RightNow ist pleite: Verzockte sich der Prozessfinanzierer von Star-Investor Carsten Maschmeyer mit Glücksspiel-Klagen?

Das Startup RightNow, an dem unter anderem der Unternehmer Carsten Maschmeyer beteiligt gewesen sei, ist pleite. Am 25. Februar 2025 habe das Unternehmen, das auf die Finanzierung von Schadenersatzprozessen spezialisiert ist, seine Insolvenz anmelden müssen. Ein Grund für das Scheitern könnte darin liegen, dass zahlreiche Glücksspiel-Klagen derzeit auf Eis liegen.

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Der unter anderem auf Glücksspiel-Klagen spezialisierte Prozessfinanzierer RightNow ist insolvent. © RightNow

Direkte Auszahlung von möglichem Schadenersatz

Das Geschäftsmodell von RightNow habe darin bestanden, seinen Kunden Forderungen abzukaufen, die eine realistische Chance auf die Geltendmachung von Schadenersatz geboten hätten, wie die Rheinische Post erklärt.

Egal, ob Datenschutzverstöße, verspätete Flugreisen oder zu hohe Krankenkassenbeiträge – RightNow habe seinen Kunden in Aussicht gestellt, ihre Ansprüche durchzusetzen und sie dafür im Voraus zu bezahlen. Je nach Chance auf Ausgang des Verfahrens, habe RightNow mit einem entsprechenden Abschlag kalkuliert.

Besonders prominent auf der Startseite wirbt das Startup auch noch einige Tage nach der Insolvenz mit einer Sofort-Erstattung für Deine Glücksspiel-Verluste”. Dieses Versprechen könnte zum Untergang des Prozessfinanzierers beigetragen haben, denn derzeit werden zahlreiche Verfahren gegen Glücksspielunternehmen nicht fortgeführt.

EuGH muss Grundsatzentscheidung treffen

Mehrere Gerichte, darunter der Bundesgerichtshof (BGH), haben sich mit Fragen an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) gewandt, um in Bezug auf glücksspielrechtliche Fragen ein Urteil treffen zu können.

Der prominenteste Fall dürfte der Prozess zwischen dem Sportwetten-Anbieter Tipico und dem Prozessfinanzierer Gamesright, einem Konkurrenten von RightNow, sein. In diesem Verfahren muss der EuGH entscheiden, ob die Lizenz der Malta Gaming Authority vor Verabschiedung des Glücksspielstaatsvertrages 2021 eine Grundlage für rechtmäßiges Glücksspiel in Deutschland dargestellt habe.

In der Vergangenheit wurden derartige Verfahren in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle durch einen außergerichtlichen Vergleich entschieden. Experten hätten gemutmaßt, dass die Glücksspiel-Unternehmen ein höchstrichterliches Urteil durch den BGH oder EuGH vermeiden wollten, das eine Klagewelle hätte auslösen können.

Doch jetzt, wo der Fall ohnehin zeitnah vom EuGH entschieden werden muss, scheint die Bereitschaft der Casino- und Sportwetten-Anbieter zum Eingehen von Vergleichen niedriger zu sein. Ein Grundsatzurteil scheint sich nicht mehr verhindern zu lassen und solange der EuGH nicht entschieden hat, werden alle ähnlichen Verfahren pausiert.

Bill No. 55 schützt weiterhin vor der Vollstreckung

Glücksspielanbieter mit Sitz auf Malta werden vor der Vollstreckung von Strafen aus dem Ausland durch ein umstrittenes Gesetz namens Bill No. 55 geschützt. Die mögliche Unionsrechtswidrigkeit wird zwar derzeit von der EU-Kommission geprüft, doch bis eine Entscheidung getroffen wurde, bleibt es in Kraft.

Für Klagende aus Deutschland stellt dies eine weitere Hürde dar, um etwaige Schadenersatzansprüche geltend zu machen. Selbst wenn ein Spieler vor Gericht Recht bekommt, bedeutet dies also noch lange nicht, dass er seinen bestätigten Anspruch auch tatsächlich durchsetzen kann.

Ein als Casino Papers bekannt gewordener Leak hat zudem die Problematik verdeutlicht, dass zahlreiche Online Casinos von Briefkastenfirmen betrieben werden, sodass es sehr schwierig erscheint, die Akteure zu ermitteln und Geld einzufordern.

Gibt es noch eine Chance für RightNow?

Während die Insolvenz der RightNow GmbH Stand jetzt nicht mehr aufzuhalten scheint, betreiben die Gründer bereits eine weitere Firma – die RN Inkasso GmbH. Wie der Name es bereits andeutet, liege der Schwerpunkt dieses neuen Unternehmens aber nicht mehr auf der Prozessfinanzierung, sondern auf dem Eintreiben von Forderungen.

Die Gründer hätten betont, dass alle Kunden ausbezahlt seien. Es gebe zudem noch laufende Verfahren, die das Unternehmen gewinnen könnte, um wieder an Liquidität zu gelangen. Allerdings sei der Ausgang der Verfahren sehr ungewiss, zumal das Geld fehle, um sie weiter zu verfolgen.

Man darf gespannt sein, ob RightNow in den nächsten Wochen komplett vom Markt verschwindet oder ob der Einstieg eines neuen Investors denkbar ist. Gegenüber der Rheinischen Post hätten die Gründer betont: „Wir glauben fest an die Zukunft des Geschäftsmodells!”

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