Neuer Wettskandal in Deutschland? 17 Fußballspiele unter Manipulationsverdacht

Der deutsche Fußball könnte von einem neuen Wettskandal erschüttert werden. Derzeit laufen Ermittlungen zu 17 Fußballspielen aus der 3. Liga, Regionalliga und Oberliga. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) habe aufgrund des Verdachts von Spielmanipulation bereits das Bundeskriminalamt eingeschaltet. Wir bieten einen Überblick zum aktuellen Geschehen.

Eine Person in Handschellen hält Geldscheine in den Händen

Der deutsche Fußball steht vor einem neuen Wettskandal. Insgesamt 17 Spiele könnten manipuliert worden sein (Symbolbild). © Tima Miroshnichenko/pexels.com

Steht der deutsche Fußball vor einem neuen Sportwetten-Skandal?

Logo des Hamburger Fußballverbands

Ein Spiel der aktuellen Saison in der Oberliga Hamburg steht unter Manipulationsverdacht (Symbolbild). © Wikipedia

In Deutschland könnten derzeit insgesamt 17 Fußballspiele von Wettmanipulation betroffen sein. Die Begegnungen aus der 3. Liga, zwei Regionalligen und Oberligen könnten zwecks Wettbetrug manipuliert worden sein. Es soll sich um Spiele in einem Zeitraum von 2 Jahren ab November 2022 handeln.

Um welche Spiele es sich konkret handelt, habe die Kriminalpolizei aus ermittlungstaktischen Gründen bisher jedoch noch nicht bekanntgegeben. Bei den verdächtigen Spielen sollen jedoch vier Teams mehrfach beteiligt gewesen sein. Auch soll es sich um Begegnungen handeln, die überwiegend abends an Werktagen stattfanden.

Unter Verdacht stünde auch ein Fußballspiel aus der aktuellen Saison 2024/2025 in der Oberliga Hamburg. Auch im Saarland und in Hessen sollen bereits Ermittlungen eingeleitet worden sein, da auch Spiele aus den jeweiligen Oberligen von Spielmanipulation betroffen sein könnten. Der Staatsanwaltschaft im Saarland seien aktuell zwei verdächtige Spiele bekannt. Christian Okun, Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) wolle für eine lückenlose Aufklärung sorgen und die ermittelnden Behörden unterstützen:

Mögliche Spielmanipulationen müssen verfolgt und konsequent geahndet werden. Wir gehen dem selbstverständlich nach.Christian Okun, Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV), NDR

Sportwettenanbieter im Ausland bieten Wetten auf den Amateurfußball trotz Verbots in Deutschland an

Wetten auf den Amateurfußball sind bei Wettanbietern mit deutscher Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) verboten. Dennoch bieten Wettanbieter im Ausland Sportwetten für die Spiele der Regionalligen und Oberligen an.

Hierzu gehören unter anderem Sportwetten auf den Sieger des Spiels, die Anzahl der erzielten Treffer sowie Handicap-Linien und Tipps auf einen bestimmten Torschützen. Darüber hinaus werden diese Tipps auch im Live-Wetten-Bereich der ausländischen Buchmacher angeboten.

Für Spieler in Deutschland ist von der Inanspruchnahme des illegalen Wettangebots abzuraten. Legale Sportwetten sind in Deutschland nur auf die Profiligen (1. Liga, 2. Liga und 3. Liga) möglich. Hinzu kommen legale Wettmöglichkeiten auf andere Sportarten und Events wie die Saudi Arabia Snooker Masters und den Tennis-Grand-Slam US Open.

Wer als Sportwetten-Fan in Deutschland bei der Abgabe seiner Tipps auf der sicheren Seite sein möchte, sollte zudem einen Blick auf die FAQs zu Wetten auf Amateurligaspiele der GGL werfen.

Verkauf von Spielergebnissen im Darknet

Die Hinterleute der möglichen Spielmanipulationen sollen in ihrem Handeln sehr organisiert vorgegangen sein. Die genauen Endergebnisse der betroffenen 17 Begegnungen sollen im Darknet verkauft worden sein, um keine Spuren zu hinterlassen. Den ermittelnden Behörden sollen Chatverläufe vorliegen, die dies belegen würden.

