Türkei: Influencer und weitere Persönlichkeiten wegen illegaler Glücksspielwerbung festgenommen
Die Polizei in Istanbul hat gestern, am 11. November, 17 Personen festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, Werbung für illegale Glücksspiel-Angebote gemacht zu haben. Zu den festgenommenen Personen sollen Musiker, Fußballspieler und Influencer zählen.
Istanbuler Polizei nimmt 17 Personen fest
Verschiedene türkische Zeitungen [Link auf Englisch] berichten, dass die Istanbuler Polizei gestern eine großangelegte Aktion gegen verbotene Glücksspielwerbung durchgeführt habe. Mehreren Personen werde vorgeworfen, illegale Glücksspiel- und Sportwettenseiten beworben zu haben.
Die Behörden hätten insgesamt gegen 21 Personen ermittelt, wovon 17 festgenommen worden seien. Es sei eine medizinische Begutachtung durchgeführt worden, ehe die Festgenommenen vor ein Gericht gebracht worden seien.
Weitere Verdächtige sollen sich derzeit im Ausland befinden und hätten im Rahmen der Aktion nicht ausfindig gemacht werden können. Es heißt, die Behörden würden weiter daran arbeiten, auch diese Personen festzunehmen.
Influencer, Sänger & Fußballspieler unter den Festgenommenen
Bei den Verdächtigen handele es sich um bekannte Persönlichkeiten aus den verschiedensten Branchen. Zu den Festgenommenen soll Batuhan Karadeniz, 33, zählen. Karadeniz ist ein ehemaliger Fußballspieler und spielte unter anderem für Beşiktaş Istanbul und Trabzonspor. Er absolvierte außerdem zwei Spiele für die türkische Nationalmannschaft.
Auch Serdar Ortaç, 54, sei von der Polizei verhaftet worden. Ortaç ist ein bekannter Sänger in der Türkei. Vor wenigen Wochen soll er ein Video veröffentlicht haben, in dem er den Zuschauern erklärt habe, wie sie am Online-Glücksspiel teilnehmen könnten. Neben ihm sei auch der Schauspieler und Moderator Mehmet Ali Erbil, 67, von der Polizei festgenommen worden.
Zudem seien drei Influencer wegen illegaler Glücksspielwerbung von der Polizei verhaftet worden. Einer von ihnen sei der ehemalige Fußballspieler İbrahim Yılmaz, 30, der in den sozialen Medien mehr als 20 Millionen Follower hat. Bei Instagram habe er berichtet, er hätte seine Fußballkarriere wegen seiner großen Gewinne bei Sportwetten an den Nagel gehängt.
Nicht nur in der Türkei scheint verbotene Glücksspielwerbung von Influencern ein Problem zu sein. In den Niederlanden mahnte die Glücksspielbehörde Ende August zwei YouTube-Influencer ab, die Werbung für illegale Glücksspielanbieter gemacht hätten. In Schweden sollen Twitch-Streamer ebenfalls Werbung für illegale Online Casinos gemacht haben.
Auch in Deutschland gibt es vergleichbare Fälle, die im Juli 2024 zu einem Gerichtsurteil führten. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) ist seitdem befugt, gegen Streamer im Ausland vorzugehen, die sich mit der Bewerbung illegaler Glücksspielanbieter an ein deutsches Publikum richten. Dadurch soll der Spieler- und Jugendschutz erhöht werden.
Wie sind die Glücksspielgesetze in der Türkei?
Glücksspiel und Sportwetten sind in der Türkei streng reguliert. Seit dem Jahr 1998 sind Casinos dort komplett verboten. Im Jahr 2006 trat ein Gesetz in Kraft, das nicht-staatliches Online-Glücksspiel untersagt. Seitdem ist Glücksspiel in der Türkei nicht mehr komplett verboten, steht aber unter staatlicher Kontrolle.
Die Menschen in der Türkei können legal beispielsweise an der staatlichen Lotterie Milli Piyango teilnehmen und es gibt auch staatliche Sportwetten-Anbieter sowie einige legale Anbieter von Online-Glücksspiel.
Dennoch soll illegales Glücksspiel in der Türkei stark verbreitet sein. Mehr als 10 Millionen Menschen sollen regelmäßig bei illegalen Anbietern an Glücksspiel teilnehmen, wodurch dem Staat Steuergelder entgehen würden.
Insbesondere illegale Sportwetten auf den türkischen Fußball hätten in den vergangenen Jahren immer mehr an Beliebtheit zugenommen. Erst vor wenigen Wochen reagierte der türkische Fußballverbund Türkiye Futbol Federasyonu darauf und führte neue Regelungen ein: Diese sollen die Werbung für illegale Sportwetten unterbinden.
Der türkische Untersuchungsausschuss für Finanzkriminalität gehe davon aus, dass der illegale Glücksspielsektor in der Türkei mehr als 100 Milliarden TRY (ca. 2,74 Milliarden EUR) wert sei.
Härteres Vorgehen gegen illegale Glücksspielwerbung aufgrund alarmierender Zahlen
Dass die türkischen Behörden jetzt drastisch gegen illegale Glücksspielwerbung vorgehen, habe einen ernsten Hintergrund. Das Online-Glücksspiel habe in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Problematisches Glücksspiel nehme deutlich zu und auch Kinder würden immer früher mit Glücksspiel in Berührung kommen.
Ein Problem sei, dass Glücksspielwerbung in der Türkei allgegenwärtig sei. So würden beispielsweise bekannte Online-Shops Werbeanzeigen für Glücksspiel ausspielen.
Nicht-lizenzierte Sportwetten-Anbieter stünden außerdem im Verdacht, gezielt bekannte Persönlichkeiten mit einer großen Reichweite anzusprechen, um diese zu ihren Werbegesichtern zu machen. So scheint es auch im Falle der verhafteten Prominenten abgelaufen zu sein.
Bisher gibt es keine Informationen dazu, ob sich die Festgenommenen in Haft befinden oder wann sie sich vor Gericht verantworten müssen.