Studie von GambleAware legt nahe: Glücksspielwerbung in Großbritannien nicht streng genug reguliert

Die britische Spielerschutz-Organisation GambleAware hat kritisiert, dass die Richtlinien zur Beschränkung von Glücksspielwerbung in Großbritannien nicht restriktiv genug seien. In Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden und Spanien seien wirksamere Regeln in Kraft, um Spieler vor einer übermäßigen Werbefrequenz zu schützen.

Screenshot der aktuellen GambleAware-Studie

Die Spielerschutz-Organisation hat eine Studie zur Regulierung der Glücksspielwerbung im internationalen Vergleich veröffentlicht. © GambleAware

Fast keine Einschränkungen in Großbritannien

In Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Ipsos und der Universität Bristol hat GambleAware eine Studie veröffentlicht, welche die Regulierung der Glücksspielwerbung im internationalen Vergleich untersucht [Studie auf Englisch].

Die Forscher seien zu dem Ergebnis gekommen, dass Großbritannien im Vergleich zu Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden und Spanien der Branche deutlich freizügigere Werbevorschriften auferlege. Einzig in Australien gebe es noch weniger Einschränkungen.

Dass die genannten Länder als Vergleich herangezogen wurden, wird in der Studie damit begründet, dass diese gewisse Ähnlichkeiten zu Großbritannien im Hinblick auf die Größe des Glücksspielmarktes, eine jüngst erfolgte Reform und die grundsätzliche Liberalisierung des Online-Glücksspiels aufweisen würden.

Bestmöglicher Spielerschutz durch Werbeverbot?

Dr. Raffaello Rossi, Autor der Studie und Marketingforscher an der Universität Bristol, scheint sich sicher zu sein, dass es genug Beweise für die Schädlichkeit von Glücksspielwerbung gebe, die stärkere Einschränkungen nach sich ziehen müssten:

Unsere Untersuchungen zeigen, dass Großbritannien die stärksten Anzeichen für die Schäden durch Glücksspielmarketing aufweist, aber einige der geringsten Beschränkungen in Europa hat.Das deutet darauf hin, dass der Mangel an strengen Beschränkungen nicht auf unzureichende Beweise, sondern vielmehr auf einen Mangel an politischem Willen zurückzuführen ist. Dr. Raffaello Rossi, Marketingforscher an der Universität Bristol, Quelle: The Guardian

Allerdings zeigt ein Blick nach Italien, wo es seit Jahren ein vollständiges Werbeverbot für Glücksspiele gibt, dass diese Maßnahme allein scheinbar nicht verhindern kann, dass Menschen eine Spielsucht entwickeln.

Die European Gaming and Betting Association (EGBA) habe hinsichtlich der restriktiven Werbebeschränkungen sogar eine Warnung an das Land ausgesprochen. Italien habe in der Folge ein Dekret verabschiedet, das lizenzierten Anbietern ermöglichen soll, für legale Glücksseitenzu werben. Dies solle den Schwarzmarkt durch Aufklärung der Spielerschaft eindämmen.

Ist die Selbstregulierung der Glücksspielwerbung gescheitert?

In Großbritannien werde überwiegend ein System der Selbstregulierung praktiziert, das nach Meinung der Forscher nicht funktionsfähig sei. Eine weitere Studie der Universität Bristol habe beispielsweise gezeigt, dass immer mehr Glücksspielwerbung in der britischen Premier League gezeigt werde, obwohl diese schon längere Zeit in der Kritik stünde.

Eine dritte Studie habe zudem ergeben, die britische Bevölkerung sei inzwischen überwiegend der Ansicht, dass es zu viel Glücksspielwerbung über alle Medien hinweg gebe. Rund 75 % der Befragten würden eine strengere Regulierung begrüßen.

GambleAware zweifle an, dass eine Durchsetzung einer strengeren Regulierung ohne eine grundlegende Neufassung der Glücksspielgesetze möglich wäre. Es bestünden Interessenkonflikte und daraus resultierende Durchsetzungsprobleme mit dem aktuellen Ansatz der Selbstregulierung.

Gegenüber dem The Guardian habe ein Sprecher des Ministeriums für Kultur, Medien und Sport in Großbritannien erklärt, man sei sich der Thematik bewusst und würde bereits an einer Reform der Glücksspielpolitik arbeiten.

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