Österreich: Formulierungsfehler auf Rubbellosen löst Klagewelle gegen Lotterien aus

Den Österreichischen Lotterien droht eine finanzielle Katastrophe: Ein Formulierungsfehler auf Losen der Rubbellos-Serie 1 Jahr Weihnachten! hat dazu geführt, dass 200 Spieler den Jackpot in Höhe von 60.000 EUR beanspruchen. Weitere Klagen könnten folgen. Die Lotterien sprechen von einem offensichtlichen Erklärungsirrtum.

Mann mit Rubbellosen.

Der Formulierungsfehler könnte die Österreichischen Lotterien teuer zu stehen kommen. © Adem Erkoç/Pexels

200 Spieler fordern den Jackpot

Ein Formulierungsfehler in den Spielbedingungen der Rubbellos-Serie 1 Jahr Weihnachten! der Österreichischen Lotterien hat eine Klagewelle ausgelöst, wie die Zeitung Heute berichtet. Ursprünglich seien zwei Gewinner vorgesehen gewesen. Nun würden nun 200 Spieler den Hauptgewinn von 60.000 EUR für sich fordern.

Der Streitpunkt liege in einer unklaren Formulierung auf der Rückseite der Lose: Dort sei erklärt worden, dass Spieler dreimal das 5000-EUR-Symbol finden müssten, um den Jackpot zu gewinnen. Allerdings habe der Zusatz pro Spiel gefehlt, sodass einige Losbesitzer die Regeln so ausgelegt hätten, dass auch eine Verteilung der Symbole auf mehrere Lose als Gewinn zähle. Ein Wiener Gericht habe bereits zugunsten eines Klägers entschieden, der daraufhin 60.000 EUR ausgezahlt bekommen habe.

Lotterien sehen sich Millionenforderungen gegenüber

Sollten auch die übrigen Kläger Erfolg haben, könnte dies die Österreichischen Lotterien, die Nutznießer des umstrittenen Glücksspiel-Monopols sind, teuer zu stehen kommen. Insgesamt seien 1,2 Millionen Lose der fehlerhaften Serie verkauft worden. Die Ausschüttungsquote habe bei 57 % gelegen, sodass ursprünglich ein Bruttospielertrag von 1,6 Millionen EUR geplant gewesen sei. Nun könnten laut der Kleinen Zeitung allerdings 12 Millionen EUR fällig werden, wenn alle 200 Kläger den Jackpot zugesprochen bekämen.

Bei einer Auslegung zugunsten der Kläger könnten sogar bis zu 270.000 Lose als Hauptgewinner gelten, was zu einer theoretischen Forderungssumme von 16 Milliarden EUR führen würde. Anwalt Oliver Peschel, der bereits 180 Losbesitzer vertrete, habe bereits angekündigt, weitere Klagen einzureichen.

Beim Glücksspiel gewinnt man und verliert man. In diesem Fall haben viele gewonnen, auch wenn das vielleicht nicht ganz intendiert war.”Oliver Peschel, österreichischer Rechtsanwalt, Profil

Lotterien reagieren mit neuer Verteidigungsstrategie

Die Rechtsabteilung der Lotterien habe mittlerweile ihre Verteidigungsstrategie geändert und spreche nun von einem offensichtlichen Erklärungsirrtum, wodurch der Spielvertrag aufgehoben sei. Den betroffenen Spielern werde die Rückerstattung des Kaufpreises von 3 EUR angeboten. Zudem hätten die Lotterien darauf hingewiesen, dass viele Lose bereits entsorgt worden sein dürften, sodass die tatsächliche Zahl der potenziellen Kläger geringer ausfallen könnte.

Rubbellose in Österreich und Europa – Beliebtes Sofort-Glücksspiel

Rubbellose sind in Österreich eine der populärsten Formen des Glücksspiels. Sie werden von den Österreichischen Lotterien angeboten und sind in Trafiken, Supermärkten und online erhältlich. Der große Reiz der kleinen Lose liegt in der sofortigen Gewinnermittlung: Spieler rubbeln die verdeckten Felder frei und erfahren sofort, ob sie gewonnen haben.

Nicht nur in Österreich, sondern auch in zahlreichen anderen europäischen Ländern sind Rubbellose überaus beliebt:

  • Deutschland: Rubbellose werden von den staatlichen Lotteriegesellschaften der Bundesländer angeboten. Sie sind in Lotto-Annahmestellen, Supermärkten und online erhältlich. Die Preise liegen meist zwischen 1 und 20 EUR.
  • Schweiz: Die Swisslos (Deutschschweiz) und die Loterie Romande (französischsprachige Schweiz) vertreiben Rubbellose mit Jackpots von bis zu 1 Million CHF (rund 1,7 Millionen EUR).
  • Frankreich: Die Jeux de grattage der Française des Jeux (FDJ) sind extrem populär. Es gibt zahlreiche Varianten mit Hauptgewinnen von bis zu mehreren Millionen EUR.
  • Spanien: Die ONCE-Lotterie bietet zahlreiche Rubbellose an, deren Erlöse blinden Menschen zugutekommen..
  • Vereinigtes Königreich: Die National Lottery verkauft Scratchcards, die Gewinne von wenigen GBP bis hin zu sechsstelligen Beträgen ermöglichen.

Trotz ihrer Beliebtheit gelten Rubbellose als risikoreich, da sie schnelles und wiederholtes Spielen ermöglichen – das zu problematischem Spielverhalten führen kann. Aus diesem Grund unterliegen sie – wie alle Glücksspiele in Österreich – strengen Regulierungen.

Dennoch würden Juristen mit weiteren Prozessen rechnen. Anwalt Philipp Kalser, der einen weiteren Kläger vertrete, habe angemerkt, dass die Lotterien ihren angeblichen Irrtum nicht rechtzeitig klargestellt hätten. Das Unternehmen bereite sich bereits auf mögliche Verhandlungen vor dem Höchstgericht vor.

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