Norwegischer Staatsfonds erwägt Rückzug aus Glücksspiel-Investments wegen Verdacht auf unethische Praktiken
Die Ethikkommission des norwegischen Staatsfonds werde Medienberichten zufolge bestimmte Investments im kommenden Jahr genauer evaluieren. Unter anderem könnte ein schrittweiser Rückzug aus der Glücksspiel-Industrie erfolgen, sofern etwaige ethische Bedenken im Rahmen der Überprüfung festgestellt werden.
Investments müssen ethische Auflagen erfüllen
Der norwegische Staatsfonds ist mit einem Volumen von umgerechnet 1,52 Billionen Euro der größte der Welt und erzielt beeindruckende Renditen. Es geht der norwegischen Regierung aber nicht nur um eine Maximierung der Gewinne, sondern auch um die Einhaltung ethischer Richtlinien.
Die Ethikkommission habe daher angekündigt, im Jahr 2025 verstärkt Branchen zu überprüfen, in denen illegale Praktiken zu erwarten seien [Artikel auf Englisch], wie es in einem exklusiven Bericht des Nachrichtenmagazins Reuters heißt.
Der norwegische Staatsfonds schließe derzeit Investments in 189 börsennotierte Unternehmen aus ethischen Gründen aus. Darunter seien beispielsweise Airbus und Boeing, weil diese sich an der Herstellung von Atomwaffen beteiligen würden. Auch die Produktion von Cannabis und Tabak sei ein Ausschlusskriterium für ein Investment.
Krypto und Glücksspiel im Fokus
Einen besonderen Fokus werde die Ethikkommission im Jahr 2025 auf die Krypto- und Glücksspielszene legen. Hier sei zu befürchten, dass ein “erhebliches Risiko der Geldwäsche” bestehen könne, wie es in einem strategischen Dokument für das Jahr 2025 heiße.
Derzeit investiere der norwegische Staatsfonds in die Krypto-Börse Coinbase und halte Anteile an den Glücksspiel-Unternehmen Flutter Entertainment und MGM Resorts. Mit Beteiligungen zwischen 0,83 % und 2,13 % sei die Rolle des norwegischen Staatsfonds als Aktionär nicht unerheblich, sodass ein Ausstieg direkte Auswirkungen auf den Aktienkurs der Unternehmen haben dürfte.
Die Situation des Glücksspiels in Norwegen
Die Haltung zum Glücksspiel in Norwegen kann als sehr konservativ bezeichnet werden. Doch der norwegische Industrieverband für Online-Gaming (NBO) und die International Betting Integrity Association (IBIA) arbeiten seit Monaten daran, eine Grundlage für ein modernes Lizenz- und Regulierungsmodell für Glücksspiel in Norwegen zu schaffen.
Aktuell gibt es lediglich zwei staatliche Anbieter für Glücksspiele in Norwegen, sodass eine Monopolsituation herrscht. Im September 2023 habe die European Gaming and Betting Association (EGBA) dem Land schon dazu geraten, ein Lizenzmodell für Online-Glücksspiele zu etablieren, um unter anderem den illegalen Markt zurückzudrängen.
Am 08. September 2025 wird ihn Norwegen gewählt und die Abschaffung des Monopols wird in einigen Parteiprogrammen gefordert. Die aktuell regierende Arbeiderpartiet scheint jedoch an diesem Modell festhalten zu wollen.
Sorgt der norwegische Staatsfonds für Kursturbulenzen?
Sollte sich der norwegische Staatsfonds aus der Krypto- und Glücksspiel-Branche zurückziehen, würden große Aktienpakete im Milliardenbereich auf den Markt kommen, was zu einem Angebotsüberhang und damit einem Kursverlust führen könne.
Darüber hinaus wäre ein unmittelbarer Ausstieg auch mit großer Wahrscheinlichkeit ein Signal, das von anderen Aktionären wahrgenommen werden dürfte. Es sei jedoch zu erwarten, dass sich der Staatsfonds, wenn überhaupt, zu einem schrittweisen De-Investment entscheiden würde, um die Märkte nicht zu beunruhigen.
Laut Reuters-Informationen seien Coinbase, Flutter Entertainment und MGM Resorts noch nicht zu einer Aussage bereit gewesen. Die weiteren Entwicklungen sind also noch sehr spekulativ.