Belgischer Fußball: Zahlreiche Vereine umgehen das Glücksspiel-Werbeverbot
Seit dem 1. Januar 2025 gelten in Belgien strenge Regelungen für Glücksspielwerbung im Fußball. Trotz der strikten Vorgaben scheinen zahlreiche belgische Fußballvereine einen Weg gefunden zu haben, diese auszuhebeln und die Richtlinien zu umgehen. Wir berichten.
Klubs platzieren Logos von Tochterfirmen auf ihren Trikots
Schon seit eineinhalb Jahren konnten sich belgische Fußballvereine auf die neuen Richtlinien für Glücksspiel-Sponsoring einstellen. Nach einer Übergangsfrist von einem Jahr ist es den Klubs seit Jahresbeginn verboten [Link auf Niederländisch], in ihren Stadien für Glücksspielunternehmen zu werben.
Auch für das Trikot-Sponsoring gelten strenge Regelungen, die durch die belgische Glücksspielbehörde Kansspelcommissie bereits im Jahr 2023 festgelegt wurde.
Es darf lediglich das Logo eines Glücksspielanbieters ohne werblichen Slogan angebracht werden. Dieses darf nicht auf der Vorderseite des Trikots platziert werden und eine Fläche von 75 cm² (7,5 cm x 10 cm) nicht überschreiten.
Einige Fußballvereine der belgischen Jupiler Pro League umgehen dieses Verbot, indem sie nun die Logos von Tochterfirmen ihrer Glücksspielsponsoren auf der Vorderseite des Trikots anbringen. Bei diesen Tochterfirmen handelt es sich dann beispielsweise um News-Portale.
Auf diesen Webseiten finden sich dann oftmals Verlinkungen zu den Sportwetten- oder Glücksspielangeboten des Mutterkonzerns.
FC Brügge, Standard Lüttich und weitere Vereine umgehen Verbot
Im belgischen Fußball sind in der Vergangenheit zahlreiche Vereine durch Glücksspielunternehmen gesponsert worden. Inzwischen sollen viele von ihnen für Tochterunternehmen ihres Sponsoren auf der Vorderseite ihres Trikots werben.
Aktuelle Aufnahmen zeigen beispielsweise, dass der FC Brügge, der derzeit die belgische Fußballliga [Link auf Niederländisch] anführt, einen großen Slogan von U-Experts auf der Brust der Trikots trägt. U-Experts ist ein Tochterunternehmen des Sportwettenanbieters Unibet, der der Hauptsponsor des Vereins ist:
Ein weiteres Beispiel ist der Verein Standard Lüttich, der von dem Sportwetten-Anbieter Circus gesponsert wird. Nachdem das Logo des Anbieters von der Vorderseite der Trikots verschwinden musste, befindet sich dort nun der Slogan Circus Daily.
Dabei handelt es sich um eine Webseite, die Nutzer bewusst auf die Seite von Circus leitet. Da es sich fast um dieselben Namen handelt, könnte dieses Vorgehen von der Glücksspielbehörde als besonders kritisch eingestuft werden:
Auch der Verein Royal Antwerpen FC könnte mit seinem neuen Trikot gegen die Richtlinien verstoßen. Der Klub wird von dem Sportwettenanbieter BetFirst gesponsert, trägt seit Jahresbeginn jedoch den Slogan AntwerpFirst auf der Brust der Trikots. Dabei handelt es sich um eine Stiftung, die von BetFirst unterstützt wird:
Ähnliches Schlupfloch auch im englischen Fußball?
Das Verbot von Glücksspiel-Sponsoring ist nicht nur im belgischen Fußball sehr präsent. Auch in England wird seit geraumer Zeit darüber diskutiert. Die Vereine der Premier League haben sich darauf geeinigt, ab der Saison 2026/2027 freiwillig auf Werbung für Sportwetten-Anbieter auf der Brust der Trikots zu verzichten [Link auf Englisch].
Fraglich ist, wie die aktuellen Ereignisse im belgischen Fußball sich auf das kommende Verbot auswirken könnten. Denn in England haben in der laufenden Saison 11 von 20 Vereinen einen Sportwetten-Sponsor. Demnach dürfen viele Vereine ein Interesse daran haben, mit einem Schlupfloch weiterhin für ihre Sponsoren zu werben.
Maßgebend dafür dürfte sein, wie die belgische Glücksspielbehörde auf den Versuch der Vereine reagiert, das Verbot zu umgehen.
Droht den belgischen Klubs eine Strafe?
Bislang soll sich die belgische Glücksspielbehörde noch nicht zu dem Vorgehen der Fußballvereine geäußert haben. Es heißt jedoch, dass sie eine Untersuchung eingeleitet habe und prüfe, ob das Platzieren der Slogans von Tochterunternehmen gegen die neuen Richtlinien verstoße.
Möglicherweise könnte den Vereinen eine Strafe drohen, sollte die Glücksspielbehörde einen Verstoß gegen die geltenden Richtlinien feststellen.