Warnung vor POGOs: Ist Timor-Leste ein als potenzielles Ziel für Offshore-Glücksspielanbieter?
Philippinische Behörden warnen Timor-Leste davor, dass ehemalige POGOs nach dem Verbot auf den Philippinen dorthin ausweichen könnten. Timors Präsident Ramos-Horta unterstützt Online-Glücksspiel für Ausländer, lehnt jedoch landbasierte Casinos ab.
Philippinen warnen Timor-Leste vor Offshore-Glücksspiel-Anbietern (POGOs)
Nach dem Verbot sogenannter POGOs (Philippine Offshore Gaming Operators) auf den Philippinen warnen die Behörden des pazifischen Inselstaates nun Timor-Leste vor den größtenteils chinesischen Glücksspiel-Anbietern. Laut iGaming Business [Link auf Englisch] habe der philippinische Justizminister Jesus Crispin Remulla die timoresischen Behörden während eines Staatsbesuchs am 1. Oktober davor gewarnt, dass POGOs ihre Operationen dorthin verlagern könnten und dies möglicherweise sozioökonomische sowie sicherheitsrelevante Herausforderungen mit sich bringen könnte.
Angesichts des gemeinsamen katholischen Erbes und der gemeinsamen Werte der Philippinen und Timor-Leste hielt es die philippinische Regierung für unerlässlich, Timor-Leste über die potenziellen sozioökonomischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen zu informieren, die sich aus der Zulassung von POGOs innerhalb seiner Grenzen ergeben.”–Philippines Department of Justice iGaming Business
Timors Präsident José Ramos-Horta habe demnach laut Asia Gaming Brief geäußert, dass sein Land zwar keine physischen Casinos im Land haben wolle, aber Ausländern gern die Möglichkeit anbieten würde, online zu spielen. Zu diesem Zwecke hat der kleine Inselstaat auf der ansonsten zu Indonesien gehörenden Insel Timor bereits eine Virtual Gaming Association gegründet [Link auf Englisch], die sich um die Vergabe von Lizenzen kümmern soll.
[Glücksspiel] interessiert mich nicht, es sei denn, es richtet sich an Ausländer. Ich möchte nicht, dass ein armer Timorese alles beim Glücksspiel verliert, mit all den menschlichen und manchmal tragischen Folgen. Aber wenn Ausländer online spielen wollen und Timor eine Möglichkeit zum Online-Glücksspiel bietet, gut.”–José Ramos-Horta, Präsident von Timor-Leste, Asia Gaming Brief
Folgenschwere Entscheidung von Präsident Marcos Jr.
Der philippinische Präsident Ferdinand Marcos Jr. habe laut Philippines News Agency [Link auf Englisch] schon im Juli 2024 angeordnet, den Offshore-Glücksspielmarkt im Land bis Ende des Jahres zu schließen und den ausländischen Betreibern, die vorwiegend aus China stammen, die Lizenzen zu entziehen. Diese Offshore-Anbieter richten sich primär an chinesische Spieler und stehen im Verdacht, in illegale Aktivitäten wie Menschenhandel, Prostitution und Geldwäsche verwickelt zu sein. Marcos Jr. betonte, das Verbot solle der nationalen Sicherheit dienen, da viele Anbieter ihre Glücksspielplattformen als Deckmantel für schwerwiegende Verbrechen nutzen würden.
Getarnt als legale Unternehmen, wagten sie sich in illegale Bereiche vor, die weit vom Glücksspiel entfernt waren, darunter Finanzbetrug, Geldwäsche, Prostitution, Menschenhandel, Entführung, brutale Folter und sogar Mord.”–Ferdinand Marcos Jr., Präsident der Philippinen, iGaming Business
Zusätzlich zu den bereits angekündigten Maßnahmen habe die philippinische Regierung klargestellt, dass alle ausländischen POGO-Mitarbeiter das Land bis spätestens September 2024 verlassen müssen. Die philippinische Einwanderungsbehörde hat den Angestellten anfangs eine Frist von 60 Tagen ab dem 26. Juli gegeben, um auszureisen, andernfalls drohte ein Abschiebeverfahren. Diese Frist wurde kürzlich bis zum Jahresende verlängert [Link auf Englisch]. Es werde erwartet, dass etwa 20.000 ausländische Arbeiter, von denen 70 % aus China stammen, von der Ausreisepflicht betroffen sein werden. Bereits bestehende und neue Visa-Anträge würden für POGO-Mitarbeiter ab sofort abgelehnt. Mehr als 3.000 Betroffene [Link auf Englisch] sollen das Land bereits verlassen haben.
Was sind POGOs?
POGOs (Philippine Offshore Gaming Operators) sind Unternehmen, die Online-Glücksspiele von den Philippinen aus anbieten. Sie richten sich überwiegend an Spieler aus Ländern, in denen Glücksspiel verboten ist. Besonders im Fokus stehen chinesische Kunden, da das Glücksspiel in China, mit Ausnahme der Sonderverwaltungszone Macau, komplett verboten ist. Obwohl die Anbieter in den Philippinen lizenziert sind, dürfen philippinische Bürger ihre Dienste nicht nutzen.
In den letzten Jahren gerieten POGOs immer mehr in den Fokus, da sie in Verbindung mit illegalen Aktivitäten wie Geldwäsche, Menschenhandel und Prostitution gebracht wurden. Diese Vorfälle haben schließlich zur Entscheidung geführt, den Offshore-Sektor vollständig zu verbieten.
Das Verbot könnte erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen haben, da dem Land Lizenzgebühren in Höhe von rund 362 Millionen Euro sowie Steuereinnahmen entgehen werden. Insgesamt könnten sogar 63.000 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, darunter Einheimische und Ausländer. Um die Maßnahme abzufedern, sollen die betroffenen philippinischen POGO-Mitarbeiter von der Regierung unterstützt werden. Es werde geprüft, ob sie Arbeitslosenversicherungen erhalten können, und es seien Weiterbildungsprogramme in Planung, um ihnen den Übergang in neue Jobs zu erleichtern.
China zeigt sich erfreut
Als unbegründet stellte sich derweil die Sorge heraus, dass das Verbot negative Auswirkungen auf die diplomatischen Beziehungen zwischen den Philippinen und China haben könnte. Diese waren ohnehin bereits durch einen Territorialstreit um die Spratley-Inseln im Südchinesischen Meer angespannt. China habe das Verbot der POGOs aber begrüßt und betone, dass die Entscheidung im Interesse beider Länder sei. Die chinesische Botschaft kündigte zudem an, gegen eigene Staatsbürger vorzugehen, die an illegalen Glücksspielaktivitäten beteiligt seien.
China ist für seine strenge Haltung zum Glücksspiel bekannt. Vergehen werden in der Regel hart geahndet. Erst kürzlich wurden 43 Fußballer und Funktionäre wegen illegalen Glücksspiels und Spielmanipulation lebenslang gesperrt.