Australischer Glücksspiel-Konzern Star Casino wird von der Börse suspendiert: Droht der finanzielle Kollaps?
Die Schlagzeilen um den australischen Casino-Betreiber Star Casino reißen nicht ab. Nachdem der Konzern es verpasst hat, einen Bericht fristgerecht einzureichen, wurde er von der Börse suspendiert. Verschiedene australische Medien berichten, dass das Unternehmen staatliche Hilfe angefordert hat.
Star Casino reicht Finanzbericht nicht ein
Am vergangenen Freitag, den 30. August, soll die australische Börse den größten börsennotierten Casino-Betreiber des Landes, Star Casino, vorübergehend von der Börse suspendiert haben [Link auf Englisch]. Somit gebe es derzeit einen Handelsstopp für die Aktien von Star Casino. Bislang sei unklar, wann der Handel wieder aufgenommen werden könne.
Der Glücksspielkonzern habe eine Frist für die Einreichung der Finanzergebnisse für das laufende Kalenderjahr verstreichen lassen. Dieser Finanzreport hätte die Geschäftszahlen bis zum 30. Juni des Jahres enthalten müssen. Bislang sei unklar, aus welchem Grund Star Casino den Bericht nicht fristgerecht eingereicht habe.
Vernichtender Bericht veröffentlicht
Die Ereignisse am vergangenen Freitag scheinen sich überschlagen zu haben: Star Casino soll den angeforderten Bericht nicht fristgerecht eingereicht haben und gleichzeitig soll am Freitag ein brisanter Untersuchungsbericht veröffentlicht worden sein.
Im Jahr 2022 waren die australischen Behörden zu dem Schluss gekommen, Star Casino sei nicht für eine Casino-Lizenz geeignet. Dem Betreiber soll Fehlverhalten nachgewiesen worden sein und die Casino-Lizenz wurde dem Unternehmen entzogen.
Der angesehene Rechtsanwalt Adam Bell hatte zu diesem Zeitpunkt einen umfangreichen Bericht über die Geschäfte von Star Casino erstellt. Am Freitag soll Bell einen zweiten umfassenden Bericht veröffentlicht haben [Link auf Englisch]. Dieser trägt den Namen Bell-Report und wird in der australischen Presse als vernichtend bezeichnet.
Schwerwiegende Verstöße festgestellt
Aus dem Bericht gehe hervor, dass Bell vier schwerwiegende Verstöße seit der Untersuchung im Jahr 2022 festgestellt habe. Die australische Glücksspielgesetzgebung sehe vor, dass Spieler nach längeren Spielsitzungen Pausen einlegen müssten. In den Einrichtungen von Star Casinos habe es Verstöße gegen diese Vorschrift gegeben. Bell habe zudem einen Softwarefehler inklusive Betrug aufgedeckt, der das Star Casino rund 1,9 Millionen Euro gekostet haben soll.
Bell habe darüber hinaus systematischen und äußerst schwerwiegenden Betrug seitens des Personals festgestellt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten Aufzeichnungen gefälscht, um die Einhaltung von Schutzmaßnahmen für gefährdete Spieler vorzutäuschen.
Bell sei zu dem Schluss gekommen, dass es dem Unternehmen nicht gelungen sei, die Kultur der Geldwäsche und des Betrugs zu bereinigen. In den Augen Bells und der New South Wales Independent Casino Commission (NICC) habe das Unternehmen nicht genug getan, um die im Jahr 2022 aufgedeckten Probleme zu beheben:
Erst in jüngster Zeit hat es [das Unternehmen] sich den Herausforderungen zugewandt, die schon früher hätten in den Vordergrund gestellt werden müssen. […] Der Bell-Bericht unterstreicht jedoch die Bedenken des NICC, dass er von The Star nicht alle Fakten erhalten hat, und das zu einem Zeitpunkt, an dem wir die Gewissheit brauchten, dass das Unternehmen eine dringende Geschäftsumstellung finanzieren und priorisieren kann– Philip Crawford, Hauptkommissar, NICC, Daily Mail
Die NICC hebt hervor, dass sie für die Regulierung einer sehr für kriminelle Infiltration anfälligen Branche zuständig sei. Deshalb lege sie Regulierungsstandards fest, die den Erwartungen der Gesellschaft entsprächen.
