Französischer Online-Glücksspiel-Verband (AFJEL) schlägt Alarm: Schwarzmarkt überholt den legalen Glücksspiel-Sektor

Der französische Online-Glücksspiel-Verband AFJEL hat ein ernüchterndes Fazit zur EURO 2024 in Deutschland gezogen. Bei der Fußball-EM seien die legalen Mehreinnahmen deutlich geringer als erwartet ausgefallen. Als Grund hierfür werde der wachsende Schwarzmarkt angeführt.

Symbolhafte Darstellung des illegalen Glücksspiels in Frankreich

Laut AFJEL hat der Schwarzmarkt für Glücksspiel in Frankreich den legalen Sektor überholt (Symbolbild). © OnlineCasinosDeutschland.com/DALL-E

Wendepunkt bei den Spielerzahlen erreicht

In einer Pressemitteilung weist AFJEL darauf hin, dass der Schwarzmarkt für Glücksspiel in Frankreich inzwischen von 4 Millionen Spielern genutzt werde [Artikel auf Französisch]. Dies stünde im Kontrast zu 3,6 Millionen Spielern auf dem legalen Markt, der im Jahr 2010 reformiert und reguliert worden sei.

Während die französische Glücksspielbehörde ANJ im Zusammenhang mit der Fußball-EM 2024 in Deutschland einen Rekordumsatz von 1 Milliarde Euro vorausgesagt habe, sei letztlich etwa nur die Hälfte dieses Betrages in die Kassen der legalen Buchmacher gespielt worden.

AFJEL scheint dies aber nicht mit einem Rückgang des Wettvolumens, sondern mit einer Verschiebung vom legalen Markt in den Schwarzmarkt erklären zu wollen. Hier hätten die Spieler attraktivere Bedingungen vorgefunden und seien daher potentiell abwanderungswillig.

Illegale Anbieter agieren fast ungehindert

AJFEL-Präsident Nicolas Béraud habe sich entsetzt darüber gezeigt, wie problemlos illegale Anbieter insbesondere während der zurückliegenden Fußball-EM hätten agieren können:

Illegale Online-Casino-Seiten haben völlig ungestraft ein Sportwettenangebot zur Euro 2024 mit sehr attraktiven Quoten und ohne jegliche Spielerschutzmaßnahmen angeboten. […] Die Sperrung illegaler Websites funktioniert immer noch nicht.Nicolas Béraud, Präsident von AFJEL, Quelle: iGaming Business

Dieses “vollkommen ungestrafte” Agieren illegaler Anbieter sei Béraud ein Dorn im Auge. Es würde die Bemühungen zur Verbesserung des Spielerschutzes untergraben, für die sich AFJEL einsetze. Außerdem würden dem Staat Steuereinnahmen entgehen.

Größe des Schwarzmarktes sorgt immer wieder für Diskussionen

Woher die Zahlen von AFJEL stammen, wird nicht thematisiert. Einer Studie des Unternehmens PwC zufolge, die vom Fachmagazin iGaming Business aufgegriffen wurde, betrage der Schwarzmarktanteil nur 10 % [Artikel auf Englisch].

Die Frage danach, wie groß der Schwarzmarkt für Glücksspiel wirklich ist, sorgt nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland für Diskussionen. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) schätzt den Anteil in Deutschland auf ca. 3 bis 4 Prozent, was von Branchenvertretern teilweise angezweifelt wird.

Auffällig ist, dass die Größe des Schwarzmarktes unterschiedlich behandelt wird. In einer Studie der Universität Leipzig haben die Forscher sich beispielsweise nur auf Online-Glücksspiele fokussiert. Da zum gesamten Glücksspiel-Markt aber auch die großen staatlichen Lotterien zählen, könnte der hohe ermittelte Anteil im Online-Segment verwässert werden.

Sicher dürfte zudem sein, dass eine unklare Anzahl an Spielern eine Dunkelziffer darstellt. Im Falle von Frankreich kann zudem nicht gesagt werden, ob sich unter den 4 Millionen von AFJEL vermuteten Schwarzmarkt-Spielern auch Spieler befinden, die zusätzlich im legalen Markt aktiv sind.

Französischer Glücksspielmarkt in 2023 stark gewachsen

Trotz der Bedenken von AFJEL sei der Glücksspielmarkt in Frankreich laut den Zahlen der ANJ im Jahr 2023 gewachsen. Der gesamte Glücksspielumsatz sei 2023 im Vergleich zu 2022 um 3,5 % gestiegen. Dies liege zwar unter dem europäischen Schnitt von 5,5 %, sei aber dennoch ein positives Signal, zumal das gesamte Online-Casino-Segment in Frankreich noch nicht reguliert sei und somit keine legalen Umsätze erziele.

Auffällig sei der Rückgang um 7,3 % bei der Anzahl der Spieler gewesen. Dies könnte in der Tat darauf hindeuten, dass einige Spieler in den Schwarzmarkt abgewandert sind. Allerdings belegen die Zahlen, dass der legale Glücksspielmarkt in Frankreich trotzdem im vergangenen Jahr noch gewachsen ist.

Es darf gespannt darauf gewartet werden, wie die Zahlen für 2024 im Vergleich zu 2023 ausfallen werden. Erst dann dürfte sich zeigen, ob die Vermutungen von AFJEL sich auch in der Entwicklung der Umsätze auf dem legalen Markt zeigen.

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