Geldanlage statt Glücksspiel: Österreichisches Startup-Magazin wirbt für Investment in junge Unternehmen
Das österreichische Startup-Magazin Trending Topics wirft die Frage auf, warum nicht mehr Österreicher in die heimische Startup-Branche investieren. Zwar sei die Bereitstellung von Kapital für junge Unternehmen mit einem hohen Risiko verbunden, doch die Gewinnchancen seien besser als beim Glücksspiel, wo jährlich Milliardenbeträge verspielt würden.
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Der Bruttospielertrag in Österreich liegt seit Jahren im Milliardenbereich. © BRANCHENRADAR.com / Statista
Weniger Startup-Investments als Glücksspielverluste
Jakob Steinschaden, Gewinner des Startup-Journalistenpreises im Jahr 2018 und Chefredakteur von Trending Topics, berichtet davon, dass Österreicher im Jahr 2023 insgesamt 1,25 Milliarden Euro bei Glücksspielenverloren hätten. Andere Quellen zufolge könnten es sogar mehr als 2 Milliarden Euro sein.
Das Investitionsvolumen in Startups und Scale-Ups, also junge Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial, liege hingegen lediglich bei 600 bis 700 Millionen Euro pro Jahr. Ein Großteil des Geldes käme aus dem Ausland. Der Anteil der Privatanleger in diesem Sektor sei minimal.
Zwar würde auch beim Investment in Startups und Scale-Ups das Geld dem Risiko eines Totalverlustes unterliegen, allerdings gebe es auch Aussichten auf attraktive Renditen. Steinschaden habe diese beim Startup-Investment auf etwa 1:100 beziffert, was etwa siebenmal wahrscheinlicher sei als vier richtige Zahlen im Lotto zu tippen.
Österreicher profitieren kaum vom Kapitalmarkt
Eine Statistik zum Volumen der Aktien und Wertpapiere der privaten Haushalte in Österreich zwischen 2007 und 2023 zeigt, dass die Österreicher gegenüber Investments auf dem Kapitalmarkt nicht grundsätzlich abgeneigt zu sein scheinen (siehe Grafik).

Der Wert der privaten Depots in Österreich hat sich von 2007 bis 2023 nur wenig gesteigert. © Österreichische Nationalbank / Statista
Es ist jedoch auffällig, dass sich der Depotwert der Österreicher von 2007 bis 2023 nur um etwa 36 % gesteigert hat. Die kumulierten Renditen der großen Leitindizes, wie z.B. dem MSCI World, haben in diesem Zeitraum bei rund 250 % gelegen. Wenn man jetzt noch unterstellt, dass die Österreicher im Laufe der Jahre mehr Geld investiert als entnommen haben, würde die erzielte Rendite noch weiter zusammenschrumpfen.
Steinschaden habe bemängelt, dass Sparbücher sowie Tages- und Festgeldkonten immer noch die beliebteste Form der Geldanlage in Österreich seien. Rund 200 Milliarden Euro würden auf diese Weise geparkt werden. Das Geld fehle nicht nur den Startups, sondern auch Anleger würden Renditechancen verpassen.
Vereinfachung von Startup-Investments gefordert
Für Steinschaden scheint klar zu sein, warum Menschen lieber Milliarden beim Lottospielen oder im Online Casino verzocken, statt in Startups zu investieren: Es fehle an einfachen Möglichkeiten. Der Kauf von Startup-Anteilen müsse genauso einfach sein, wie der eines Rubbelloses.
Sogenannte Neobroker, wie Trade Republic, oder Scalable Capital, haben den Handel von Wertpapieren per App etabliert und den Zugang zu den Kapitalmärkten in der gesamten DACH-Region vereinfacht. Allerdings stehen sie auch in der Kritik, weil sie unerfahrene Anleger zu riskanten Investments verleiten könnten. Zudem sind Startup-Investments nur sehr beschränkt möglich.
In der Schweiz hat Jürg Tschirren vom SRF gar unterstellt, dass kurzfristige Wetten auf dem Finanzmarkt sich kaum vom Glücksspiel unterscheiden würden. Davon seien jedoch langfristige Investments in Aktien oder ETFs ausgeschlossen, die als Ergänzung für die individuelle Altersvorsorge empfohlen werden.
Man darf gespannt sein, ob das Investment in Startups von passionierten Spielern in Zukunft als bessere Alternative angesehen wird und ob die Umverteilung der Spieleinsätze tatsächlich mehr Personen zu großen Gewinnen verhilft, als die Teilnahme an Lotterien und anderen Glücksspielen.
Im Gegensatz zum Glücksspiel fehlt bei Startup-Investments jedoch vermutlich der Nervenkitzel, sofort einen Gewinn erzielen zu können. Mit Sicherheit wird zudem neuer Regulierungsbedarf für das Investment in Startup-Anteile entstehen, wenn dieses fast schon spielerisch per Smartphone-App möglich wird.