Wie kann Star Casino ohne eine Lizenz Casinos betreiben?
Star Casino sorgt seit Jahren für Schlagzeilen. Der vorläufige Höhepunkt stellt eine Untersuchung aus dem Jahr 2022 dar. Es seien erhebliche Mängel bei den Maßnahmen zur Vermeidung von Geldwäsche festgestellt worden. Das Unternehmen erhielt eine Strafe von 100 Millionen AUD (ca. 61,4 Millionen EUR) und ihm wurde die Casino-Lizenz entzogen.
Dennoch betreibt Star Casino derzeit mehrere Casinos. Unter anderem in Sydney und Brisbane. Dort wurde in der vergangenen Woche ein neuer Casino-Komplex eröffnet, dessen Errichtung rund 3,8 Milliarden AUD (ca. 2,3 Milliarden EUR) gekostet haben soll.
Für das neu errichtete Casino in der Queen’s Wharf habe Star Casino erst einen Tag vor der Eröffnung eine Casino-Lizenz durch den Bundesstaat Queensland erhalten. Offiziell gilt Star Casino jedoch als ungeeignet für eine Casino-Lizenz. Es ist daher unverständlich, warum einige australische Bundesstaaten dennoch eine Lizenz ausgestellt und somit den Weiterbetrieb der Casinos gebilligt haben.
Star Casino bittet die Regierung um steuerliche Entlastung
Die Suspendierung von der Börse ist nicht die einzige Schlagzeile rund um den taumelnden Glücksspielkonzern. Wie australische Medien berichten, habe Star Casino um Steuerermäßigungen und zusätzliche Hilfsmittel gebeten [Link auf Englisch]. Es heißt, das Unternehmen habe sich dafür an die Regierungen der Bundesstaaten New South Wales und Queensland gewandt.
Diese Anfrage soll nach der Veröffentlichung des Bell-Reports eingereicht worden sein, um einen finanziellen Zusammenbruch des Unternehmens zu verhindern. Gleichzeitig stehe Star Casino im engen Kontakt mit seinen Kreditgebern, um Erleichterungen bei den Kreditrückzahlungen zu verhandeln.
Star Casino stehe bereits seit einigen Jahren vor finanziellen Problemen. Die Maßnahmen der australischen Regierung sowie ein Einbruch im Premium-Gaming-Segment hätten den Betreiber vor Herausforderungen gestellt. Zudem liefen mehrere Sammelklagen von Aktionären und eine deutlich höhere Steuer auf Einnahmen aus Pokermaschinen sei geplant.
Star Casino habe im vergangenen Jahr bereits 500 Mitarbeiter entlassen, um seine Ausgaben zu senken. Gerüchten zufolge sei sogar eine Übernahme durch Crown Resorts im Gespräch.
New South Wales verweigert Hilfen
Erst vor wenigen Minuten wurde bekannt gegeben, dass die Regierung des Bundesstaates New South Wales dem Unternehmen keine steuerlichen Erleichterungen [Link auf Englisch] zusprechen werde. Die Regierung sei der Auffassung, die Aufrechterhaltung des Geschäfts liege in der Verantwortung von Star Casino.
Darüber hinaus scheinen die Verantwortlichen zu befürchten, dass Steuerhilfen aus New South Wales den Star Casinos im Bundesstaat Queensland zugutekommen würden.
Derzeit stehe noch nicht fest, ob Star Casino in Queensland steuerliche Hilfe erhalten werde. Im Oktober werden im Bundesstaat Queensland Landtagswahlen stattfinden. Die Regierung könnte deshalb unter Druck stehen, das neue Casino in der Queen’s Wharf zu retten.
Es bleibt abzuwarten, wie lange der Glücksspiel-Konzern von der Börse suspendiert bleibt und ob steuerliche Entlastungen den finanziellen Kollaps verhindern können.