Legalisierung von Sportwetten in Brasilien: Präsident Lula spricht sich für Verbot bestimmter Sportwetten aus
Der brasilianische Präsident Lula da Silva, 79, hat sich in einem TV-Interview dafür ausgesprochen, bestimmte Sportwetten zu verbieten. Er sei der Meinung, dass die Integrität des Sports bewahrt werden müsse.
Wetten auf Abseits sowie gelbe und rote Karten sollen verboten werden
Am vergangenen Sonntag, den 10. November, hat Brasiliens Präsident Lula da Silva ein TV-Interview gegeben. Neben ihm nahmen auch die Senatoren Jorge Kajuru, 63, und Leila Barros, 53, an dem Gespräch teil. Darin wurde thematisiert, wie sich die Legalisierung von Sportwetten auf die Integrität des brasilianischen Fußballs auswirken könnte.
Es bestehe die Gefahr, dass kriminelle Geschäftsleute und Sportler Spiele manipulieren könnten, um mit Sportwetten Gewinn zu machen. Lula sei der Meinung, dass insbesondere junge Spieler Gefahr liefen, beeinflusst zu werden, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen.
Senator Kajuru habe daraufhin vorgeschlagen, bestimmte Sportwetten zu verbieten. Seiner Meinung nach sollten Wetten auf Fouls und Abseits sowie auf gelbe und rote Karten untersagt werden. Er habe vorgeschlagen, nur Wetten auf den Endstand eines Spiels zu erlauben.
Präsident Lula teile diese Ansicht:
Ich denke, es ist richtig. Man kann sogar das Ergebnis des Spiels manipulieren, aber das ist viel schwieriger, als eine Gelbe Karte zu manipulieren. Ein Spieler, der bereits ein gutes Gehalt verdient, muss das nicht tun.– Lula da Silva, brasilianischer Präsident, Correio Braziliense
Lula habe hinzugefügt, dass ein solches Gesetz bereits erarbeitet werde. Er rechne derzeit damit, dass es im kommenden Januar, spätestens im Februar, verabschiedet werde.
Drei brasilianische Fußballspieler unter dem Verdacht der Spielmanipulation
In dem Interview seien auch die aktuellen Manipulationsvorwürfe zur Sprache gekommen, die sich gegen drei brasilianische Fußballspieler richten. Lula erwähnte die Untersuchung gegen Lucas Paquetá, 27.
Der brasilianische Nationalspieler steht derzeit bei West Ham United in der Premier League unter Vertrag. Ihm wird vorgeworfen, mindestens vier Spiele manipuliert zu haben. Er soll absichtlich gelbe Karten erhalten haben, da in Brasilien rund 60 Menschen darauf gewettet hätten. Paquetá soll sich in den kommenden Wochen vor einer brasilianischen Untersuchungskommission äußern müssen.
Mit Luiz Henrique, 22, und Bruno Henrique, 33, stehen zwei weitere brasilianische Fußballspieler unter Verdacht, Spiele manipuliert zu haben, um bei Sportwetten zu gewinnen. Beiden werde vorgeworfen, absichtlich gelbe Karten provoziert zu haben [Link auf Englisch].
Zahlreiche Spiele in Brasilien unter Manipulationsverdacht
Während brasilianischen Fußballspielern vorgeworfen wird, Spiele im Ausland manipuliert zu haben, gibt es auch in der brasilianischen Liga erneut Manipulationsvorwürfe. Der brasilianische Fußballverband Confederação Brasileira de Futebol (CBF) habe in der vergangenen Woche einen Brief an den Senator für Sportwetten verfasst. Darin lege der Verband vier Verdachtsfälle von möglicher Spielmanipulation offen.
Bislang seien lediglich die Details eines der Spiele bekannt: Es soll sich dabei um die Begegnung zwischen Athletico-PR und Cruzeiro vom 27. Oktober handeln. In welcher Form die Spiele möglicherweise manipuliert worden seien, wurde noch nicht öffentlich gemacht.
Fälle wie diese zeigen, dass die Integrität des brasilianischen Fußballs in Gefahr sein könnte. Es ist keine Seltenheit, dass in der ersten brasilianischen Liga Spiele unter Manipulationsverdacht stehen und Ermittlungen eingeleitet werden. Bislang scheint es jedoch nur in den seltensten Fällen zu Konsequenzen zu kommen.
Weitere Mechanismen zur Verhinderung von Manipulationen
In den vergangenen Monaten hat die brasilianische Regierung bereits einige Mechanismen eingeführt, um Spielmanipulationen zu verhindern. Dafür hat das brasilianische Finanzministerium einen Vertrag mit Sportradar und der International Betting Integrity Association (IBIA) geschlossen.
Sportradar werde das technische Team des brasilianischen Finanzministeriums unterstützen. Diese Zusammenarbeit soll es der Behörde ermöglichen, Sportwetten effektiv zu überwachen und gegebenenfalls Sanktionen auszusprechen. Gleichzeitig sollen die Experten von Sportradar die Mitarbeiter schulen, um mögliche Manipulationen erkennen zu können.
Der geschlossene Vertrag mit der IBIA ermöglicht es beiden Parteien, Informationen über verdächtige Wettaktivitäten untereinander auszutauschen. Auch eine Zusammenarbeit bei der Untersuchung dieser Fälle sei zukünftig möglich. Hinzu kommt, dass im August bereits höhere Strafen für Spielmanipulationen eingeführt wurden.
Somit bleibt abzuwarten, wie sich die getroffenen Maßnahmen in der Praxis auswirken werden, wenn die Legalisierung der Sportwetten in Brasilien im Januar 2025 in Kraft treten wird.