Zahlungen für die Tipps sollen in verschiedenen Kryptowährungen erfolgt sein, um die Identität der Käufer und des Zahlungsempfängers zu verschleiern. Durch die gekauften Tipps könnten möglicherweise hohe Sportwetten-Gewinne erzielt worden sein. Christian Okun, Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) gab an, dass die Verbände nicht gegen verdächtige Aktivitäten im Darknet vorgehen könnten. Es sei daher umso wichtiger, im Vorfeld für gute Aufklärungsarbeit zu sorgen:

Sollte es sich wirklich um Fälle im Darknet handeln, zeigt es die kriminelle Energie, die dahinter steckt. Beim Darknet-Problem können wir als Verband nicht den Stecker ziehen. […] Man wird es nicht unterbinden können, wir können aber für gute Aufklärung sorgen. Es ist ein nationales Thema.Christian Okun, Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV), NDR

Verdächtige Datenscouts von Fußballplätzen verwiesen

Am vergangenen Dienstag soll es zudem bei den Spielen des Niendorfer TSV und des TSV Sasel in der Hamburger Oberliga jeweils zu einem weiteren Vorfall gekommen sein. Beide Vereine sollen einen Hinweis erhalten haben, dass im Internet Live Wetten mit hohen Einsätzen auf die Begegnungen beider Teams abgegeben worden seien.

Die Verantwortlichen entdeckten daraufhin Datenscouts an der Seitenlinie, die Informationen über das Spiel sammelten und weiterleiteten und konkrete Informationen zum Spielverlauf und den einzelnen Aktionen im Spiel (möglicherwiese mit einem Wettanbieter im Ausland) teilten.

Die Personen seien daraufhin von den Sportanlagen der Vereine verwiesen worden. Danach sei es nicht mehr möglich gewesen, Live Wetten für die Spiele des Niendorfer TSV und des TSV Sasel abzugeben. Zu den Vorfällen äußerte sich Marcus Scholz, Manager des Niendorfer TSV:

Es gab einen Tipp, dass es da Auffälligkeiten gäbe und dass man auf das Spiel besonders wetten kann. Wir mögen die Augen aufhalten, ob sich da jemand auffällig verhält – und das war ja auch der Fall. […] Wir hatten dann jemand, der mit seinem Handy dastand und jede Situation beschrieben hat. Rechte Seite, linke Seite, Flankenwechsel, Ecke, Abstoß – da war relativ klar, dass er irgendwas für einen Wettanbieter macht.Marcus Scholz, Manager des Niendorfer TSV, NDR

Auch bei den Fußballspielen von Altona 93 und Vorwärts Wacker Billstedt soll ein Datenscout entdeckt und des Stadions verwiesen worden sein.

Gamesright sieht Verflechtung von Sport und Wetten als großes Problem

Das Verbraucherschutzunternehmen Gamesright hat sich zu den möglichen Manipulationsversuchen ebenfalls zu Wort gemeldet. Gamesright setzt sich für Spieler ein, die Geld beim Online Glücksspiel verloren haben und sieht die enge Verflechtung zwischen Sport und Wetten als großes Problem.

Spieler und Schiedsrichter seien in Amateurligen aufgrund der geringeren Bezahlung im Vergleich zum Profibereich anfälliger für Manipulationsversuche. Auch Niendorfs Manager Marcus Scholz teilte die Auffassung von Gamesright in einem kurzen Statement:

Im Amateurbereich ist es noch leichter für Leute, Spieler dafür zu gewinnen, vielleicht hier und da was zu machen, was sie sonst nicht machen würden, weil die Verdienstmöglichkeiten eben ganz andere sind. Hier sind 500 Euro sehr viel Geld für einen Spieler, im Profibereich vielleicht nicht unbedingt.Marcus Scholz, Manager des Niendorfer TSV, NDR

Es bleibt abzuwarten, wie die Ermittlungsergebnisse der Kriminalpolizei ausfallen und ob weitere Spiele von einem möglichen Wettskandal betroffen sind.

Ähnliche Beiträge