Glücksspiel-Mechaniken in Tinder & Co: Haben Dating-Apps Suchtpotenzial und werden Singles ausgenutzt?

Wer sich auf Dating-Apps, wie Bumble oder Tinder registriert, muss für manche Funktionen Geld zahlen. Die Hoffnung auf den Hauptgewinn, die große Liebe, sei dabei laut einer Untersuchung ähnlich gegeben, wie beim Glücksspiel. Es gebe auch Parallelen zu Lootboxen in Videospielen.

Ladebildschirm der Dating-App Tinder

Verschiedene Dating-Apps stehen wegen möglicher Parallelen zum Glücksspiel in der Kritik (Symbolbild). © appshunter.io/unsplash.com

Dating-Apps nutzen spielerische Elemente

Einem Bericht des britischen The Observer zufolge, würden Dating-Apps ihre Nutzer teilweise regelrecht ausbeuten [Artikel auf Englisch]. Sie seien darauf ausgelegt, Nutzer süchtig zu machen und sie zu binden, um höhere Einnahmen zu erzielen.

Jonathan Badeen, ein Mitbegründer von Tinder und Erfinder des Swipe-Mechanismus, habe in der HBO-Dokumentation Swiped aus dem Jahr 2018 sogar offen über Parallelen zum Glücksspiel gesprochen:

Unvorhersehbare, aber häufige Belohnungen sind der beste Weg, jemanden zu motivieren, weiterzumachen. […] Wir haben einige dieser fast spielerischen Elemente integriert, bei denen man das Gefühl hat, belohnt zu werden. Es funktioniert ein bisschen wie ein Spielautomat. Jonathan Badeen, Mitbegründer von Tinder, Quelle: The Guardian

Bei Tinder scheint man also ganz offen damit umzugehen, dass die verwendeten Mechanismen ein gewisses Suchtpotential haben könnten. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass es sich bei der Glücksspielsucht, um eine gefährliche Verhaltensstörung handeln könne. Bisher scheint es keine Bemühungen seitens der Dating-Plattformen zu geben, um betroffene Personen besser zu schützen.

Klage in den USA gegen Dating-Firma

Die Match Group, ein US-amerikanisches Unternehmen, das unter anderem die Dating-Apps Tinder, Hinge und LoveScout24 betreibt, wird derzeit in den USA verklagt.

Der Vorwurf in der Sammelklage laute, dass die Match Group einen manipulativen Algorithmus verwende, um Nutzer länger auf der Plattform zu halten und zu Ausgaben zu bewegen. Der Algorithmus sei, anders als es die Anbieter versprechen, nicht zur optimalen Partnervermittlung ausgelegt, sondern solle den Singles das Gefühl geben, dass sie ohne die Aktivierung von kostenpflichtigen Features etwas Entscheidendes verpassen würden.

Die Match Group habe diese Unterstellung zurückgewiesen und die Klage als “lächerlich” bezeichnet. Die Klagenden hätten “die gesamte Mission des Unternehmens nicht verstanden” behaupte das Unternehmen in einer Stellungnahme.

Dating-Apps sind (noch) kein Thema für die Glücksspielbehörden

Luke Brunning, Leiter einer Forschungsgruppe zum Thema Liebe, Sex und Beziehungen an der Universität Leeds, habe die Funktionen von Dating-Apps mit Lootboxen aus Videospielen verglichen, die ihrerseits bereits die Aufmerksamkeit der internationalen Glücksspielaufsichtsbehörden auf sich gezogen hätten.

Erst kürzlich hat in Österreich ein Urteil des Oberlandesgericht Wien (OLG Wien) für Aufsehen gesorgt, das Lootboxen in Videospielen nicht als Glücksspiel klassifiziert habe. Dennoch werden Lootboxen und InGame-Käufe von Verbraucherschützern aufgrund ihrer Suchtgefahr, besonders für junge Menschen, weiterhin scharf kritisiert.

Die UK Gambling Commission habe gegenüber The Observer darauf verwiesen, dass Dating-Apps derzeit nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fallen würden. Daher habe sie keinen weiteren Kommentar abgegeben.

Ähnliche Beiträge