27 % weniger Steuereinnahmen aus virtuellem Automatenspiel in Deutschland

Das Bundesministerium für Finanzen hat die Steuereinnahmen für den Mai 2024 veröffentlicht. Ein Blick in die Details zeigt, dass die Einnahmen aus dem virtuellen Automatenspiel um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen sind. Nur 15,49 Mio. Euro wurden im letzten Monat vereinnahmt.

Deutsche Flagge vor dem Reichstagsgebäude

Die Steuereinnahmen aus dem virtuellen Automatenspiel waren im Mai 2024 im Jahresvergleich rückläufig (Symbolbild). © Maheshkumar Painam/unsplash.com

5,74 Millionen Euro weniger als im Mai 2023

Das Bundesministerium für Finanzen veröffentlicht monatlich eine detaillierte Übersicht zu den vereinnahmten Steuern auf Bundes- und Länderebene. Unter anderem werden die Einnahmen aus der Rennwett- und Lotteriesteuer aufgeführt, zu denen auch die virtuelle Automatensteuer zählt.

Im Monat Mai 2024 ist dabei auffällig, dass die Einbußen bei den Steuereinnahmen aus dem virtuellen Automatenspiel besonders hoch ausfallen. Der Rückgang von 21,23 Mio. Euro auf 15,49 Mio. Euro ist bemerkenswert stark, zumal das Gesamtaufkommen der Rennwett- und Lotteriesteuer sogar anstieg.

Der auf die Glückspielbranche spezialisierte Werbefachmann Johannes Brecher der Firma lead link GmbH hat in einem LinkedIn-Post auf den starken Rückgang aufmerksam gemacht:

Keine andere deutsche Glücksspielart hat solch einen Rückgang zu verzeichnen. Poker legt sogar zu. [Der erste] Anbieter hat [seine] Lizenz zurückgegeben und konzentriert sich auf andere Märkte. […] Ist die Regulierung über das Ziel hinausgeschossen und befeuert den Schwarzmarkt? Johannes Brecher, Strategic Consultant Performance Media (lead link GmbH), Quelle: LinkedIn

Brecher hat auch erklärt, dass einige Anbieter ihre Ausgaben im Marketing heruntergefahren hätten und hat angedeutet, dass dies eine Kettenreaktion auslösen könnte, da die Einnahmen der Anbieter weiter zurückgehen dürften.

Die Virtuelle Automatensteuer (§ 38 RennwLottG) in Deutschland

In § 38 des Rennwett- und Lotteriegesetz (RennwLottG) ist geregelt, dass für virtuelle Automatenspiele 5,3 % der Bemessungsgrundlage als Steuer fällig werden. Als Bemessungsgrundlage wird oft vereinfachend von den Einsätzen der Spieler gesprochen.

Schaut man sich aber das offizielle Formular zur Anmeldung der Virtuellen Automatensteuer an, stellt man fest, dass die Bemessungsgrundlage in der Praxis von weiteren Faktoren, wie z.B. gewährten Boni, abhängt.

In jedem Fall kann man sagen, dass das Online-Glücksspiel im Vergleich zu stationären Spielhallen steuerliche Vorteile genießt. Dies führe laut einiger Betreiber dazu, dass Spielhallen in vielen Teilen Deutschlands nicht mehr attraktiv genug seien, was wiederum den Schwarzmarkt stärke.

Mögliche Erklärungen für den Rückgang der Steuereinnahmen

Einige Experten haben den LinkedIn-Post von Brecher kommentiert und ihre Sichtweise auf die Gründe für den Rückgang der Steuereinnahmen genannt.

Robert Lenzhofer, CEO Hölle Games, vermutet einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang der virtuellen Automatensteuer und den Anpassungen der Ausschüttungsquote der Online-Slots seitens der Betreiber. Je weniger die Spielautomaten ausschütten, desto geringer sei die statistische Spielzeit an einem Automaten. Dadurch sinke die von den Einsätzen abhängige Steuer. Auch Christian Heins, Director iGaming bei Tipico, vertrete diese Annahme.

Frank Hesse, Direktor Marketing & Vertrieb bei ODDSET, befürchte, dass auf dem legalen Markt nur noch die Gelegenheitsspieler übrig bleiben könnten, da Vielspieler die Neigung hätten, auf den illegalen Offshore-Markt abzuwandern. Dies hänge auch mit dem kompletten Wegfall der virtuellen Tischspiele zusammen.

Zudem gibt es noch einige Stimmen, die daran erinnern, dass Schwankungen bei den Steuereinnahmen auch zufällig sein könnten. Insbesondere durch Nachzahlungen und Korrekturbuchungen sei das Potential für Abweichungen gegeben. Einige Experten vermuten sogar, dass manche illegale Anbieter als Schutzmaßnahme vor einer Verfolgung ihrer Aktivitäten, Steuern entrichten würden.

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