Star Entertainment Group erwägt nach rechtlichen und finanziellen Problemen einen Teilverkauf des Brisbane-Casinos
Die Kontroversen um die australische Star Entertainment Group reißen nicht ab. Zehn ehemalige Führungskräfte stehen nach Geldwäschevorwürfen vor Gericht. Nun soll mit einem Verkauf von 50 % der Anteile an einem Resortkomplex in Brisbane Liquidität generiert werden.

Die Star Entertainment Gruppe sieht sich schwerwiegenden Problemen konfrontiert. © King Eliot/Pexels
Alle bisherigen Angebote abgelehnt
Die australische Star Entertainment Group befinde sich laut Forbes [Link auf Englisch] in Gesprächen über den möglichen Verkauf einer 50-prozentigen Beteiligung an ihrem Resortkomplex in Brisbane. Potenzielle Käufer seien die in Hongkong ansässigen Unternehmen Chow Tai Fook Enterprises und Far East Consortium. Ziel des Verkaufs sei es, dringend benötigtes Kapital zu beschaffen, um die finanzielle Lage des schwer angeschlagenen Unternehmens zu stabilisieren. Allerdings habe der Vorstand nach einer Prüfung aller bisherigen Angebote entschieden, dass keines davon ausreichend hoch gewesen sei.
Die Star Entertainment Group steht finanziell unter Druck, da ihre Einnahmen aus dem Glücksspielgeschäft gesunken seien. Zudem habe das Unternehmen Probleme dabei, neue Kredite aufzunehmen. Um einen dringend benötigten Kredit in Höhe von 100 Millionen AUD (61 Millionen EUR) zu bekommen, müsse Star zuerst 150 Millionen AUD (91 Millionen EUR) an nachrangigen Schulden aufnehmen, um dem potenziellen Kreditgeber zu zeigen, dass es noch finanzielle Unterstützung am Markt finden könne und weiterhin kreditwürdig sei. Nachrangige Schulden sind Kredite, die im Falle einer Insolvenz erst nach anderen Verbindlichkeiten zurückgezahlt werden. Das bedeutet, dass Investoren oder Banken, die diese Kredite gewähren, ein höheres Risiko eingehen.
Kontroversen rund um die Star Entertainment Group – Anklage gegen ehemalige Führungskräfte
Der Ursprung der wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens seien verschiedene Vorfälle, in die es in den vergangenen Jahren verwickelt gewesen sein soll: So sei 2021 bekannt geworden, dass Star über Jahre hinweg Geldwäsche und organisierte Kriminalität in seinen Casinos toleriert habe. Dies habe 2022 dazu geführt, dass die Aufsichtsbehörden dem Unternehmen die Eignung für den Casinobetrieb in Sydney und Queensland abgesprochen und es unter staatliche Aufsicht gestellt hätten.
Nun habe die Australian Securities and Investments Commission (ASIC) laut ABC [Link auf Englisch] obendrein Zivilklagen gegen zehn ehemalige Direktoren und Führungskräfte des Unternehmens eingereicht. Ihnen werde vorgeworfen, zwischen 2017 und 2019 bewusst Geldwäsche-Risiken ignoriert und Geschäftsbeziehungen zu Personen mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen nicht verhindert zu haben. Zu den Angeklagten würden demnach unter anderem der frühere Vorsitzende John O’Neill und der ehemalige CEO Matthias Bekier gehören, die angeblich riskante Geschäftsverbindungen zu asiatischen Junket-Betreibern wie Suncity genehmigt hätten.
Innerhalb des Unternehmens gab es Berichte darüber, dass in den Räumlichkeiten von Suncity in Sydney Säcke mit 50-USD-Noten gab, die mit Gummibändern zusammengebunden waren.”–Ruth Higgins, Anwältin der Australian Securities and Investments Commission (ASIC), ABC
Laut ASIC seien Star-Etablissements unter ihnen zum Umschlagplatz für illegale Geldtransfers geworden: Bargeldbündel seien in Taschen oder unter Decken versteckt an den Service-Schaltern abgegeben worden, um Überwachungskameras zu umgehen. Zudem sollen Führungskräfte bewusst irreführende Informationen an die National Australia Bank (NAB) weitergegeben haben, um die Nutzung von China Union Pay-Karten für Glücksspielzwecke zu verschleiern, obwohl dies nach den Vorschriften der Bank ausdrücklich verboten gewesen sei. Der frühere Finanzchef Harry Theodore habe sich bereits mit ASIC auf eine Strafe geeinigt und werde für neun Monate von der Geschäftsführung jeglicher Unternehmen ausgeschlossen.
Während des ersten Prozesstags habe ASIC-Anwältin Ruth Higgins betont, dass der Vorstand über die Verbindungen zu kriminellen Organisationen informiert gewesen sei, aber keine angemessenen Maßnahmen ergriffen habe. Interne Berichte hätten bereits früh auf das hohe Risiko von Junket-Partnerschaften hingewiesen. Die Unternehmensführung habe sich aufgrund kurzfristiger Gewinne aber dafür entschieden, die Zusammenarbeit mit problematischen Betreibern weiterzuführen.
Die Star Entertainment Group im Porträt
Die Star Entertainment Group zählt zu den führenden Glücksspiel- und Unterhaltungsunternehmen Australiens. Neben klassischen Casinos besitzt das Unternehmen auch luxuriöse Hotelanlagen, gehobene Restaurants und Veranstaltungsräume. Mit Prestigeprojekten wie dem Queen’s Wharf Brisbane, einem milliardenschweren Resortprojekt, versucht Star, sich als Premium-Anbieter im internationalen Casinogeschäft zu etablieren und mit Etablissements in Städten wie Macau oder Las Vegas zu konkurrieren.
Trotz dieser ehrgeizigen Expansionspläne sieht sich das Unternehmen mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Strenge regulatorische Maßnahmen, rückläufige Einnahmen aus dem Glücksspielsektor und verschärfte Auflagen der Behörden setzen Star wirtschaftlich unter Druck. Zudem muss es sich gegen starke Konkurrenz behaupten.
Besonders steht Star Entertainment mit Crown Resorts in Konkurrenz, das in der australischen Glücksspielbranche ebenfalls stark ist – sich aber ebenfalls in rechtlichen und finanziellen Schwierigkeiten befindet.
Ein wichtiger Investor der Star Entertainment Group ist der Glücksspielmilliardär Bruce Mathieson, der etwa zehn Prozent der Anteile hält. Er ist nicht nur für seine Beteiligung an Star bekannt, sondern auch für seine Geschäfte mit Spielautomaten und Pubs in Australien.
Zu der Gruppe gehören folgende Casinos:
- The Star Sydney
- The Star Gold Coast
- Treasury Brisbane
- Queen’s Wharf Brisbane (in Entwicklung)
Wegen dieser Vorwürfe und den daraus resultierenden Problemen habe Star einen erheblichen Teil seiner Marktkapitalisierung eingebüßt. Zwischenzeitlich sei der Aktienkurs auf ein Rekordtief gefallen.