Schweizer Glücksspielgewinne werden in Sport und Kultur investiert
Ein neuer Bericht über die Verwendung der Reingewinne aus Lotterien und Sportwetten zugunsten gemeinnütziger Zwecke suggeriert steigende Glücksspieleinnahmen in der Schweiz. Hauptsächlich wird das Geld in Sport und Kultur investiert.
611,5 Millionen CHF für gemeinnützige Zwecke
Die interkantonale Geldspielaufsicht (Gespa) hat einen neuen Bericht über die Verwendung der Reingewinne aus Lotterien und Sportwetten zugunsten gemeinnütziger Zwecke im Beitragsjahr 2023 veröffentlicht.
Die Aufsicht durch die interkantonale Geldspielaufsicht Gespa soll sicherstellen, dass die Bevölkerung in der Schweiz auf sichere und sozialverträgliche Art und Weise an Lotteriespielen, Sportwetten und Geschicklichkeitsspielen teilnehmen kann.”–Interkantonale Geldspielaufsicht Gespa, Interkantonale Geldspielaufsicht Gespa
Laut des Berichts hätten die Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande im vergangenen Jahr 664,4 Millionen CHF ausgeschüttet und damit etwas mehr als die 651,5 Millionen CHF im Jahre 2022. Insgesamt seien davon 2023 611,5 Millionen CHF für gemeinnützige Zwecke ausgegeben worden. Die Verteilung auf verschiedene Posten sah folgendermaßen aus:
- Kultur: 248,5 Mio. CHF (41 %)
- Sport: 146,4 Mio. CHF (24 %)
- Schützenswerte Kulturgüter: 46,4 Mio. CHF (8 %)
- Sozialwesen: 40,7 Mio. CHF (7 %)
- Umwelt- und Entwicklungshilfe: 33,0 Mio. CHF (5 %)
- Bildung und Forschung: 27,9 Mio. CHF (5 %)
- Jugend und Erziehung: 17,5 Mio. CHF (3 %)
- Gesundheit und Behinderung: 15,0 Mio. CHF (2 %)
- Fondsverwaltungskosten: 13,2 Mio. CHF (2 %)
- Übrige gemeinnützige Projekte: 23,0 Mio. CHF (4 %)
Ferner seien die Kantone auch dieses Jahr in der Lage gewesen, Reserven aufzubauen. Knapp über 50 Millionen CHF seien auch 2023 in einen dafür vorgesehenen Fonds investiert worden, aus dem in ertragsschwachen Jahren Gelder entnommen werden können.
Bevölkerungsreiche Kantone zahlen mehr
Ein großer Teil der Gelder stammt laut des Berichts aus den bevölkerungsreichsten Kantonen. An der Spitze habe Zürich mit 108,1 Millionen CHF, gefolgt vom Kanton Waadt mit der Hauptstadt Lausanne mit 59,4 Millionen CHF. Die wenigsten Gelder für gemeinnützige Zwecke seien von den Kantonen Obwalden (1,9 Millionen CHF) und Appenzell Innerrhoden (1,3 Millionen CHF) überwiesen worden. Die vollständige Liste:
- Kanton Zürich: 108,1 Mio. CHF
- Kanton Waadt: 59,4 Mio. CHF
- Kanton Genf: 54,4 Mio. CHF
- Kanton Bern: 51,0 Mio. CHF
- Kanton Aargau: 39,8 Mio. CHF
- Kanton Wallis: 35,8 Mio. CHF
- Kanton St. Gallen: 30,2 Mio. CHF
- Kanton Freiburg: 28,1 Mio. CHF
- Kanton Tessin: 27,1 Mio. CHF
- Kanton Luzern: 22,1 Mio. CHF
- Kanton Neuenburg: 17,3 Mio. CHF
- Kanton Basel-Landschaft: 15,9 Mio. CHF
- Kanton Thurgau: 15,3 Mio. CHF
- Kanton Solothurn: 14,7 Mio. CHF
- Kanton Zug: 13,3 Mio. CHF
- Kanton Graubünden: 13,2 Mio. CHF
- Kanton Basel-Stadt: 12,0 Mio. CHF
- Kanton Schwyz: 11,6 Mio. CHF
- Kanton Jura: 8,0 Mio. CHF
- Kanton Schaffhausen: 5,5 Mio. CHF
- Kanton Nidwalden: 2,7 Mio. CHF
- Kanton Glarus: 3,1 Mio. CHF
- Kanton Appenzell Ausserrhoden: 3,1 Mio. CHF
- Fürstentum Liechtenstein: 2,6 Mio. CHF
- Kanton Uri: 2,1 Mio. CHF
- Kanton Obwalden: 1,9 Mio. CHF
- Kanton Appenzell Innerrhoden: 1,3 Mio. CHF
Wie hoch die jeweilige Überweisung ausfällt, hängt vom Spielaufkommen in den Kantonen ab. Generell wachse die Online-Glücksspielbranche in der Schweiz an. Dementsprechend ist die Spitzenposition der bevölkerungsreichen Finanzmetropole Zürich keine Überraschung. Zürich allein habe laut des Berichts 30,4 Millionen CHF in den Bereich Sport investiert.
Gespa veröffentlicht Bericht jährlich
Die Gespa veröffentlicht gemäß Art. 107 Abs. 1 Bst. d des Bundesgesetzes über Geldspiele jährlich einen Bericht über die Verwendung der Reingewinne aus Lotterien und Sportwetten durch die Kantone sowie Luxemburg, das ebenfalls von den Einnahmen profitiert. Damit solle die Transparenz der Mittelverwendung verbessert werden. Die Kantone übermitteln hierzu Informationen mithilfe eines vorgegebenen Prozesses über bereitgestellte Excel-Formulare.
Warum wird Luxemburg erwähnt?
Obwohl Luxemburg kein Kanton der Schweiz ist, wird es im Bericht der Gespa aufgeführt, da das Fürstentum ebenfalls von den Reingewinnen aus Lotterien und Sportwetten profitiert. Luxemburg hat eine besondere Vereinbarung mit der Loterie Romande, die es dem kleinen Land ermöglicht, einen Anteil der Gewinne für gemeinnützige Zwecke zu nutzen.
Die Schweiz und Luxemburg kooperieren in verschiedenen Bereichen eng miteinander. Einige der wichtigsten Kooperationen umfassen:
- Finanzsektor: Enge Zusammenarbeit in der Finanzregulierung, insbesondere bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Steuerflucht.
- Diplomatie: Beide Länder sind aktive Mitglieder internationaler Organisationen wie der UNO und der WTO und vertreten gemeinsame Interessen.
- Bildung und Forschung: Kooperation in gemeinsamen Projekten, insbesondere im Rahmen europäischer Forschungsprogramme wie Horizon Europe.
- Kultur und Medien: Gemeinsame Kulturprojekte, etwa im Bereich Film, sowie Förderung des Kulturaustauschs.
- Steuerabkommen: Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung für wirtschaftliche Vorteile in beiden Ländern.
Zwar hätten sich die Strukturen und Prozesse nach Startschwierigkeiten in den vergangenen Jahren verbessert, dennoch seien in einigen Kantonen weiterhin Unklarheiten vorhanden, besonders bei der Nachvollziehbarkeit von Fondsbewegungen und Verwaltungskosten. Prüfungen der von den Kantonen gemachten Angaben erfolgen laut des Berichts größtenteils stichprobenweise, vereinzelt aber auch im Detail. 2023 seien etwa in den Kantonen Genf und Neuenburg umfassende Prüfungen durchgeführt worden.