Australien: Mehr als 30.000 Einträge im Selbstausschluss-Register – Regierung verweigert Glücksspielwerbeverbot

Glücksspiel ist in Australien ein stark diskutiertes Thema, denn viele Menschen sind von einer Spielsucht betroffen. Aus neuesten Zahlen geht hervor, dass sich inzwischen über 30.000 Menschen in das Selbstausschluss-Register des Landes eingetragen haben. Gleichzeitig diskutiert die Regierung über ein neues Glücksspielwerbeverbot und gerät dabei zunehmend unter Druck.

Aufnahme eines Mannes, der seine Handfläche ausstreckt.

Mehr als 30.000 Australier haben sich selbst vom Glücksspiel ausgeschlossen (Symbolbild). ©Fotorech/pixabay.com

Die Hälfte der Registrierten ist unter 30 Jahre alt

Die Australian Communications and Media Authority (ACMA) hat am 4. Oktober neue Zahlen [Link auf Englisch] in Bezug auf das Selbstausschluss-Register BetStop veröffentlicht. Das Register ist seit dem 21. August 2023 verfügbar und wurde laut Aussage der Behörde sehr gut von der Bevölkerung angenommen.

Am 30. September 2024 sollen 23.182 Menschen in dem Register eingetragen gewesen sein. 7.311 Menschen hätten ihre Registrierung abgebrochen oder sie sei ausgelaufen. Insgesamt haben sich also knapp 30.500 Menschen in das Register eintragen lassen.

Die Zahl der Registrierungen lasse jedoch rapide nach. Im ersten Quartal 2024 hätten sich 4.521 Menschen eingetragen. In den vorherigen Quartalen seien es stets über 5.000 gewesen. Aus der Statistik geht hervor, dass die meisten Registrierten aus New South Wales und Victoria stammen. In diesen Bundesstaaten befinden sich Großstädte wie Sydney und Melbourne.

Die Zahlen zeigen zudem, dass 49 % der eingetragenen Personen 30 Jahre oder jünger sind. Menschen zwischen 31 und 40 Jahren machen 30 % der Registrierten aus.

Alarmierende Zahlen der vergangenen Jahre

Aufnahme mehrerer Spielautomaten.

Pokies (Spielautomaten) sind in Australien in vielen Räumlichkeiten zu finden (Symbolbild). ©Mayya666/pixabay.com

Wie groß das Problem der Spielsucht in Australien ist, zeigen verschiedene Statistiken und Zahlen der letzten Jahre. Australien ist laut einer Untersuchung des Australian Institute of Health and Welfare aus dem vergangenen Jahr weltweit das Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Verlust beim Glücksspiel [Link auf Englisch].

Jedes Jahr verlieren Australier rund 25 Milliarden AUD (ca. 15,3 Millionen EUR) beim Glücksspiel. Insbesondere junge Männer sollen stark von Spielsucht betroffen sein.

In dem Land stünden außerdem 18 % aller weltweiten Spielautomaten, während das Land lediglich 27 Millionen Einwohner hat. Das entspricht nicht mal einem Prozent der Weltbevölkerung.

Spielautomaten werden in Australien liebevoll Pokies genannt und sind in vielen Einrichtungen zu finden. So stehen in vielen Gaststätten, Clubs und Hotels Pokies, die von vielen Menschen gespielt werden.

Das zeigen auch die Zahlen aus dem vergangenen Jahr: 44 % der australischen Männer sollen im Jahr 2023 an Automaten gespielt oder an Sportwetten teilgenommen haben.

Lotto, Rubbellose und Pferde-Sportwetten besonders beliebt

Das Australian Institute of Health and Welfare hat eine Statistik dazu erhoben, welche Arten von Glücksspiel in Australien besonders verbreitet sind. Lotterien und Rubbellose sind mit Abstand am beliebtesten bei der australischen Bevölkerung. Im Jahr 2022 sollen demnach über 60 % aller Australier Lotto gespielt oder Rubbellose gekauft haben.

Es folgen Sportwetten auf den Pferderennsport. Etwa 40 % der australischen Bevölkerung habe im Jahr 2022 Wetten auf Pferderennen platziert. Ebenso beliebt seien Sportwetten und Pokies (Glücksspielautomaten):

Statistik zu den beliebtesten Arten von Glücksspiel in Australien.

Die Zahlen zeigen die beliebtesten Arten von Glücksspiel in Australien. © Australian Institute of Health and Welfare

Das Institut gehe davon aus, dass insgesamt 75 % der australischen Erwachsenen im Jahr 2022 an einer Form von Glücksspiel teilgenommen hätten. Im Vergleich zu anderen Ländern ist dies ein enorm hoher Wert, der verdeutlicht, wie hoch die Anzahl potenzieller Problemspieler in Australien zu sein scheint.

Entscheidung zu Werbeverbot steht noch aus

Die australische Regierung versucht, das Problem der Glücksspielsucht zu bekämpfen und hat dafür in der Vergangenheit zahlreiche Maßnahmen ergriffen. So ist es seit Juni 2024 verboten, für Glücksspiel mit Kreditkarte zu zahlen. Darüber hinaus geht die Regierung gegen Lootboxen vor und möchte den Jugendschutz verbessern.

Die Alliance for Gambling Reform, ein Zusammenschluss von mehr als 70 führenden australischen Persönlichkeiten, hat die Regierung bereits im August dazu aufgefordert, ein Glücksspielwerbeverbot einzuführen. Bislang scheint die australische Regierung jedoch nicht an einer Einführung eines Verbotes zu arbeiten.

Die Labor Party, die in Australien regiert, scheint zunehmend unter Druck zu geraten [Link auf Englisch]. Die Australian Greens sollen heute einen Gesetzesvorschlag für ein Glücksspielwerbeverbot vorstellen.

Michelle Rowland von der Labor Party hat angekündigt, dass auch ihre Partei Vorschläge zu dem Thema habe. Ob diese ein Werbeverbot umfassen würden, wollte sie nicht beantworten.

Ihre Partei verfolge das Ziel, glücksspielbedingte Schäden zu verringern:

Wir werden uns vom Ministerium und von der Regulierungsbehörde beraten lassen, wie wir dies am besten erreichen können… Wir sind entschlossen, eine umfassende Antwort zu erhalten und dies zügig zu tun.Michelle Rowland, australische Abgeordnete der Labor Party, The Guardian

Bislang scheint unklar, wie die regierende Labor Party das Problem der Glücksspielsucht im Land bekämpfen wolle und welche Maßnahmen dafür geplant seien. Es bleibt abzuwarten, ob der Gesetzesentwurf der Greens die Diskussion vorantreiben wird.

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