Großbritannien führt Abgabe für Glücksspielfirmen sowie Einsatzlimit ein
Ab 2025 müssen Glücksspielfirmen in Großbritannien eine verpflichtende Abgabe zahlen. Darüber hinaus werden neue Einsatzlimits für Online-Slots eingeführt, die dem Spielerschutz dienen sollen. Das gab die Regierung am heutigen, 27. November 2024 bekannt. Die Regierung erhofft sich, 100 Millionen GBP (120 Millionen EUR) im Jahr in Behandlungssysteme für Spielsüchtige, Präventionsmaßnahmen und Forschungsprojekte investieren zu können.
100 Millionen GBP pro Jahr und Einsatzlimits zur Bekämpfung problematischen Glücksspiels
Die britische Regierung hat angekündigt [Link auf Englisch], 2025 eine verpflichtende Abgabe für Glücksspielbetreiber einzuführen, um künftig 100 Millionen GBP pro Jahr zur Bekämpfung problematischen Glücksspiels zu generieren. Die Einführung der Reformen würde laut iGamingBusiness [Link auf Englisch] auf eine Reihe Konsultationen folgen, die von Oktober 2023 bis Januar 2024 stattgefunden hätten. Dabei seien Meinungen von Klinikern, Wissenschaftlern, der Industrie und der breiten Öffentlichkeit zur Gestaltung und Umsetzung der Abgabe eingeholt worden.
Diese Abgabe, die zwischen 0,1 % und 1,1 % des Bruttospielertrags liegen soll, soll zukünftig gezielt in National Health Service-Behandlungssysteme (50 %), Präventionsmaßnahmen (30 %) und Forschungsprojekte (20 %) investiert werden. Wie viel genau die betroffenen Unternehmen fortan zahlen müssen, hänge von verschiedenen Faktoren wie dem Sektor, der Branche und der Art des angebotenen Glücksspiels ab.
Glücksspielsucht in Großbritannien und Irland
Glücksspielsucht und die von ihr verursachten Probleme sind in Großbritannien in den vergangenen Jahren immer mehr in den Fokus gerückt. Rund 1,65 Millionen Kinder würden dort demnach in Haushalten mit spielsüchtigen Angehörigen aufwachsen. Dies erhöhe auch ihr Risiko, selbst süchtig zu werden. Zudem sei der Schwarzmarkt ein großes Problem. Die neue Abgabe könnte bei der Bekämpfung beider Probleme helfen.
Auch Irland setzt auf strenge Regulierung: Die Gambling Regulatory Authority of Ireland (GRAI) soll 2025 starten und den dortigen Glücksspielmarkt in geregelte Bahnen lenken. Das zu Großbritannien gehörende Nordirland drängt auf ähnliche Reformen.
Bislang seien solche Zahlungen auf freiwilliger Basis erfolgt. Das habe dazu geführt, dass viele Marktteilnehmer zwar eine faire Abgabe gezahlt hätten, einige andere dagegen nur 1 GBP pro Jahr zu Forschung, Prävention und Behandlung beigetragen hätten.
Der zweite Eckpfeiler der Reform seien neue Einsatzlimits für Online-Slots: Für Spieler ab 25 Jahren solle die Grenze künftig bei 5 GBP pro Dreh liegen, während junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren nur 2 GBP setzen dürften. Für die Einführung dieser Höchstgrenze stütze sich die Regierung auf zwei Studien von der Gambling Commission [Link auf Englisch] und dem Office for Health Improvement and Disparities [Link auf Englisch], die gezeigt hätten, dass junge Erwachsene besonders anfällig für die negativen Folgen von Glücksspiel seien.
In Deutschland sind Einsätze bei Spins in lizenzierten Online-Casinos schon seit längerem auf 1 EUR beschränkt.
Glücksspielschäden können die Finanzen, Beziehungen und letztlich das Leben von Menschen ruinieren. Wir sind fest entschlossen, verstärkte Maßnahmen für die Gefährdeten zu ergreifen und den Betroffenen wirksame Unterstützung zu bieten.”–Baroness Twycross, Glücksspielministerin, Britische Regierung
Einsatzlimits sind in Großbritannien derweil nichts ganz Neues. FOBTs (Fixed Odds Betting Terminals) und ähnliche Glücksspielgeräte im stationären Markt erhielten in Großbritannien bereits 2019 Einsatzlimits, da sie als besonders risikoreich für exzessives Spielverhalten galten. Die Geräte waren vor allem in Wettbüros weit verbreitet und wurden aufgrund ihrer schnellen Spielzyklen und hohen Einsätze als Crack-Cocaine des Glücksspiels kritisiert. Vor der Regulierung konnten Spieler bis zu 100 GBP pro Dreh einsetzen. Die britische Regierung beschloss daraufhin, den Maximaleinsatz auf 2 GBP pro Spielrunde zu begrenzen, da sich viele Buchmacher-Läden in sozialbenachteiligten Gegenden befinden.
Positive Reaktionen aus dem Gesundheitswesen; Glücksspielindustrie reagiert zurückhaltend
Gesundheitsexperten und Reformbefürworter scheinen die Neuerungen zu begrüßen. Claire Murdoch, Direktorin für mentale Gesundheit des National Health Service, habe die Dringlichkeit der Maßnahmen angesichts eines Anstiegs der Behandlungsanfragen um 129 % im Vergleich zum Vorjahr betont.
Ich freue mich über die Verpflichtung zu einer obligatorischen Glücksspielabgabe, die der NHS, trauernde Familien und der gemeinnützige Sektor gefordert haben, damit wir dieses wachsende Problem bekämpfen können. Wir werden weiterhin mit der Regierung zusammenarbeiten, um alles in unserer Macht Stehende zu tun, um problematische Glücksspieler vor dieser Milliardenindustrie zu schützen.”–Claire Murdoch, Direktorin für mentale Gesundheit des National Health Service, iGamingBusiness
Vertreter der Glücksspielindustrie hätten dagegen gemischte Reaktionen gezeigt. Grainne Hurst, CEO des Betting and Gaming Council (BGC), unterstütze laut eigener Aussage zwar die Einführung der Abgabe, habe jedoch das Framing der Regierung kritisiert. Diese habe völlig außer Acht gelassen, dass auch der BGC in den vergangenen vier Jahren knapp 170 Millionen GBP in den Kampf gegen Glücksspielprobleme investiert habe. Zudem habe Hurst hervorgehoben, dass nur 0,4 % der erwachsenen Bevölkerung in Großbritannien problematische Glücksspieler seien. Der Rest spiele in einem sicheren Rahmen.