Sammelklage gegen Glücksspielanbieter in den Niederlanden: Organisation fordert Rückzahlung von Verlusten

Einige Anbieter von Online-Glücksspielen in den Niederlanden sehen sich einer Klagewelle ausgesetzt. Dabei handelt es sich um inzwischen lizenzierte und damit legal tätige Anbieter, die jedoch vor Oktober 2021 bereits in den Niederlanden aktiv gewesen sein sollen. Die klagenden Spieler hoffen nun auf die Rückerstattung ihrer Verluste.

Ein Mann mit Richterhammer und Gesetzbuch

In den Niederlanden wurde eine Sammelklage gegen Glücksspiel-Anbieter auf den Weg gebracht (Symbolbild). © Towfiqu barbhuiya/pexels.com

Bündelung der Klagen gegen diverse Unternehmen

Die Organisation Gokverliesterug habe eine Sammelklage gegen zahlreiche lizenzierte Glücksspiel-Anbieter in den Niederlanden eingereicht [Artikel auf Englisch], wie das Fachmagazin iGaming Business berichtet.

Hintergrund der Sammelklage sei die Tatsache, dass zahlreiche Glücksspielunternehmen schon vor Oktober 2021 auf dem niederländischen Markt tätig gewesen seien und hunderttausende Kunden erreicht hätten. Vor Oktober 2021 habe es jedoch keine Online-Lizenzen gegeben und somit seien die Verträge als nichtig zu erachten.

Müssen Anbieter die Einsätze der Spieler zurückzahlen?

In den Niederlanden habe es vereinzelt bereits erfolgreiche Verfahren dieser Art gegeben. Zwei namentlich nicht benannte Anbieter hätten ihren Kunden teilweise bis zu 200.000 Euro zurückerstatten müssen.

Koen Rutten von der Anwaltskanzlei Finch, die Gokverliesterug vertritt, habe erklärt, dass die Sammelklage ein wirksames Mittel sei, um die Interessen der Spieler bestmöglich zu vertreten. Die Kanzlei stelle sich auf ein “langwieriges Verfahren” ein, das über mehre Instanzen hinweg ausgetragen werden könnte.

Als Beklagte habe Gokverliesterug große Unternehmen, wie Unibet, Bwin, PokerStars und Bet365 genannt. Allerdings habe Bet365 bereits in einem Statement zum Ausdruck gebracht, dass es zu Unrecht auf dieser Liste geführt werde. Laut Aussagen von Bet365 sei die Firma vor Oktober 2021 nicht auf dem niederländischen Markt aktiv gewesen.

Parallelen zu Deutschland erkennbar

Klagen gegen Glücksspielanbieter, die ähnlich argumentieren und das gleiche Ziel verfolgen, gibt es auch in Deutschland. Entscheidungen hat es aber bisher nur von Gerichten unterer Instanzen gegeben. Oft haben sich die Parteien auf einen Vergleich geeinigt, anstatt ein Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) zu forcieren. Viele Spieler haben auf diese Weise Erstattungen erhalten.

Im Fall eines Rechtsstreits zwischen dem Buchmacher Tipico und dem Prozessfinanzierer Gamesright konnte keine Einigung erzielt werden, sodass der BGH eine richtungsweisende Entscheidung treffen sollte. Allerdings sah sich der BGH dazu nicht imstande, da die Thematik auch europäisches Recht tangiert und hat den Fall an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) weitergetragen. Dieser muss nun entscheiden, ob die Klage gegen unionsrechtliche Aspekte verstößt.

EuGH-Urteil könnte auch in den Niederlanden relevant sein

Zahlreiche Glücksspielanbieter haben sich in Deutschland und den Niederlanden in der Phase vor der offiziellen Lizenzvergabe auf die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU berufen. Sie waren der Auffassung, dass ihre gültigen Lizenzen aus anderen EU-Staaten, z.B. Malta, ausreichend seien, um Glücksspiel in allen EU-Staaten anzubieten.

Sollte der EuGH ein entsprechendes Grundsatzurteil fällen und sich auf die Seite der Glücksspielanbieter stellen, könnte dies den Ausgang des Verfahrens in den Niederlanden und vergleichbare Klagen in Deutschland beeinflussen. Die Tendenz für den Ausgang dieses Verfahrens scheint derzeit noch völlig offen zu sein.

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