Online Casino verklagt Spielerin in Österreich: Gewinne in Höhe von über 7.000 Euro zurückgefordert
In Österreich hat eine Spielerin das Online Casino Bet365 verklagt, um ihre Spielverluste zurückzuerhalten. Diese Vorgehensweise fußt auf dem Umstand, dass Gerichte die Verträge zwischen Spielern und Online Casinos als nichtig eingestuft haben, wenn diese nicht in Österreich lizenziert sind. Doch Bet365 hat im vorliegenden Fall eine Gegenoffensive gestartet, die Spielerin verklagt und damit einen spannenden Präzedenzfall geschaffen.
Nichtigkeit gilt in beide Richtungen
Der österreichische STANDARD hat am Samstag darüber berichtet, dass der Oberste Gerichtshof (OGH) entschieden habe, dass österreichische Online Casinos ohne Lizenz genauso die Gewinne von Spielern zurückfordern können, wie diese es für ihre Verluste dürften.
Das entsprechende Urteil unter dem Aktenzeichen 8 Ob 21/24g sei bereits Ende Juni 2024 gefällt worden, hat aber scheinbar erst jetzt die Aufmerksamkeit der Presse auf sich gezogen.
Für die Betreiber bedeute dies, dass bei etwaigen Klagen eine Aufrechnung der Gewinne und Verluste erfolgen müsse. Zudem könnten die Glücksspiel-Anbieter gezielt gegen Spieler vorgehen, die einen Gewinn erzielt hätten.
Klägerin scheitert mit Argumentation vor Gericht
Das Gericht habe das Argument der Klägerin abgelehnt, die darauf plädiert habe, dass ein illegaler Glücksspielanbieter keine Ansprüche geltend machen dürfte. Nach Aufrechnung der Gewinne und Verluste müsse die Frau nun einen Geldbetrag an Bet365 zurückerstatten.
Nach Informationen des Fachmagazins iGaming Business habe die Spielerin 7.162 Euro zwischen Mai und Juli 2020 gewonnen [Artikel auf Englisch]. Sie müsse dem Glücksspielanbieter allerdings nur 626,60 Euro erstatten.
Bill No. 55 schützt maltesische Online Casinos
Die Rückforderung von Casino-Verlusten wurde in Österreich von einem Urteil aus dem Jahr 2021 angetrieben, in dem der OGH Verträge nicht-lizenzierten Online Casinos für nichtig erklärt hatte.
Allerdings operieren die in Österreich illegalen Glücksspielanbieter meist von Malta aus, wo seit etwa einem Jahr ein umstrittenes Gesetz (Bill No. 55) gilt, das die dort ansässigen iGaming-Unternehmen vor der juristischen Verfolgung aus dem Ausland schützt. Somit sind viele der Verfahren noch in der Schwebe.
Das große Warten auf den EuGH
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) könnte in diesem Jahr noch einige richtungsweisende Entscheidungen treffen. Einerseits gilt dies in Bezug auf das Bill No. 55, dessen Rechtmäßigkeit bereits von der Europäischen Kommission geprüft werde.
Andererseits dürfte sich die mediale Aufmerksamkeit besonders auf einen Fall aus Deutschland richten: Der EuGH muss entscheiden, ob der Anbieter Tipico in Deutschland verbotenerweise tätig gewesen sei, obwohl er sich aktiv um eine Lizenz bemüht habe.
Ein Urteil des EuGH wäre auch für die österreichischen Glücksspiel-Anbieter von Relevanz, die sich ihrerseits auf die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU berufen und daher mit Spannung auf die Verkündung der Entscheidung warten dürften.