Interesse an Sportwetten steigt stark an: Machen die Buchmacher im Sport-Sommer 2024 das Geschäft ihres Lebens?
Wer sich in Deutschland und anderen europäischen Ländern bei einem legalen Sportwetten-Anbieter registrieren möchte, muss seine Identität nachweisen. Wie der Anbieter IDNow berichtet, habe die Zahl der beantragten Verifizierungen zwischen dem 14. und dem 16. Juni 2024 rund 750 Prozent über dem Normalwert gelegen. Dies werde mit der EM 2024 in Verbindung gebracht, die den Buchmachern neue Kunden, aber auch viel Wettbewerb beschert.
Verifizierungen sind wichtig für den Spielerschutz
Roger Redfearn-Tyrzyk, Vice President of Global Gaming bei IDnow, habe in einer Pressemitteilung seiner Firma erklärt, dass eine funktionierende Verifizierung der Kunden gerade vor der aktuell stattfindenden Fußball-EM in Deutschland eine große Herausforderung sei:
Die Fußball-Europameisterschaft 2024 stellt eine große Chance für neue und alte Glücksspielplattformen dar. Deswegen ist es essenziell, dieses Event für sich zu nutzen. Gleichzeitig müssen Betreiber aber auch den Ruf ihrer Plattform und die Spieler selbst schützen. Daher sind effiziente, regelkonforme Verifizierungsprozesse notwendig, um diese Flut an Spielern reibungslos und sicher auf die jeweilige Plattform zu bringen. – Roger Redfearn-Tyrzyk, Vice President of Global Gaming bei IDnow, Quelle: IDNow
Untersuchungen von IDNow zufolge hätten sportliche Großereignisse stets einen starken Einfluss auf die Zahl der wettenden Spieler. Viele von ihnen würden sich erstmals bei einem Anbieter registrieren, was die Erfassung der korrekten Daten umso wichtiger mache.
In Deutschland gibt es mit dem OASIS-System eine Möglichkeit, mit der sich potentiell suchtgefährdete Spieler von der Teilnahme an Glücksspielen ausschließen können. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es derartige Schutzmechanismen. Diese können aber nur greifen, wenn die Spieler korrekt identifiziert sind und bei legalen Anbietern spielen.
Leider sei laut Redfearn-Tyrzyk der Trend erkennbar, dass auch immer mehr Aktivitäten auf unregulierten Websites stattfänden. Hier werde oft keine Verifizierung der Spieler gefordert, was Kriminellen die Gelegenheit verschaffe, Geldwäsche zu betreiben.
Hohe Nachfrage, aber viel Konkurrenz für Buchmacher
In einem Artikel des Fachmagazins iGaming Business wird zudem daran erinnert, dass die EM 2024 nicht das einzige sportliche Top-Event ist, das in diesem Sommer ansteht. Auch die heute Nacht startende Copa América und die am 26. Juli beginnenden Olympischen Spiele könnten das Interesse an Sportwetten weiter anheizen [Artikel auf Englisch].
Rachael Kane, Sprecherin des börsennotierten Glücksspielkonzerns Flutter Entertainment, habe darauf verwiesen, dass die hohe Dichte an sportlichen Top-Ereignissen des Sommer 2024 nicht nur Chancen, sondern auch Risiken für die einzelnen Buchmacher aufweise.
Denn nicht nur das Interesse der Spieler, von denen ein großer Anteil zum ersten Mal eine Wette platzieren werde, sei groß. Auch der Wettbewerb sei in der aktuellen Marktphase besonders hart. So würden sich beispielsweise viele Buchmacher mit Boni und geboosteten Wettquoten gegenseitig überbieten, um Neukunden zu gewinnen, die auch nach ihren ersten Wetten dem neuen Sportwetten-Anbieter die Treue halten sollen.
Gibt es zu viel Sportwetten-Werbung im Rahmen der EM 2024?
Trotz Kritik von verschiedenen Seiten, ist ein Sportwetten-Verbot im Rahmen der EM 2024 nicht durchgesetzt worden. Stattdessen ist mit Betano sogar einer der Hauptsponsoren des Turniers ein Buchmacher.
Nach Meinung von SPD-Politiker Burkhard Blienert, der als Suchtbeauftragter der Bundesregierung fungiert, würden Sportwetten als “viel zu selbstverständlich” angesehen und zuviel beworben werden.
Demgegenüber steht das Argument, dass nur mit Werbung für legale Angebote eine Kanalisierung in den regulierten Markt gelingen könne. Zahlen aus den USA zeigen zudem, dass auch trotz geringerer Werbeintensität das Wachstum des Sportwetten-Marktes weiter voranschreiten kann.
Kanalisierung bleibt zentrale Herausforderung
Experten aus der Branche verweisen darauf, dass das Interesse an Sportwetten und anderen Glücksspielangeboten tief in der Gesellschaft verankert sei. Die Spieler würden in jedem Fall nach Anbietern suchen, um beispielsweise eine Sportwette im Rahmen der EM 2024 abzugeben. Dann sei es wichtig, dass sie sich für einen legalen Anbieter entscheiden würden.
Matthias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbandes (DSVW), habe seine Sorge dahingehend ausgedrückt, dass bis zu ein Drittel der Sportwetten-Einsätze bei illeglen Anbietern getätig werden könnte. Insgesamt werde erwartet, dass alleine in Deutschland rund 1 Milliarde Euro auf EM-Spiele gesetzt werden könnten.
Bis konkretes Zahlenmaterial zur Kanalisierung des Glücksspiels in den legalen Markt vorliegt, dürfte noch einige Zeit vergehen. Doch die Auswertungen von IDNow zeigen, dass zumindest eine große Anzahl an Spielern den Weg einer sicheren Verifizierung wähle.