Lucas Paquetá muss in Brasilien wegen Spielmanipulation vor Untersuchungsausschuss aussagen
Der Matchfixing-Skandal um den brasilianischen Fußballspieler Lucas Paquetá von West Ham United geht weiter. Paquetá soll versucht haben, mindestens vier Premier League-Spiele zu manipulieren. Er muss nun vor einer Untersuchungskommission in Brasilien aussagen.
Update vom 18.10.2024:
In einer heute veröffentlichten Erklärung betonte Paquetá, dass er weiterhin alle Vorwürfe abstreite und sich über „irreführende und ungenaue Presseartikel“ besorgt zeige, die sowohl in England als auch in Brasilien veröffentlicht wurden. Er forderte die FA auf, zu untersuchen, wie vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit gelangen konnten, und erklärte, dass diese falschen Berichte seine Chancen auf ein faires Verfahren gefährden könnten.
Paquetá und weitere Personen müssen aussagen
Wie Sportwitness berichtet [Link auf Englisch] muss der brasilianische Fußballspieler Lucas Paquetá im Zusammenhang mit einem Sportwetten-Skandal um seine Person vor einer Parlamentarischen Untersuchungskommission für Sportwetten in seinem Heimatland aussagen. Der Spieler, der bei West Ham United in der Premier League unter Vertrag steht, habe zunächst eine Einladung ignoriert und sei nun nun offiziell vorgeladen worden.
Paquetá habe in vier Spielen versucht, vom Schiedsrichter verwarnt zu werden, um Wetten von Dritten zu beeinflussen. Rund 60 Menschen in Brasilien sollen bis zu 480 Euro auf Paquetás Verwarnungen gesetzt haben. Damit habe der Mittelfeldspieler gegen die FA-Regeln E5 und F3 verstoßen.
Ich finde es absurd, ich finde es abscheulich, dass der Spieler Paquetá immer noch in der brasilianischen Mannschaft ist, einberufen wird und spielt.”–Jorge Kajuru, Vorsitzender der Parlamentarischen Untersuchungskommission für Sportwetten, iGaming Brazil
Auch Paquetás Onkel Bruno Tolentino müsse vor dem Untersuchungsausschuss aussagen. Er soll einen hohen Geldbetrag an den brasilianischen Profi Luiz Henrique überwiesen haben, als dieser noch bei Betis Sevilla in Spanien unter Vertrag stand. In diesem Fall sei es, genau wie bei Paquetá, um mutwillig provozierte gelbe Karten gegangen.
Derzeit ist Paquetá noch spielberechtigt. Der Prozess gegen ihn könne sich noch bis in den kommenden Sommer hinein ziehen. Bei einer Verurteilung drohe dem Brasilianer allerdings eine lebenslange Sperre. Brasilien hat erst vor Kurzem härtere Strafen für Spielmanipulationen eingeführt.
Matchfixing-Skandal zieht sich schon seit über einem Jahr
Paquetá ist bereits im Mai dieses Jahres wegen illegaler Wetten angeklagt worden. Die englische Football Association (FA) habe schon seit August 2023 gegen den Brasilianer ermittelt und ihn schließlich der Verstöße beschuldigt.
Paquetá, dem damals bis Juni Zeit gegeben worden sei, um eine Stellungnahme zu veröffentlichen, reagierte verärgert, machte zunächst aber den Anschein, sich kooperativ zu zeigen. Vor Kurzem sei der Mittelfeldspieler laut Insidersport [Link auf Englisch] aber erneut von der FA angeklagt worden, da er die Ermittlungen zum Fall behindert habe. In diesem Zusammenhang seien auch seine Social Media Nachrichten, Anrufe und Bankkonten überprüft worden.
