Suchtberater zweifelt an Verdrängung des Schwarzmarktes durch Legalisierung von Online Casinos in Baden-Württemberg
Martin Epperlein, Suchtberater bei der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart, hat die geplante Legalisierung von Online Casinos in Baden-Württemberg kritisiert. Trotz der angekündigten Schutzmaßnahmen für Spieler stufe er das neu geschaffene Angebot als “gefährliches Gut” ein. Er halte es sogar für denkbar, dass der Schwarzmarkt von der Legalisierung indirekt profitieren könnte.

Der Suchtberater Martin Epperlein zweifelt den Sinn der Legalisierung von Online Casinos in Baden-Württemberg an (Symbolbild). © Anna Shvets/pexels.com
Legale Online Casinos bergen Risiken
Der Landtag in Baden-Württemberg hat im Februar beschlossen, Online-Casinospiele für die Einwohner des Bundeslandes zu legalisieren und die Staatliche Toto-Lotto GmbH als Monopolisten für dieses Geschäftsmodell zu bestimmen. Ziel sei es, das auf dem Schwarzmarkt stattfindende Glücksspiel zu unterbinden und in legale Bahnen zu lenken, um den Spielerschutz zu verbessern.
Epperlein habe im Gespräch mit dem SWR jedoch betont, dass legales Glücksspiel keinen sicheren Schutz vor problematischem Spielverhalten biete. Im Gegenteil sei sogar zu erwarten, dass sich Spieler, die sich über das OASIS-Register vom Spielen ausschließen, über den Schwarzmarkt wieder zum Glücksspiel zurückfinden könnten, wo es gar keine Schutzmechanismen gebe.
Laut Epperlein sei es zwar zu begrüßen, dass in der Landesstelle für Suchtfragen Bade-Württembergs im Zusammenhang mit der geplanten Legalisierung eine neue Fachstelle für Glücksspielsucht eingerichtet werde, allerdings müsse es wirksame Präventionsmaßnahmen und Online-Hilfsangebote geben, um einen Effekt zu erzielen.
Legalität von ausländischen Online Casinos noch nicht geklärt
Mit der Eröffnung eines staatlichen Online Casinos scheint Baden-Württemberg zu planen, ein legales Gegenangebot zum wachsenden Schwarzmarkt für Online-Casinospiele zu schaffen. Klassische Casino-Spiele, wie z.B. Blackjack oder Roulette, zählen deutschlandweit nicht als genehmigungsfähiges Glücksspiel und sind derzeit nur bei ausländischen Anbietern verfügbar.
Diese Unternehmen verfügen oft über Lizenzen anderer EU-Staaten und berufen sich auf die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU (Art. 56 AEUV). Am 09. April 2025 muss der Europäische Gerichtshof (EuGH) unter dem Aktenzeichen C-440/23 entscheiden, ob die Glücksspiellizenz eines anderen europäischen Landes in Deutschland hätte anerkannt werden müssen.
Darüber, ob dieses Urteil nur in die Vergangenheit gerichtet Anwendung findet oder auch für die Zukunft gelten könnte und was das für den Markt bedeuten könnte, kann nach derzeitigem Stand nur spekuliert werden.
FDP kritisiert Vorhaben ebenfalls
Der FDP-Abgeordnete Daniel Karrais habe kritisiert, dass das geplante Modell von Baden-Württemberg den freien Wettbewerb unterbinde und damit eine nachteilige Situation für Spieler und Unternehmen schaffe. Ihm könnte unter Umständen das Modell in Schleswig-Holstein zusagen, das die Vergabe von vier Lizenzen an privatwirtschaftliche Unternehmen vorsieht.
Wann das Online Casino in Baden-Württemberg offiziell online geht, scheint noch nicht bekannt zu sein. Mit Spannung wird erwartet, ob das Modell noch angepasst werden könnte und ob es sich nach dem Start gegen Konkurrenz aus dem Ausland behaupten muss oder seinen rechtlichen Sonderstatus beibehalten wird.