UK: Pizza Hut wird wegen Glücksspiel-Werbeaktion zur Zielscheibe von Kritik
Die US-amerikanische Fast Food-Kette Pizza Hut steht für eine Ende November 2024 in Großbritannien ausgeführte Werbeaktion in der Kritik. Im Rahmen der Aktion konnten Kunden, die Pizza online bestellten, bis zu 300 kostenlose Spins an Online Casino Slots erhalten. Kritiker bezeichnen die Aktion jetzt als verantwortungslos und gefährlich.
Pizza Hut wird wegen der Werbeaktion kritisiert. ©stu_spivack/wikipedia
Glücksspielgegner kritisieren Werbeaktion scharf
Laut The Guardian [Link auf Englisch] habe die Kampagne, die in Zusammenarbeit mit Free Spins Loopy, einem Glücksspiel-Affiliate, durchgeführt worden sei, Glücksspielgegner im ganzen Land alarmiert. Unter ihnen sei auch die Aktivistin Annie Ashton, deren Ehemann aufgrund einer Glücksspielabhängigkeit Suizid begangen habe. Sie habe die Aktion als gefährlich bezeichnet und Pizza Hut vorgeworfen, unachtsam mit potenziell süchtigen Kunden umzugehen.
Die Rücksichtslosigkeit dieser Pizza Hut-Aktion ist erschütternd – Hunderte von Freispielen für Casinospiele mit hohem Suchtpotenzial anzubieten, ohne zu wissen, ob diese Menschen möglicherweise von einer Sucht genesen, ist nicht nur leichtsinnig, sondern gefährlich. Freispiele können bei jedem, der so oft dreht, schnell zur Sucht führen. Pizza Hut muss diese Aktion so schnell wie möglich beenden, bevor Menschenleben verloren gehen.”–Annie Ashton, britische Anti-Glücksspiel-Aktivistin, The Guardian
Auch der konservative Politiker Iain Duncan Smith habe die Aktion scharf kritisiert und strengere Regulierungen für Glücksspielwerbung gefordert. Jüngste Studien legen ebenfalls nahe, dass die Glücksspielwerbung in Großbritannien nicht streng genug reguliert sei.
Dies ist ein weiterer Beweis dafür, wie sehr die Glücksspielwerbung außer Kontrolle geraten ist. Es ist nicht einmal möglich, eine Pizza zu bestellen, ohne dass den Leuten Online-Casino-Produkte aufgedrängt werden.”–Iain Duncan Smith, konservativer britischer Politiker, The Guardian
Angebot schon wieder offline
Nach nur wenigen Tagen, an denen das Angebot sichtbar gewesen sei, sei es am 28. November proaktiv entfernt worden, wie auch Yogonet berichtet [Link auf Englisch]. Der Werbedeal von Pizza Hut und Free Spins Loopy sei über ein externes programmatisches Werbenetzwerk gesteuert worden, das nach Angaben von Digital Adventures – der Muttergesellschaft von Free Spins Loopy – über Altersbeschränkungen für Nutzer verfüge.
Gefahren von kostenlosen Freispielen
Was sind Freispiele? Freispiele sind kostenlose Drehungen an Online-Spielautomaten, die Spielern ohne Einsatz eines eigenen Geldbetrags zur Verfügung gestellt werden. Sie dienen oft als Werbemittel, um neue Spieler auf Glücksspielseiten zu locken. Warum gelten sie als besonders suchtfördernd? Freispiele können ein unverbindliches Gefühl von Sicherheit vermitteln, da kein Geld eingesetzt werden muss. Doch genau das senke die Hemmschwelle, sich tiefer auf das Spiel einzulassen. Laut Experten könnten Freispiele schnell dazu führen, dass Spieler den Reiz des Glücksspiels unterschätzen und in eine Abhängigkeit geraten.
Online-Casinos werden in Studien immer wieder mit besonders hohem Suchtpotenzial in Verbindung gebracht. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeige nahezu jeder fünfte Nutzer von Online-Casinospielen ein problematisches oder abhängiges Spielverhalten. Im Vergleich dazu liege der Anteil problematischer Spieler bei traditionellen Glücksspielen bei etwa 7 %.
Erst vor Kurzem habe die britische Regierung reagiert und die Einführung von Einsatzlimits für Online-Slots beschlossen. Außerdem werde eine verpflichtende Abgabe für Anbieter eingeführt. Davon verspreche sich die Regierung nicht nur einen besseren Spielerschutz, sondern auch zusätzliche Einnahmen von rund 100 Millionen GBP.
Ob sich Digital Adventures an etwaigen finanziellen Verlusten von Spielern, die durch die Werbemaßnahme animiert wurden, beteiligen würde, sei unklar geblieben. Yum! Brands, das Mutterunternehmen von Pizza Hut, habe sich bisher ebenfalls nicht zu weiteren möglichen Konsequenzen der Aktion geäußert.
