Mastercard und Visa: Zahlungen auf illegalen Glücksspielseiten trotz Verbots möglich
Mastercard und Visa stehen unter Druck, nachdem bekannt wurde, dass britische Spieler auf illegalen Seiten trotz eines Verbots weiterhin über die beiden Anbieter Zahlungen tätigen konnten. Beide Firmen reagierten und behaupteten, dass illegale Aktivitäten innerhalb ihrer Netzwerke nicht toleriert würden.

Mastercard und Visa haben Zahlungen auf illegalen Glücksspielseiten ermöglicht. © Pixabay/Pexels
Bankkartenanbieter ermöglichen Zahlungen an unlizenzierte Glücksspielseiten
Laut The Guardian [Link auf Englisch] habe eine Untersuchung von Investigate Europe aufgedeckt, dass die beiden Zahlungsdienstleister Mastercard und Visa weiterhin Zahlungen für illegale Glücksspielseiten abwickeln. Die fraglichen Seiten böten Casino-Spiele und Live-Sportwetten an, obwohl sie über keine gültige Glücksspiellizenz verfügen würden.
Die Glücksspielindustrie ist wie ein Eisberg. Oberhalb der Wasserlinie ist die legale Branche sichtbar – sie ist reguliert, besteuert und wird kontrolliert. Aber sie schwimmt in einem Meer von Kriminalität.”–Ismail Vali, Mitarbeiter der Analysefirma Yield Sec, Investigate Europe
Trotz eines freiwilligen Abkommens mit der britischen Glücksspielkommission im Jahr 2014, das solche Transaktionen unterbinden sollte, seien die Kartenanbieter auf mehreren unregulierten Glücksspielseiten weiter als Zahlungsmethode verfügbar gewesen. Mastercard sei auf neun dieser Seiten gelistet, während Visa auf zwei der Plattformen angeboten worden sei. Beide Unternehmen hätten dabei eine kleine Gebühr pro Transaktion verdient.
Beschwerden über unregulierte Anbieter
Die betroffenen Glücksspielseiten hätten zwar ohne Lizenz operiert, seien jedoch weiterhin in den Suchergebnissen erschienen und über soziale Medien beworben worden. Zwischen Oktober und Dezember 2024 hätten die fünf populärsten Seiten rund vier Millionen Besuche aus dem Vereinigten Königreich erhalten.
Bei der Glücksspielkommission seien zahlreiche Beschwerden eingegangen, da einige Plattformen Gewinne nicht ausgezahlt oder Nutzerkonten ohne Vorwarnung gelöscht hätten. So habe laut Al Mayadeen [Link auf Englisch] ein Kunde der Seite FatPirate angegeben, 6.000 GBP (rund 7.100 EUR) gewonnen, jedoch keinen Zugriff auf sein Geld erhalten zu haben. Bei Gransino sei ein Konto sogar vollständig gelöscht worden, nachdem ein Nutzer sich über verweigerte Auszahlungen beschwert habe.
Insgesamt habe die Glücksspielkommission in den letzten zwei Jahren mindestens 922 Beschwerden über unlizenzierte Anbieter verzeichnet. Experten würden davor warnen, dass Kunden auf solchen Plattformen nicht nur ihr Geld, sondern auch ihre persönlichen Daten riskierten, da diese von Kriminellen missbraucht oder verkauft werden könnten.

Spieler konnten auf illegalen Seiten über Mastercard und Visa bezahlen. © lil artsy/Pexels
Reaktionen von Mastercard, Visa und den Behörden
Mastercard und Visa hätten inzwischen auf die Vorwürfe reagiert und erklärt, dass illegale Aktivitäten innerhalb ihrer Netzwerke nicht toleriert würden. Sie würden die gemeldeten Fälle nun untersuchen. Beide Unternehmen hätten jedoch darauf hingewiesen, dass Banken für die Einhaltung der Vorschriften durch die Händler verantwortlich seien.
Während der Untersuchung sei festgestellt worden, dass die Zahlungen über ein System namens PaymentIQ abgewickelt worden seien. Diese sogenannte Zahlungsorchestrierung ermögliche es Glücksspielseiten, Transaktionen über verschiedene Finanzinstitutionen zu leiten, um die Genehmigungschancen zu maximieren. Worldline, das Unternehmen hinter PaymentIQ, habe erklärt, dass es sich um eine neutrale Softwarelösung handle, die keine direkte Kontrolle über Kundenkonten oder Zahlungsabwicklungen habe.
Kartenzahlungen bei illegalem Glücksspiel in Deutschland
Von Deutschland aus sind Zahlungen mit Kreditkarte auf einigen illegalen Seiten, genau wie auf legalen Seiten, prinzipiell möglich. Obwohl Zahlungsdienstleister keine Transaktionen für illegale Glücksspielanbieter abwickeln dürfen, geschieht dies teilweise noch immer.
Deutsche Spieler riskieren dabei jedoch rechtliche Konsequenzen. Die Teilnahme an nicht lizenziertem Online-Glücksspiel ist strafbar und kann mit Geld- oder Freiheitsstrafen von bis zu sechs Monaten geahndet werden.
Zudem hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass Banken autorisierte Kreditkartenzahlungen an illegale Anbieter nicht erstatten müssen – verlorenes Geld bleibt also in der Regel verloren. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte ausschließlich Anbieter mit einer gültigen deutschen Lizenz nutzen. Die Whitelist der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder gibt Auskunft über legale Plattformen.
Für Problemspieler würden Kreditkartenzahlungen beim Online-Glücksspiel generell ein besonders hohes Risiko bergen [Link auf Englisch], da sie es ermöglichen, schnell und unkontrolliert hohe Beträge zu setzen, ohne sofort die finanziellen Konsequenzen zu spüren.
Die britische Glücksspielkommission habe betont, dass sie bereits über 770 Unterlassungsanordnungen erlassen und mehr als 100.000 Webseiten zur Entfernung an Google gemeldet habe. Dennoch seien viele der identifizierten Glücksspielseiten weiterhin aktiv und böten Kunden in Großbritannien Willkommensboni von bis zu 1.800 GBP (rund 2.100 EUR) und Hunderte von Freispielen an.
Kritiker würden den Zahlungsdienstleistern vorwerfen, unlizenzierte Glücksspielseiten durch ihre Dienstleistungen zu legitimieren. Iain Duncan Smith, Vorsitzender der parlamentarischen Gruppe für Glücksspielreform, habe die Ergebnisse als besorgniserregend bezeichnet und gefordert, dass Mastercard und Visa umgehend Maßnahmen ergreifen müssten, um illegale Transaktionen konsequent zu unterbinden.
Während die Glücksspielkommission ihre Bemühungen zur Bekämpfung des Schwarzmarktes verstärkt, bleibt fraglich, warum die Zahlungsdienstleister ihre eigenen Verpflichtungen bislang nicht durchgesetzt haben.
Derweil seien illegale Glücksspielseiten und Glücksspielsucht wachsende Problematiken im Land. Der Betting & Gaming Council schätze, dass britische Spieler jährlich über 2,7 Milliarden GBP (rund 3,21 Milliarden EUR) auf unregulierten Seiten setzen würden.