Briten befürworten Verbot von Glücksspielwerbung bei Sportveranstaltungen
Laut einem Bericht der britischen Zeitung The Guardian stellt die Spielerschutz-Organisation GambleAware vor der anstehenden Wahl Forderungen an die nächste Regierung Großbritanniens. GambleAware fordert ein Verbot von Glücksspielwerbung bei Sportveranstaltungen und im Vorabendprogramm. Eine Studie soll belegen, dass die britische Bevölkerung diesen Vorschlag befürworte.
Problemspieler vor Glücksspielwerbung schützen
Wie der Guardian berichtet [Link auf Englisch], habe GambleAware [Link auf Englisch] eine großangelegte Umfrage durchgeführt. Das Ergebnis sei, dass zwei Drittel der Menschen in Großbritannien ein Verbot von Glücksspielwerbung bei Sportveranstaltungen und im Vorabendprogramm (Fernsehen, Videos on demand sowie Radio) befürworte. Auf dieser Grundlage fordere GambleAware ein Handeln der künftigen britischen Regierung.
Die Spielerschutz-Organisation hebt hervor, dass Glücksspielwerbung insbesondere für Menschen mit problematischem Glücksspiel gefährlich sei. Diese Personengruppe habe eine höhere Wahrscheinlichkeit, aufgrund der Werbung an Glücksspiel teilzunehmen.
Eine Studie von GambleAware habe ergeben, dass 40 % aller Problemspieler durch Werbeanzeigen mehr Geld und/oder mehr Zeit mit Glücksspiel und Sportwetten verbracht hätten. Zoe Osmond, Geschäftsführerin von GambleAware, sieht dringenden Handlungsbedarf:
Die Daten geben einem das Gefühl, dass der Widerstand der letzten Regierung, dass es keinen Kausalzusammenhang gibt, noch einmal überprüft werden muss.– Zoe Osmond, Geschäftsführerin, GambleAware, The Guardian
GambleAware fordert stärkere Warnhinweise
Die Spielerschutz-Organisation fordere nicht nur ein Verbot von Glücksspielwerbung bei Sportveranstaltungen. GambleAware soll sich für die Einführung von Gesundheitswarnungen auf Glücksspielprodukten, wie es sie bereits auf Zigaretten gibt, aussprechen. Dadurch würden Spieler vor den potenziellen Risiken gewarnt.
Bereits im Mai 2024 hatte GambleAware außerdem aussagekräftigere Warnungen in Glücksspielwerbung gefordert. Die bisherigen Slogans und Formulierungen brächten nicht den gewünschten Effekt. Die Spielerschutz-Organisation hatte daraufhin drei neue Slogans vorgeschlagen.
Komplettes Verbot von Glücksspielmarketing im Sport?
GambleAware fordere laut dem Guardian sogar, Glücksspielmarketing im Sport komplett zu verbieten. Das würde vor allem die Sponsoren betreffen: Die Spielerschutz-Organisation befürworte das Entfernen der Glücksspiel-Logos von Trikots, Trainingsbekleidung und Stadien.
Auf dem Weg dorthin konnte GambleAware bereits einen kleinen Erfolg feiern. Ab der Saison 26/27 ist Werbung für Glücksspielanbieter auf der Brust der Trikots in der Premier League verboten. Auf den Ärmeln sowie den Werbeflächen im Stadion wird Werbung für Glücksspiel- und Sportwettenanbieter aber weiterhin erlaubt sein.
Dass das anstehende Verbot bislang nur wenig Eindruck gemacht hat, zeigen zwei kürzlich abgeschlossene Sponsoren-Verträge zweier Premier League Vereine. Die Wolverhampton Wanderers und Crystal Palace haben vor wenigen Tagen ihre neuen Glücksspiel-Sponsoren vorgestellt.
Wie groß ist der Einfluss von Werbebotschaften im Sport tatsächlich?
Die Diskussion rund um Glücksspielwerbung, insbesondere im Sport, ist in Großbritannien schon lange ein wichtiges Thema, bei dem die Meinungen zwischen Spielerschutz-Organisationen und der Industrie stark auseinandergehen. In diesem Zusammenhang hat eine Studie im September 2023 interessante Ergebnisse geliefert.
Die Universität Bristol hat untersucht, wie viele Werbeanzeigen im Sport tatsächlich ausgespielt werden. Dafür hat der Bristol Hub for Gambling Harms Research gezählt, wie viele Werbeanzeigen von Glücksspielanbietern an einem Wochenende in der englischen Premier League ausgestrahlt werden.
Am ersten Spieltag der Saison 23/24 habe das Forschungsteam in insgesamt zehn Spielen 11.000 Werbeanzeigen mit Glücksspielbezug ermittelt. Besonders erschreckend dabei sei für die Forscher, dass einige dieser Anzeigen ohne einen Werbehinweis oder Warnungen ausgestrahlt worden seien.
Behörden sehen keinen Handlungsbedarf
Ob die Forderungen von GambleAware Gehör finden werden, könnte von dem Ergebnis der bevorstehenden Wahl in Großbritannien abhängen. Umfragen zufolge [Link auf Englisch] zeichnet sich ein Regierungswechsel ab. Die Labour-Partei könnte anders auf die Forderungen von GambleAware reagieren als die Tories.
Der derzeitige Glücksspielminister Stuart Andrew sehe derzeit keinen Handlungsbedarf. Er gab an, dass seine Behörde sich nicht mit einem Verbot von Glücksspielwerbung beschäftigt habe, da es keinen Beweis für Schäden durch Werbeanzeigen für Glücksspiel und Sportwetten gebe.
Ein Sprecher der Glücksspiel-Lobby, Betting & Gaming Council, bekräftigte dieses Argument:
Die Regierung hat zuvor erklärt, dass die Forschung keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem Aussetzen gegenüber Werbung und der Entwicklung von problematischem Glücksspiel festgestellt habe. Wettwerbung und Sponsoring müssen strengen Richtlinien entsprechen und die Botschaft für sichereres Glücksspiel wird regelmäßig und gut sichtbar angezeigt.– , Sprecher der Glücksspiel-Lobby Betting & Gaming Council, The Guardian
Es bleibt abzuwarten, wie die zukünftige britische Regierung dieses Thema behandeln wird und ob Maßnahmen ergriffen werden.