Forderung von Aktivisten: Labour Party soll die geplante Glücksspielabgabe von 100 Millionen GBP pro Jahr durchsetzen

Nach der Wahl in Großbritannien Anfang Juli 2024 ist es zu einem Machtwechsel gekommen. Keir Starmer ist der erste Premierminister der Labour Party seit 14 Jahren. Unklar ist noch, wie die Labour Party mit Vorstößen umgeht, die von der Conservative Party angestoßen, aber noch nicht umgesetzt wurden. Aktivisten haben jetzt unter anderem die Erhebung der Glücksspielabgabe von 100 Millionen GBP (ca. 119 Millionen Euro) pro Jahr gefordert. Es gehe hierbei um Menschenleben.

Keir Starmer bei seiner ersten Rede als Premierminister Großbritanniens

Der britische Premierminister Keir Starmer wird von Glücksspiel-Aktivisten unter Zugzwang gesetzt. © Kirsty O’Connor/Wikimedia

Offener Brief an Keir Starmer

In einem offenen Brief hätten sich Aktivisten laut The Guardian an den britischen Premierminister Keir Starmer gewandt, um diesen zur Fortsetzung bestimmter Maßnahmen im Glücksspielbereich zu bewegen [Artikel auf Englisch], die von der Conservative Party initiiert worden seien. Die Unterzeichner seien Vorstandsvorsitzende der Samaritans, acht Mitglieder des House of Lords sowie Akademiker und weitere Interessenvertreter.

Die Aktivisten hätten befürchtet, dass sich besonders die geplante Zwangsabgabe für britische Glücksspielunternehmen an den National Health Service (NHS) aufgrund des Machtwechsels verzögern könnte. Das Geld sei für die glücksspielbezogene Forschung und die Behandlung von Personen, die Anzeichen einer Spielsucht zeigen würden, vorgesehen.

Die Unterzeichner des Briefes schreiben, sie seien “zutiefst besorgt über die Verzögerung bei der Einführung einer gesetzlichen Abgabe” und forderten die Regierung auf, die Umsetzung voranzutreiben, weil dies sonst zu “Schäden an der psychischen Gesundheit” führen und schließlich “Leben kosten” könnte.

Labour Party wird Nähe zum Glücksspiel unterstellt

Die Aktivisten hätten zudem Bedenken hinsichtlich der Verbindungen zwischen hochrangigen Labour-Politikern und der Glücksspielbranche geäußert. Es werde befürchtet, dass dies zu einer politischen Neuausrichtung führen könnte, die durch die Conservative Party in Form des Gambling White Paper bereits weit entwickelt wurde.

Die Labour Party hätte schon häufiger Spenden aus der Glücksspielbranche entgegengenommen, die durch die Liberalisierung unter Ex-Premierminister Tony Blair 2005 erstmals Fuß fassen konnte. Zudem gebe es mehrere ehemalige Labour-Politiker, die inzwischen Jobs in der Glücksspielbranche hätten und gute Beziehungen zu ihren ehemaligen Parteikollegen unterhalten würden.

Allerdings scheint diese Kritik nur bedingt relevant zu sein, da auch einige Politiker der Conservative Party in der Vergangenheit Spenden für ihre Partei generiert haben oder sogar zur Glücksspielbranche gewechselt sind. Dennoch hat sich die Conservative Party für eine Neuregulierung des Glücksspiels stark gemacht.

Neue Zahlen der Glücksspielkommission erwartet

In Kürze sei mit der Veröffentlichung von aktuellen Zahlen zur Spielsucht und anderen glücksspielbezogenen Schäden durch die UK Gambling Commission (UKGC) zu rechnen. Diese Statistiken seien auf einer neuen methodischen Basis berechnet worden und könnten darauf hinweisen, dass die Häufigkeit problematischen Glücksspiels höher sein könnte als bisher angenommen.

Sollten die Zahlen entsprechend hoch ausfallen, könnte dies den Druck auf die Labour Party erhöhen, die von der Vorgängerregierung geplanten Maßnahmen voranzutreiben.

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