerblichen Spielvermittlung bei der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) verfügt. Es scheint sich hierbei jedoch um ein komplett anderes Geschäftsmodell zu handeln, da keine Zweitlotterien veranstaltet, sondern Spieler direkt an die Primärlotterien vermittelt würden.
Man darf gespannt sein, wie sich der mögliche Rechtsstreit zwischen der Mandantin von Jobst Ehrentraut und Lottohelden entwickelt. Derzeit scheint nicht klar zu sein, ob die Anwendung der +1-Regel rechtmäßig ist. Auf Ehrentrauts Vermutung, dass willkürlich ein Gewinner der Jackpot-Gewinnklasse hinzugefügt werde, scheint Magnus von Zitzewitz nicht direkt einzugehen.