Studie zeigt: Über 29.000 Werbebotschaften für Glücksspiel am ersten Spieltag der Premier League – 165 % mehr als 2023!
Forscher der Universität Bristol haben ermittelt, dass die Glücksspielwerbung in der Premier League im Jahresvergleich deutlich zugenommen hat. Das zehnköpfige Forscherteam habe am Eröffnungswochenende der britischen Fußball-Liga über 29.000 Werbebotschaften für Glücksspiele gezählt. Letztes Jahr seien es nur knapp 11.000 gewesen. Die Steigerung über alle Kanäle hinweg betrage demnach rund 165 %.
Zahl aus der Vorsaison klar übertroffen
Als am ersten Spieltag der vergangenen Premier-League-Saison rund 11.000 Werbeeinblendungen mit Glücksspielbezug verzeichnet wurden, löste dies bereits Diskussionen aus und wurde scharf kritisiert.
Wie die aktuelle Studie der Universität Bristol [Studie auf Englisch] zeigt, hätten die diesjährigen Zahlen die des Vorjahres jedoch noch bei weitem übertroffen.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie auf einen Blick:
- Die Anzahl der Werbebotschaften sei von 10.999 auf 29.145 gestiegen, was einer Erhöhung von 165 % entspreche.
- 10.027 Werbeeinblendungen seien während der offiziellen Spielzeit erfolgt, obwohl die Glücksspielanbieter sich dazu bereit erklärt hätten, dies ausschließen zu wollen.
- Rund 74 % der Content-Werbeanzeigen im Internet seien ohne die verpflichtende Kennzeichnung erfolgt.
- Nur 8,3 % der Werbebotschaften seien auf Trikotwerbung entfallen, die in der Premier League bald verboten sein werde.
Die Forscher hätten aufgrund der Ergebnisse resümiert, dass die Selbstregulierung der Branche nicht funktionsfähig sei. Dr. Raffaello Rossi, ein Marketingforscher an der Universität Bristol und Co-Autor des Berichts, habe sogar erklärt, die Branche sei “außer Kontrolle geraten”.
Verzicht auf Trikotwerbung nur Symbolpolitik?
Die Clubs der Premier League hatten sich bereits im vergangenen Jahr darauf verständigt, ab der Saison 2026/27 auf Trikotwerbung für Glücksspielanbieter verzichten zu wollen. Dies hat jedoch einige Teams nicht davon abgehalten, sich kurz vor dem Inkrafttreten der Regelungen noch einen lukrativen Deal zu sichern.
Abgesehen von dem moralischen Verhalten der Clubs darf aber auch die Sinnhaftigkeit der Maßnahme im Allgemeinen hinterfragt werden. Gemäß der Studie der Universität Bristol entfalle nur eine von 12 Werbebotschaften auf Trikotwerbung. Insofern würde auch bei einem vollständigen Verbot die Werbeintensität sehr hoch bleiben.
Ist das britische Parlament gefordert?
Im vergangenen Dezember sei aus der Mitte des britischen Parlaments bereits die Forderung hervorgegangen, die Glücksspielwerbung im Fußball deutlich zu reduzieren. Aus der Studie der Universität Bristol kann jedoch der Schluss gezogen werden, dass der englische Fußball eher eine gegensätzliche Entwicklung durchläuft.
Dr. Jamie Wheaton, einer der Hauptautoren der Studie, habe daher eine klare Forderung an die britische Politik gerichtet:
Unsere Untersuchungen unterstreichen die Notwendigkeit eines staatlichen Eingriffs. Er muss über die freiwilligen Maßnahmen der Branche hinausgehen, um den umfassenden Schutz von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten. – Dr. Jamie Wheaton, University of Bristol, Quelle: Sky News
Das britische Parlament wird daher entscheiden müssen, ob es regulatorisch stärker gegen die Werbung vorgehen solle. Dafür müsste jedoch zunächst geprüft werden, ob und in welcher Weise die Werbepraktiken der Glücksspielanbieter gegen das geltende Recht verstoßen.