Kontroverse um Kooperation von Schalke 04 und Glücksspielanbieter Wildz
Zweitligist Schalke 04 aus Gelsenkirchen geht eine Zusammenarbeit mit Wildz ein. Der Glücksspielanbieter soll für zwei Jahre unter anderem Bandenwerbung in der Veltins Arena schalten dürfen. Fans des Fußballvereins reagieren verärgert.
Neuer Sponsor bringt Fans auf die Barrikaden
Die Fans des Zweitligavereins Schalke 04 sollen derzeit alles andere als glücklich sein. Nachdem der Einstieg des Glücksspiel-Anbieters Wildz als neuer Sponsor beim Revierclub bekannt gegeben wurde, hätten zahlreiche Fans über Social-Media-Kanäle Kritik geäußert, wie Der Westen berichtet. Während finanzielle Details zum Deal noch nicht bekannt seien, sähen viele Fans die Zusammenarbeit mit dem Glücksspielanbieter Wildz als enttäuschend und nicht nachvollziehbar an. Eine solche Partnerschaft sei keine Lösung für die komplizierte Situation des Vereins.
Der Verein, der vor ein paar Jahren noch regelmäßig auf europäischem Parkett auftreten durfte, gilt mittlerweile selbst in der zweiten Liga als Abstiegskandidat. Auch finanziell stehe Schalke am Abgrund. Über 100 Millionen EUR Verbindlichkeiten und hohe Zinstilgungen könnten bei einem Abstieg in die Dritte Liga den Genickbruch bedeuten.
Der neue Sponsor werde unterdessen für die nächsten zwei Jahre bei allen Heimspielen von Schalke 04 auf den Banden der Veltins Arena zu sehen sein. Zudem werde Wildz bei Heimspielen sowie auf verschiedenen Social-Media-Kanälen die Zuschauerzahl zusammen mit dem eigenen Logo präsentieren.
Verantwortliche versuchen zu beschwichtigen
In einem auf der Vereinswebsite veröffentlichten Statement betonte Schalke 04 die Maßnahmen zum Spielerschutz, die Wildz im Einklang mit dem Staatsvertrag zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland implementiert habe. Das Management äußerte sich positiv über den Deal:
Wie im Fußball stehen bei Wildz der Fair-Play-Gedanke und der Spaß am Spiel im Mittelpunkt. Das Unternehmen arbeitet mit den weltweit führenden Spielanbietern zusammen und bietet ein unterhaltsames und verantwortungsvolles Gameplay.”–Matthias Tillmann, Vorstandsvorsitzender des FC Schalke 04, Schalke 04
Auch der CEO von Wildz, Sam Browne, freue sich auf die Zusammenarbeit “mit dem FC Schalke 04, einem der traditionsreichsten Vereine Deutschlands” und sehe gemeinsame Werte, die die Kooperation begünstigen würden.
Schon zuvor gab es Gerüchte um eine Partnerschaft von Schalke 04 mit einem Glücksspielanbieter. Damals ging es sogar um den prominenten Platz auf der Brust der Spieler. Betway oder Tipico sollen damals als Partner im Raum gestanden haben, nachdem die vorherige Zusammenarbeit mit dem russischen Rohstoffunternehmen Gazprom wegen des Angriffs auf die Ukraine beendet wurde.
In der Welt des Glücksspiels ist Wildz derweil keine Unbekannte. Die Online-Glücksspielplattform sei laut Branchenberichten eine der am schnellsten wachsenden Gambling-Plattformen in Europa. Das Unternehmen zeichne sich durch sein innovatives Bonus-System und die benutzerfreundliche Oberfläche aus. Experten zufolge sei die Firma besonders auf dem deutschen und skandinavischen Markt erfolgreich.
Sportwettensponsoring in der Premier League
In der Premier League sei das Sportwettensponsoring dennoch ein umstrittenes Thema, obwohl die Liga bereits beschlossen habe, ab der Saison 2026/2027 Trikotwerbung von Wettanbietern zu verbieten. Aktuell hätten jedoch 11 von 20 Vereinen der Premier League weiterhin Sportwetten-Anbieter als Hauptsponsoren auf ihren Trikots, darunter Crystal Palace und die Wolverhampton Wanderers. Diese Vereine hätten erst kürzlich neue, hoch dotierte Verträge mit Wettanbietern abgeschlossen, die bis zum Beginn des Verbots auslaufen würden. Anschließend könnte die Krypto-Branche zunehmend die bisherige Rolle der Sportwetten-Sponsoren übernehmen.
Ein neuer Verhaltenskodex [Link auf Englisch], der seit Beginn der Saison 2024/2025 gilt, sieht eine stärkere Regulierung des Sportwettensponsorings in den englischen Fußballligen vor. Unter anderem dürften Familienbereiche in Stadien keine Werbung für Glücksspiel mehr zeigen, und Vereine müssten sicherstellen, dass ihre Sponsoren entweder eine Lizenz der Gambling Commission oder einen Eintrag auf der britischen White List haben.
Wildz wird seit 2022 von Rootz Limited betrieben und verfügt über eine von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder ausgestellte Lizenz. Unter dem Markennamen werden vor allem virtuelle Automatenspiele betrieben.
Sponsoren aus der Glücksspielbranche: Nicht nur in Deutschland Streitpunkt
Im deutschen Profifußball ist Sportwetten-Sponsoring zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden, wie die Sportschau berichtet. Nach Angaben des Stuttgarter Vorstands Alexander Wehrle hätten mittlerweile 17 von 18 Bundesligisten einen Wettanbieter als Sponsor.
Kritiker wie der Bundessuchtbeauftragte Burkhard Blienert betonten in der Vergangenheit immer wieder, dass Sport und Glücksspiel nicht zusammenpassen würden. Eine repräsentative Studie habe sogar ergeben, dass fast zwei Drittel der Bevölkerung ein Werbeverbot für Sportwetten im Fußball befürworten würden.