Veränderungen in der Branche: Ist das Ende der skandinavischen Glücksspiel-Monopole in Sicht?

Gustaf Hoffstedt und Morten Ronde, die Vorsitzenden der schwedischen und dänischen Glücksspielverbände, haben ein Ende des staatlichen Glücksspielmonopols in Skandinavien prognostiziert. Allgemein seien sie der Auffassung, dass der Staat nicht als Akteur, sondern als Regulator auf dem Glücksspielmarkt auftreten solle.

Skyline von Stockholm

Die Glücksspielmonopole in den skandinavischen Ländern könnten sich bald auflösen (Symbolbild). © Raphael Andres/unsplash.com

Kritik an staatlichen Glücksspielunternehmen

In Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden gelten unterschiedliche Glücksspielgesetze. Bis heute sind in allen Ländern Teile oder das gesamte Glücksspielangebot in der Hand des Staates.

Laut Hoffstedt sei dieser Umstand nicht wünschenswert und auch kein typischer Fall für die ansonsten überwiegend privatisierte westliche Wirtschaft:

In der westlichen Gesellschaft ist es normal, dass private Unternehmen die Geschäfte führen, während Regierungen und Parlamente die Regeln festlegen und überwachen. Doch in den [skandinavischen] Ländern ist der Staat ein ziemlich aggressiver Wirtschaftsakteur. Gustaf Hoffstedt, Vorsitzender der Branschföreningen för Onlinespel (BOS), Quelle: iGaming Business

Laut dem Fachmagazin iGaming Business habe Hoffstedt darüber hinaus erklärt, dass staatliche Betreiber häufig ehemalige Politiker in Ämter höben [Artikel auf Englisch], sodass ein “ungesundes Verhältnis” zwischen dem Staat und dem Glücksspielmonopol entstünde.

Dabei werden Erinnerungen an die Ibiza-Affäre wach, bei der es um Verstrickungen von Politikern innerhalb der Glücksspielszene in Österreich ging.

Marktanteile der Monopolisten im Sinkflug

Die monopolistischen Angebote in Dänemark, Schweden und Finnland hätten in den letzten Jahren sinkende Marktanteile hinnehmen müssen. Dies sei laut Hoffstedt und Ronde darauf zurückzuführen, dass sie nicht in der Lage seien, mit den privaten Anbietern zu konkurrieren. Einzig in Norwegen werde diese Entwicklung bisher nicht adressiert.

Bereits seit 2012 habe Dänemark Teile des Glücksspielmarktes für private Anbieter geöffnet. Infolgedessen sei der Marktanteil der staatlichen Danske Spil von 60 % auf 25 % zurückgegangen – und das, obwohl einige Arten des Glücksspiels nach wie vor exklusiv von Danske Spil angeboten würden.

In Schweden sei die staatliche Svenska Spel im Jahr 2019 in zwei Unternehmen aufgeteilt worden. Die eine Firma halte das Monopol für Lotterien und Pferdewetten, während die zweite Firma in anderen Segmenten des Glücksspielmarkts aktiv sei, in denen bereits eine Liberalisierung erfolgt sei. Auch hier werde in Zukunft mit deutlich sinkenden Marktanteilen gerechnet.

Ebenfalls starke Verluste habe das finnische Glücksspielmonopol Veikkaus erlitten. In den letzten fünf Jahren sei der Brutto-Glücksspielumsatz um 40 % zurückgegangen, was mit Abwanderungen auf den Schwarzmarkt erklärt werde. Deshalb habe sich Finnland damit auseinandergesetzt, den Markt in Zukunft zu öffnen.

Lotterie als Ausnahme mit Monopolstellung?

Die Lotterien der skandinavischen Länder befinden sich derzeit in staatlicher Hand. Nach Ansicht der Experten sei die Konzentration auf einen Anbieter in diesem Fall als akzeptabel einzustufen, sofern es eine gewisse Durchlässigkeit gebe.

Ronde habe erklärt, dass ihn das britische Modell überzeuge. In Großbritannien gebe es nur einen staatlichen Anbieter für Lotto-Spiele, der jedoch nicht der Staat selbst sei. Stattdessen erfolge alle zehn Jahre eine Ausschreibung. Im Jahr 2022 habe sich mit Allwyn erstmals ein neuer Anbieter durchgesetzt, nachdem Camelot seit 1994 den Markt beherrscht habe.

Kurzfristig sind keine einheitlichen Regelungen zu erwarten

Hoffstedt und Ronde seien davon überzeugt, dass die skandinavischen Staaten langfristig zu einem vollständig privatisierten Modell übergehen werden. Es erscheint derzeit jedoch unrealistisch, dass alle skandinavischen Länder in den nächsten Jahren einen einheitlichen Umgang mit dem Glücksspiel pflegen werden.

Während Dänemark schon vor rund 12 Jahren die teilweise Auflösung des Monopols in die Wege geleitet hat, muss in Norwegen zunächst geklärt werden, ob man diesen Weg überhaupt einschlagen möchte. Ein zeitnaher Umbruch scheint zumindest in Finnland denkbar zu sein.

Man darf gespannt sein, wie sich die Lage in Skandinavien weiterentwickelt und welche Auswirkungen langfristig auf den Spielerschutz, die Steuereinnahmen und weitere wichtige Kennzahlen im Zusammenhang mit der Glücksspielbranche zu erwarten sind.

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