Urteil gegen Kopf der Schweizer Glücksspiel-Mafia: Steht das kriminelle Glücksspiel vor dem Ende?
Mehrere Monate lang saß einer der mutmaßlichen Anführer einer kriminellen Vereinigung in der Schweiz in Untersuchungshaft. In Zusammenarbeit mit hunderten Strohleuten, mindestens vier weiteren Drahtziehern und der Bezahlkarte AntePAY soll der 46-Jährige Millionenbeträge mit illegalem Glücksspiel verdient haben. Jetzt wurde er zu drei Jahren Haft verurteilt, muss aber trotzdem nicht ins Gefängnis.
Drei Jahre Haft und hohe Geldstrafe
Bereits Ende September 2023 haben wir darüber berichtet, dass der Schweizer Polizei ein Schlag gegen das illegale Glücksspiel gelungen sei. Am Dienstag sei einer der mutmaßlich Hauptverantwortlichen in diesem Fall zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren verurteilt worden, wie das SRF berichtet. Er sei hauptsächlich für die IT der Organisation zuständig gewesen sein.
Allerdings seien 2,5 Jahre davon auf Bewährung verhängt worden. Da der Kriminelle schon länger in Untersuchungshaft gesessen habe, sei er jetzt auf freiem Fuß. Allerdings habe er auch eine Geldstrafe im sechsstelligen Bereich zu tragen.
Schweizer Gemüsehändler bereits verurteilt
Thomas Fritschi von der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK) scheint erleichtert darüber zu sein, dass das erste Urteil gegen einen der Hauptverantwortlichen getroffen worden ist. Allerdings habe er bereits vor möglichen Nachahmern gewarnt:
Für die Glücksspiel-Mafia ist der Fahndungserfolg ein harter Schlag. […] Die Erfahrung zeigt, dass Nachfolger relativ schnell solche Plätze übernehmen. – Thomas Fritschi, Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK), Quelle: SRF
Es ist jedoch nicht das erste Urteil im Zusammenhang mit den kriminellen Machenschaften der Schweizer Glücksspiel-Mafia, wie die Organisation in den Medien genannt wird. Bereits im April 2024 sei ein 60-jähriger Gemüsehändler verurteilt worden, der die Geldwäsche für die kriminelle Organisation unterstützt habe.
Wie hat die Schweizer Glücksspiel-Mafia ihr Geld verdient?
In den letzten vier Jahren soll die Schweizer Glücksspiel-Mafia über 300 Millionen SFR (ca. 308 Millionen Euro) verdient haben. Die Staatsanwaltschaft gehe von einem Nettogewinn von 171 Millionen SFR aus.
Dies sei möglich gewesen, da die Kriminellen Hilfe von über 500 Strohleuten gehabt hätten. Diese hätten beispielsweise Wetten in Vereinslokalen angenommen oder illegale Automaten in Gaststätten aufgestellt.
Ein großer Teil der Einnahmen sei durch illegales Online-Glücksspiel entstanden. Die Täter hätten immer wieder neue Websites eröffnet und Einzahlungen über die AntePAY-Karte entgegengenommen – eine anonyme Prepaid-Geldkarte. Letztere sei eine Scheinfirma gewesen, die fast ausschließlich zur Abwicklung der Glücksspieltransaktionen der Organisation verwendet worden sei.
Vier weitere Urteile erwartet
Neben dem jetzt verurteilten Täter säßen noch vier weitere Hauptverantwortliche in Untersuchungshaft. Darunter befinde sich auch der vermeintliche Anführer der Organisation. Ihnen drohe jetzt auch ein zeitnahes Urteil.
Es bleibt abzuwarten, ob die Machenschaften der Schweizer Glücksspiel-Mafia nun zum Erliegen kommen werden oder ob – wie Thomas Fritschi es bereits befürchte – neue Kriminelle die Chance ergreifen könnten, um in die Lücke vorzustoßen.