Ukraine: Chef der Glücksspielbehörde wegen Verbindungen nach Russland verhaftet

Der Chef der ukrainischen Glücksspielbehörde, Ivan Rudyi, wurde am 18. Dezember verhaftet. Grund sind mutmaßliche Verbindungen nach Russland. Außerdem wurden Betäubungsmittel in seinem Besitz entdeckt.

Gepanzertes Fahrzeug auf ukrainischer Straße.

Der Krieg zwischen Russland und Ukraine trifft alle Bereiche der Gesellschaft. © VoidWanderer/wikipedia

Verbindungen zu russischen Regierungs- und Wirtschaftskreisen

Laut Ukrinform [Link auf Englisch] und MSN [Link auf Englisch] sei der Leiter der ukrainischen Glücksspielbehörde, Ivan Rudyi, am 18. Dezember verhaftet worden. Grund sei seine mutmaßliche Unterstützung eines russischen Online-Casinos.

Rudyi werde beschuldigt, die Lizenz des Casinos trotz eindeutiger Beweise für die Verwicklungen mit dem russischen Staat nicht widerrufen zu haben, wodurch die nationale Sicherheit der Ukraine gefährdet worden sei. Bereits Anfang Dezember sei gegen die Eigentümer und das Management des Casinos Anklage wegen Geldwäsche erhoben worden.

Die Ermittlungen hätten Verbindungen zwischen dem in der Ukraine tätigen Pin-Up-Casino und russischen Regierungs- sowie Wirtschaftskreisen ergeben. Unter diesen seien auch sanktionierte Institutionen gewesen.

Auch Betäubungsmittel bei Rudyi gefunden

Während der im Zuge der Ermittlungen durchgeführten Durchsuchungen hätten Ermittler darüber hinaus eine beträchtliche Menge eines verdächtigen Betäubungsmittels, vermutlich Kokain, in Rudyis Besitz entdeckt.

Glücksspielsucht unter Soldaten: Ein verborgenes Schlachtfeld

Die jüngsten Vorfälle werfen erneut ein Schlaglicht auf die Herausforderungen der Ukraine, Korruption und Einflussnahme durch Russland inmitten des andauernden Krieges zu bekämpfen. Dass auch die Glücksspielbranche von dem Konflikt nicht unberührt bleibt, zeigt ein im April von Präsident Selenskyj unterzeichnetes Dekret zur Einschränkung von Online-Glücksspiel in der Ukraine.

Soldaten seien aufgrund des andauernden psychischen Stresses an der Front besonders anfällig für Glücksspielprobleme. Viele ukrainische Soldaten, die fern ihrer Familien kämpfen, wenden sich demnach Online-Casinos als vermeintlicher Ablenkung zu. In Wirklichkeit würden sie aber häufig ihre Gehälter an Online-Glücksspiele verlieren und in einen Teufelskreis aus Mikro-Krediten und wachsender Verzweiflung geraten.

Präsident Selenskyj habe als Reaktion neue Restriktionen für Online-Casinos verhängt, die unter anderem Werbebeschränkungen und ein Verbot für Soldaten beinhalten würden, während des Krieges zu spielen. Die Umsetzung bleibe jedoch umstritten, da Kontrollmechanismen fehlen würden. Ein vollständiges Verbot könnte das Problem laut Kritikern außerdem in den Schwarzmarkt verdrängen, der ohnehin bereits stärker wachse als die regulierte Glücksspielindustrie.

Stimmen aus dem Militär würden derweil eine Kombination aus strengeren Regeln und einer stärkeren Aufklärung der Soldaten fordern. Doch ohne ausreichende psychologische Betreuung und strukturelle Veränderungen bleibe Glücksspiel für viele Soldaten eine Flucht vor der Realität – mit potenziell fatalen Konsequenzen für ihre mentale Gesundheit und die Stabilität ihrer Einheiten.

Im Rahmen der Ermittlungen seien zudem Vermögenswerte im Wert von 2,6 Milliarden UAH (etwa 60 Millionen EUR) beschlagnahmt worden. Für Rudyi sowie die Verantwortlichen des Casinos sei Untersuchungshaft angeordnet worden.

Die Ereignisse könnten das Ende für die Glücksspielbehörde bedeuten, die Rudyi seit Oktober 2020 geleitet habe. Das ukrainische Parlament habe bereits zuvor den Beschluss getroffen, die Behörde bis zum 1. April 2025 aufzulösen.

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