Neue Erkenntnisse zu Glücksspiel-Bande aus Österreich: Bestochene Gutachter und Selbstanzeigen als Strategie?

Seit 2021 wird gegen eine Glücksspiel-Bande aus Österreich ermittelt, die auch als Phantom aus Wels bekannt ist. Neue, bislang unveröffentlichte Akten sollen zeigen, welche Strategien den Hintermännern dabei geholfen hätten, ihre Machenschaften zu verheimlichen.

Ein Mann mit einer Maske hat eine Blume auf der ausgestreckten Hand

Eine österreichische Glücksspiel-Bande soll einen Gutachter bestochen haben, um Ermittlungen zu blockieren (Symbolbild). © Pixabay/pexels.com

Hauptermittler sollte für unzurechnungsfähig erklärt werden

Gegen die Glücksspiel-Bande aus Wels in Österreich laufe seit Jahren ein aufwändiges Verfahren der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), wie die investigative Website profil.at berichtet.

Im Rahmen einer Großrazzia durch das Bundeskriminalamt seien erste Erkenntnisse dahingehend gewonnen worden, wie verstrickt das illegale Firmenkonstrukt der Bande sei. Doch die Ermittlungsarbeiten des hauptsächlich zuständigen Finanzpolizisten Christian W. seien zwischenzeitlich ausgebremst worden.

Der Anwalt der Glücksspiel-Bande habe W. für unzurechnungsfähig einstufen lassen wollen – vermutlich, um dessen Arbeit zu torpedieren und Zweifel zu schüren. Der Plan, W. die Zurechnungsfähigkeit abzusprechen, habe auf dem Konzept basiert, die Razzien und Sanktionen gegen illegale Glücksspielbetriebe für nicht rechtskräftig zu erklären.

Gutachter bestochen, um Rechtslage zu verdrehen?

Die Glücksspiel-Bande habe zur Umsetzung ihres Vorhabens mutmaßlich einen Gutachter engagiert, der Geld erhalten habe, um falsche Tatsachenberichte anzufertigen. Die Ermittler vermuten, dass die Zahlungen an den Gutachter als Vortragshonorare kaschiert worden seien.

Der Gutachter habe bestätigt, es handle sich bei den Spielautomaten der Glücksspiel-Bande nicht um illegale Geräte. Die durchgeführten Razzien seitens der Ermittler und insbesondere das Vorgehen von W., sei als “Missbrauch von Amtsgewalt” bezeichnet worden.

Tatsächlich habe sich W. diesbezüglich vor dem Bundeskriminalamts in Wien verantworten müssen. Letztlich sei dessen Zurechnungsfähigkeit und Unschuld bestätigt worden. Der ganze Vorgang habe jedoch wertvolle zeitliche Ressourcen gekostet, die an anderer Stelle beim Vorantreiben der Ermittlungsarbeiten gefehlt hätten.

Illegales Glücksspiel in Österreich ist weit verbreitet

Das Glücksspiel ist in Österreich sowohl im Internet als auch stationär stark reguliert. Es gibt ein monopolistisches System, das zwar kritisiert wird, aber dennoch weiter Bestand hat.

Experten sehen in dem geringen legalen Angebot einen idealen Nährboden für das Entstehen eines Schwarzmarktes. Sowohl im stationären Bereich als auch im Internet, werden immer wieder illegale Anbieter entdeckt und verfolgt.

Anders als in anderen Ländern könne die Größe des Schwarzmarktes in Österreich besser eingeschätzt werden, weil viele nicht regulierte Anbieter kurioserweise Steuern an den österreichischen Staat entrichten würden. In anderen EU-Ländern lizenzierte Anbieter würden teilweise die Auffassung vertreten, sie seien aufgrund der Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU juristisch legal in Österreich tätig.

Ermittlungen schreiten langsam voran

Die Hintermänner der Glücksspiel-Bande aus Wels hätten immer wieder Lösungen gefunden, sich Zeit zu verschaffen. So seien bei verschiedenen Razzien formale Fehler festgestellt worden, sodass die Ermittler oft über mehrere Instanzen hätten prozessieren müssen.

Zudem hätten sich einige der Verantwortlichen selbst vor den Finanzbehörden angezeigt, um einer Strafverfolgung wegen Steuerhinterziehung zu entgehen. Dies habe die ermittlungstechnischen Möglichkeiten für die Beamten geschmälert.

Dass die Ermittlungen sich schon seit Jahren hinzögen, habe ein Sprecher der WKStA pragmatisch kommentiert: “Daten sind schneller sichergestellt als ausgewertet”. Man kann also davon ausgehen, dass noch viel Arbeit vor den Ermittlern liegen dürfte.

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