Schleswig-Holstein vergibt eigenständig Lizenzen für Online-Casinospiele wie Blackjack, Roulette und Baccarat

Das Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport des Landes Schleswig-Holstein hat gestern mitgeteilt, vier Lizenzen an private Glücksspiel-Unternehmen zur Durchführung von Online-Casinospielen in Schleswig-Holstein zu vergeben. Damit schlägt Schleswig-Holstein erneut einen Sonderweg in der Glücksspiel-Branche ein, der im Einklang mit dem Glücksspielstaatsvertrag stehen soll.

Eine symbolhafte Collage von Glücksspielen

Schleswig-Holstein hat die ersten Lizenzen für Online-Casinospiele an private Glücksspiel-Unternehmen vergeben (Symbolbild). © Eyestetix Studio/unsplash.com

Vier Unternehmen erhalten Casino-Lizenz

Aus einer offiziellen Pressemitteilung geht hervor, dass das Land Schleswig-Holstein an vier Unternehmen eine Lizenz für Online-Casinospiele vergeben habe:

  • BluBet Operations
  • Cashpoint
  • Skill On Net
  • Tipico

In allen Fällen handelt es sich um in Deutschland lizenzierte Glücksspiel-Anbieter, die ihr Angebot teilweise auf mehreren Websites anbieten. So betreibt Skill on Net beispielsweise das Portal DrückGlück, während BluBet Operations über Seite novoline.de den deutschen Markt targetiert.

Die genannten Unternehmen dürften ab sofort in direkter Konkurrenz zur Spielbank SH GmbH stehen, die an vier Standorten (Flensburg, Kiel, Lübeck und Schenefeld) stationäre Casinos betreibt. Bisher waren Casino-Tischspiele, wie z.B. Blackjack oder Roulette, ein Alleinstellungsmerkmal stationärer Anbieter.

Schon gewusst? Es ist nicht das erste Mal, dass Schleswig-Holstein einen Sonderweg in der Glücksspiel-Branche beschreitet. Vor Verabschiedung des aktuellen Glücksspielstaatsvertrages waren Online-Glücksspiele seit 2012 exklusiv nur in Schleswig-Holstein gestattet.

Wird illegales Glücksspiel durch nicht bediente Nachfrage getrieben?

Die Größe des Schwarzmarkts für Online-Glücksspiel in Deutschland wird unterschiedlich geschätzt. Während die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) der Auffassung zu sein scheint, dass die Kanalisierung in den legalen Markt zu großen Teil gelinge, schätzen Forscher der Universität Leipzig den Schwarzmarktanteil auf rund 50 %.

Sabine Sütterlin-Waack, Innenministerin von Schleswig-Holstein, scheint die Meinung zu vertreten, dass das Fehlen legaler Angebote von Online-Casinospiele ein Treiber für den Schwarzmarkt sei:

Durch die Zulassung eines attraktiven Online-Angebots wollen wir Spielende davon abhalten, illegale Angebote wahrzunehmen, wenn sie beispielsweise die aus Spielbanken bekannten Spiele auch online spielen möchten, und so das legale Glücksspiel stärken Sabine Sütterlin-Waack, Innenministerin von Schleswig-Holstein, Quelle: schleswig-holstein.de

Auch andere Experten, wie DOCV-Geschäftsführerin Julia Lensing, haben in der Vergangenheit darauf aufmerksam gemacht, dass ein “dringender Bedarf” zur Regulierung von klassischen Tischspielen wie Baccarat, Blackjack oder Roulette bestehe. Die aktuelle Regulierung scheint die Spieler bisher in unregulierte Bereiche, wie z.B. Kryptocasinos, zu drängen.

Sonderweg im Sinne des Glücksspielstaatsvertrages?

Der Weg, den Schleswig-Holstein mit der Vergabe von Online-Casino-Lizenzen einschlägt, ist deutschlandweit einzigartig. Zwar bietet Bayern über die staatlichen Spielbanken Bayern inzwischen auch klassische Tischspiele im Internet an, doch die Erteilung derartiger Lizenzen für private Anbieter ist ein Novum.

Es ist anzunehmen, dass die lizenzierten Glücksspiel-Unternehmen den Standort der Nutzer kontrollieren müssen. Da die Lizenz vom Land Schleswig-Holstein erteilt wird, dürfte sie auch nur für Spieler mit Wohnsitz in Schleswig-Holstein gelten. So ist auch das Online-Angebot der Spielbanken Bayern geregelt.

Unklar dürfte sein, ob auch andere Spieler, die sich nur übergangsweise in Schleswig-Holstein aufhalten, ebenfalls in den virtuellen Casinos spielen dürfen. Unter Umständen führt der Vorstoß des Bundeslandes dazu, dass in den nächsten Monaten ein neuer Graumarkt entstehen könnte.

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