Ich bin sehr überrascht und verärgert, dass die FA beschlossen hat, mich anzuklagen. Neun Monate lang habe ich bei jedem Schritt der Ermittlungen kooperiert und alle mir möglichen Informationen zur Verfügung gestellt. Ich weise die Vorwürfe in vollem Umfang zurück und werde mit allen Mitteln dafür kämpfen, meinen Namen reinzuwaschen. Aufgrund des laufenden Verfahrens werde ich keine weiteren Kommentare abgeben.”–Lucas Paquetá, brasilianischer Fußballspieler von West Ham United, Instagram
Ausnahmespieler Lucas Paquetá: Nicht der erste Fall
Paquetá war laut transfermarkt.de zeitweise 65 Millionen Euro wert. Derzeit ist er mit 55 Millionen Euro Marktwert trotz eines Minus von 10 Millionen Euro noch immer der wertvollste Spieler der Hammers. In der letzten Saison gab es wiederholt Gerüchte um einen Wechsel zu einem absoluten Top-Club. Besonders der Liga-Rivale und zehnfache englische Meister Manchester City sei interessiert gewesen.
Lucas bestreitet das Vergehen kategorisch und wird seine Position weiterhin vehement verteidigen. Der Verein wird dem Spieler während des gesamten Prozesses zur Seite stehen und ihn unterstützen.”–West Ham United, transfermarkt.de
Der Fall Paquetá ist nicht der erste Sportwetten-Skandal in der Premier League. Erst im Mai 2023 war der damals beim FC Brentford unter Vertrag stehende englische Nationalstürmer Ivan Toney (28) wegen eines Verstoßes gegen die FA-Regel E8 für 25 Spiele gesperrt und zu einer Geldstrafe in Höhe von 57.000 Euro verurteilt worden. Toney habe laut Spiegel insgesamt 232 Mal gegen Wettregeln verstoßen. Seine Sperre wegen Spielmanipulation endete im Januar 2024.
Die größten Sportwetten-Skandale in der Premier League
Die Premier League ist nicht nur für aufregende Fußballspiele bekannt, sondern auch für einige Skandale rund um das Thema Wetten. Hier sind drei der größten Matchfixing-Skandale, die die Liga erschütterten:
- Bruce Grobbelaar (1994) – Der Torwart von Liverpool geriet in die Schlagzeilen, als er beschuldigt wurde, Spiele absichtlich manipuliert zu haben. Er wurde vor Gericht freigesprochen. Der Skandal schadete seinem Ruf dennoch nachhaltig.
- Joey Barton (2017) – Der wegen seines aufmüpfigen Charakters ohnehin schon kontroverse Mittelfeldspieler wurde von der FA für 18 Monate gesperrt, nachdem er über 1.200 Wetten auf Fußballspiele, darunter auch auf eigene Partien, platziert hatte. Seine Karriere endete daraufhin abrupt.
- Matt Le Tissier (2009) – Der ehemalige Southampton-Star gab zu, an einem Versuch beteiligt gewesen zu sein, in einem Spiel gegen Wimbledon absichtlich den Ball ins Aus zu schießen, um Wetten zu gewinnen. Der Versuch der Spielmanipulation scheiterte, doch das Geständnis sorgte für große Empörung.
- Andros Townsend (2013) – Der Flügelspieler von Tottenham Hotspur wurde für vier Monate gesperrt und zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er Wetten auf Fußballspiele platziert hatte. Townsend entschuldigte sich und bezeichnete sein Verhalten als Fehler.
- Dan Gosling (2014) – Der Mittelfeldspieler von Bournemouth wurde von der FA mit einer Geldstrafe belegt, nachdem er zugegeben hatte, Wetten auf Fußballspiele abgegeben zu haben. Er entschuldigte sich öffentlich und versprach, aus seinem Fehler zu lernen.
Auch Newcastles Mittelfeldstratege Sandro Tonali (24) war zwischen Oktober 2023 und August 2024 gesperrt. Ihm seien zahlreiche Wetten auf seine früheren Vereine wie den AC Mailand vorgeworfen worden. Sowohl Toney als auch Tonali haben sich laut transfermarkt.de wegen Spielsucht in Behandlung gegeben.
In der Folge dieser Skandale habe die Premier League im Juli einen neuen Verhaltenskodex für die Zusammenarbeit mit Sportwetten-Sponsoren aufgestellt. Der Kodex basiere auf vier Prinzipien: Schutz, soziale Verantwortung, Reinvestition und Integrität.