Fehlende Regulierung der florierenden Sportwettenbranche in Österreich wird stark kritisiert

In Österreich freuen sich besonders die Sportwetten-Anbieter im Internet über steigende Einnahmen. Doch anders als Casino-Spiele sind Sportwetten in Österreich nicht als Glücksspiel klassifiziert, was die Regulierung unterläuft. Zudem wird den Anbietern unterstellt, dass sie dem Spielerschutz zu wenig Priorität einräumen würden.

Darstellung von Fußballspielern mit österreichischer Flagge und dem Title Sportwetten

Die fehlende Regulierung von Sportwetten und die Klassifizierung als Geschicklichkeitsspiel führt zu heftiger Kritik in Österreich. © OnlineCasinosDeutschland.com/DALL-E

Wettsteuer als Anhaltspunkt für Marktwachstum

Im Zusammenhang mit der EURO 2024 in Deutschland ist im österreichischen STANDARD ein Artikel erschienen, in dem die Autoren auf die Situation des Glücksspielmarktes aufmerksam machen.

Anhand der Wettsteuer in Österreich, die zwei Prozent der Einsätze betrage, könne das Wachstum der Sportwetten-Branche abgelesen werden. Demnach habe sich das Volumen der platzierten Wetten von rund 800 Millionen Euro in 2013 auf 3,8 Milliarden Euro in 2023 erhöht.

Einer Untersuchung mit dem Titel Glücksspiel & Sportwetten in Österreich 2024 zufolge, habe der gesamte Umsatz am Glücksspiel- und Sportwetten-Markt in Österreich im Jahr 2023 bei knapp 23 Milliarden Euro gelegen. Teile des Schwarzmarktes seien in diesen Zahlen bereits inkludiert, wobei eine Dunkelziffer nicht ausgeschlossen werden könne.

Sportwetten gelten als Geschicklichkeitsspiel

Anders als in Deutschland, wo Sportwetten zum Glücksspiel zählen und regulativ als solches behandelt werden, sehe die Situation in Österreich anders aus. Hier seien Sportwetten als Geschicklichkeitsspiel klassifiziert.

Dieser Umstand sei in einem offenen Brief von hunderten Fachleuten kritisiert worden. Jakob Pflügl und Siegfried Lützow, Journalisten beim STANDARD, haben die Kritik zusammengefasst:

Wetten haben in einer Welt, in der Quoten von Computern berechnet werden und sich sekündlich ändern, nichts mit Geschick zu tun. Sie sind reine Glückssache. Jakob Pflügl und Siegfried Lützow, Journalisten, Quelle: STANDARD

Einhergehend mit der Einstufung von Sportwetten als Glücksspiel hätten die Fachleute auch Verlust- und Zeitlimits sowie Einschränkungen für Werbemaßnahmen gefordert. Derartige Regeln gäbe es für das Glücksspiel in Österreich.

Ebenso werde kritisiert, dass die Sportwetten-Anbieter derzeit viel dafür täten, um das Risiko von manipulierten Spielen zu bekämpfen, aber wenig Geld in den Spielerschutz investieren würden. Ein Budget für die Suchtprävention mit einem speziellen Fokus auf Sportwetten könne nach Meinung der Experten Wirkung entfalten.

Casinos Austria möchte Glücksspiel-Lizenzen verlängern

Während in Österreich über eine mögliche Neufassung der gesetzlichen Vorschriften zum Glücksspiel und zu Sportwetten diskutiert wird, bereitet sich der derzeitige Konzessionär Casinos Austria AG auf eine Verlängerung seiner exklusiven Glücksspiellizenzen über das Jahr 2027 hinaus vor.

Sowohl für stationäres als auch für Online-Glücksspiel ist die Casinos Austria AG das einzige legale Glücksspielunternehmen auf nationaler Ebene. Selbst das Lotteriegeschäft ist über eine Tochtergesellschaft unter der Kontrolle des Konzerns. Das ohnehin kritisierte Glücksspielmonopol des österreichischen Staates vergibt seine Lizenzen also nur an ein Unternehmen.

Ausnahmen gibt es nur beim Automatenspiel. Auf Ebene der Bundesländer haben einige Anbieter das Recht, stationäre Spielautomaten zu betreiben. Zudem gibt es Möglichkeiten zur Aufstellung von Spielautomaten für gastronomische Einrichtungen, sofern diese mit den konzessionierten Partnern zusammenarbeiten.

Ist die österreichische Politik zu Veränderungen bereit?

Laut STANDARD seien alle derzeitigen Parlamentsparteien “offen für Änderungen” der gegenwärtigen Regulierung – ohne konkret zu werden, was dies bedeuten könnte. Lediglich die ÖVP habe keine Rückmeldung gegeben.

Die Lobby der Glücksspielanbieter gelte in Österreich als stark. Selbst formal illegale Anbieter würden Steuern entrichten, was von Kritikern als Mittel angesehen werde, um den Staat zu besänftigen und keine Untersuchungen einzuleiten.

Dennoch könnte es auch finanzielle Anreize für den Staat geben, die für eine Regulierung des Glücksspiels sprechen. So entgehe dem Staat aktuell ein großer Teil der Steuereinnahmen, da die Wettsteuer deutlich unter der Glücksspielabgabe anderer Angebote liege.

Es wird sich zeigen, ob der österreichische Staat aktiv wird und die Neuregulierung angeht oder ob die Lizenzen, trotz aller Kritik, weiterhin nach dem bestehenden Modell ausgegeben werden und die Sportwetten ihren Sonderstatus beibehalten.

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