Großbritannien: Regierung stoppt Lockerung der Spielautomaten-Regeln

  • Lockerung der 80/20-Regel für Spielautomaten vorerst gestoppt
  • Regierung nennt unzureichende Maßnahmen für gefährdete Spieler als Hauptgrund
  • Britischer Glücksspielverband Bacta fordert weiterhin Modernisierung
Slotautomaten in einer Spielhalle.

Die Regeln bezüglich Spielautomaten werden in Großbritannien vorerst nicht gelockert. © Vinicius Vieira ft/Pexels

80/20-Regel vorerst gestoppt

Die britische Regierung habe laut der britischen Tageszeitung The Guardian [Link auf Englisch] überraschend die geplante Lockerung der sogenannten 80/20-Regel für Spielautomaten in Spielhallen auf Eis gelegt. Diese Vorschrift begrenze den Anteil von B3-Automaten mit Einsätzen bis zu 2 GBP (rund 2,30 EUR) und Gewinnen bis zu 500 GBP (rund 584 EUR) auf maximal 20 % der Geräte. Die übrigen 80 % müssten niedrigere Einsätze und Gewinne aufweisen.

Die Entscheidung, die Regel nicht wie vorgesehen zu lockern, sei laut einem Schreiben des Kulturministeriums durch Bedenken hinsichtlich des Schutzes gefährdeter Personen motiviert. Hintergrund sei unter anderem ein Fall, bei dem der Anbieter Merkur knapp 100.000 GBP (rund 115.000 EUR) Strafe zahlen musste, nachdem Angestellte eine krebskranke Person nicht vom zwanghaften Spielen abgehalten haben sollen.

Auch der konservative Abgeordnete Iain Duncan Smith habe betont, dass eine weitere Verbreitung der B3-Automaten angesichts derer Suchtgefahr nicht zu verantworten sei und bestehende Regelverstöße dringender untersucht werden müssten. Smith ist Vorsitzender einer parlamentarischen Arbeitsgruppe zur Untersuchung von Glücksspielschäden.

Automatenkategorien im Überblick – Was sind B3-Geräte?

Ein Family Entertainment Centre.

In Family Entertainment Centres können Kinder an Automaten spielen. © Lisa from Pexels/Pexels

In Großbritannien unterscheidet das Glücksspielgesetz zwischen verschiedenen Typen von Geldspielautomaten. Die wichtigsten Kategorien im Zusammenhang mit Spielhallen sind:

    • Kategorie B3: Einsätze bis 2 GBP (rund 2,30 EUR), Maximalgewinn bis 500 GBP (rund 584 EUR). Nur 20 % der Geräte in Spielhallen dürfen dieser Kategorie angehören.
    • Kategorie C: In Pubs und Spielhallen üblich. Maximaler Einsatz 1 (rund 1,15 EUR), Höchstgewinn 100 (rund 115 EUR).
  • Kategorie D: Niedrigste Kategorie.Sie kommen typischerweise in Family Entertainment Centres (FECs) vor – also Orten, wo auch Kinder und Jugendliche Zugang haben. Geringe Einsätze, Maximalgewinne oft unter 20 GBP (rund 23 EUR).

Betreiber und Lobbyorganisationen fordern Reform – Kommunen wollen mehr Einfluss

Die Automatenbranche, vertreten durch den Verband British Amusement Catering Trades Association (Bacta), habe mit Unverständnis auf die Verzögerung reagiert. Präsident John Bollom habe die Anpassung der Regel als sinnvolle und sichere Modernisierung bezeichnet, die auch dem Einzelhandel zugutekomme. Die Branche bestehe laut eigenen Angaben auf hohen Standards beim Spielerschutz. Bacta fordere konkret eine Änderung hin zu einem 50/50-Verhältnis oder gar die komplette Abschaffung der bestehenden Regel.

Gleichzeitig habe die Labour-Abgeordnete Beccy Cooper weitergehende Maßnahmen und mehr Entscheidungsgewalt für Kommunen gefordert, um der zunehmenden Dichte an Spielhallen in Innenstädten entgegenzuwirken. Sie habe sich ausdrücklich für eine stärkere Begrenzung der Anzahl von Glücksspielbetrieben in Wohnvierteln ausgesprochen.

Zwar sei die geplante Änderung vorerst gestoppt, das Ministerium habe jedoch nicht ausgeschlossen, die Reform zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu prüfen. Für das laufende Jahr sei aber mit keiner Änderung zu rechnen. Die Regierung sehe die Notwendigkeit, den Spielerschutz weiter zu stärken, bevor neue Liberalisierungsschritte umgesetzt werden könnten.

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