KSA-Studie: Neue Erkenntnisse zu problematischem Glücksspielverhalten und Präventionsmaßnahmen
Die niederländische Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit (KSA) hat eine neue Studie veröffentlicht. Ziel der Untersuchung sei es gewesen, Anzeichen für risikoreiches Spielverhalten zu identifizieren und effektive Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Spielen in der Nacht größter Risikofaktor
Die KSA hat eine umfassende Studie [Link auf Niederländisch] zu problematischem Glücksspielverhalten vorgelegt. Die Analyse basiere auf anonymisierten Daten von 2,6 Millionen Spielerkonten, die zwischen Oktober 2023 und September 2024 von 25 lizenzierten Glücksspielanbietern gesammelt wurden. Zu den zentralen Indikatoren für Problemspiel hätten demnach Spielhäufigkeit, Verluste, Anzahl täglicher Einzahlungen und nächtliches Spielen gezählt, wobei besonders die Aktivität in den Nachtstunden als risikobehaftet gelte.
Kleiner Anteil an Spielern mit größten Verlusten
Ein zentrales Ergebnis der Studie sei die Erkenntnis, dass 1 % der Spieler für 43 % der Verluste verantwortlich sei. Diese Gruppe verliere monatlich über 2.500 EUR, was etwa dem mittleren Nettoeinkommen in den Niederlanden entspreche. Im Gegensatz dazu verliere die Mehrheit der Spieler nicht mehr als 100 EUR monatlich. Besonders junge Erwachsene zwischen 18 und 23 Jahren seien eine Risikogruppe, da sich problematisches Spielverhalten oft über längere Zeiträume entwickle und ein früher Start so zu einem hohen Risiko führe. Um dieser Problematik vorzubeugen, habe Norwegen kürzlich die Verlustlimits für junge Spieler gesenkt.
Einheitliche Richtlinien als Ziel
Die KSA wolle die Ergebnisse nutzen, um sowohl die Spielregulierung zu verbessern, als auch die Lizenzinhaber stärker in die Pflicht zu nehmen. Unterschiede in den Interventionsstrategien der Anbieter seien deutlich geworden, weshalb einheitliche Richtlinien und ein verbessertes Datenmodell entwickelt werden sollen. Zudem untersuche die Behörde Möglichkeiten, Spieler über mehrere Plattformen hinweg zu verfolgen, um problematisches Verhalten besser erkennen und adressieren zu können.
Glücksspielprobleme: Ursachen und Folgen
Glücksspielprobleme können jeden treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialem Status. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gehören finanzielle Engpässe, Stress, psychische Erkrankungen oder der Wunsch nach schnellem Geld zu den häufigsten Ursachen.
Wie die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) schreibt, seien Spiele mit hohem Suchtpotenzial besonders gefährlich. Zu diesen zählen mit Spielautomaten und Online Casinos vor allem solche Spiele, die auf schnelle, wiederholte Einsätze ausgelegt sind.
Folgende Symptome könnten demnach auf Glücksspielsucht hinweisen und sollten von Betroffenen und nahestehenden Personen ernst genommen werden:
- Häufiges Denken an Glücksspiel und Planung der nächsten Einsätze
- Verlust der Kontrolle über Einsatzhöhen und Spielhäufigkeit
- Versuche, Verluste durch weiteres Spielen auszugleichen
- Vernachlässigung von Familie, Arbeit oder sozialen Verpflichtungen
- Verheimlichung des Glücksspielverhaltens gegenüber Angehörigen
- Finanzielle Probleme durch wachsende Spielschulden
- Gefühl von Unruhe oder Reizbarkeit beim Versuch, weniger zu spielen
- Nutzung von Glücksspiel als Flucht vor Stress, Problemen oder negativen Emotionen
- Zunahme von Spielzeiten in den Nachtstunden
- Vermehrte Einzahlungen oder häufiges Wechseln von Glücksspielanbietern
Die Folgen von problematischem Glücksspiel würden von finanziellen Verlusten über soziale Isolation bis hin zu ernsthaften psychischen Problemen wie Depressionen oder Angststörungen reichen, so das Bundesministerium für Gesundheit (BMG).
Prävention, frühzeitige Intervention und gezielte Unterstützung, wie Beratungsangebote und Therapie, würden eine zentrale Rolle spielen, um die negativen Auswirkungen auf Einzelpersonen und die Gesellschaft als Ganzes zu minimieren.
Für ihre innovative Herangehensweise an die Glücksspielregulierung in den Niederlanden sei die KSA im Oktober 2024 mit dem Regulatory Innovation Award ausgezeichnet worden. Das Projekt Markers of Risk (Risikomerkmale) habe mit seiner zukunftsweisenden Methodik eine positive Wirkung auf die Glücksspielaufsicht, die Industrie und die Gesellschaft gezeigt. Neben der Aufklärungsarbeit widme sich die KSA auch der Verfolgung von Fehlverhalten. Erst letztes Jahr habe die Glücksspielbehörde etwa eine Rekordstrafe von 19,6 Millionen EUR gegen Glücksspielanbieter Gammix verhängt, nachdem dieser Online Casinospiele ohne entsprechende Glücksspiellizenz in den Niederlanden angeboten habe. Die Regierung der Niederlande arbeite nach einer Erhöhung der Glücksspielsteuer derzeit an einer Aktualisierung der Glücksspielrichtlinien des Landes. Kritiker mahnen, dass die geplanten Änderungen der Gesetze Spieler in den Schwarzmarkt treiben könnten.