Londoner Stadtbezirk Haringey tritt der Coalition to End Gambling Ads bei

Die Regulierung von Glücksspielwerbung wird in Großbritannien stark diskutiert: Viele Stimmen fordern strengere Maßnahmen und die Einführung neuer Gesetze. Der Stadtrat des Londoner Bezirks Haringey geht jetzt sogar einen Schritt weiter und tritt der Coalition to End Gambling Ads bei, die sich für ein Ende der Glücksspielwerbung in Großbritannien einsetzt. Damit setzt der Bezirk ein starkes Zeichen und könnte ein Vorreiter für weitere Gemeinden sein.

Aufnahme von London, England.

Werden weitere Londoner Bezirke der CEGA beitreten (Symbolbild)? ©Ivalvo/pixabay.com

Mehr als 25.000 Menschen in Haringey von Spielsucht betroffen

Der Stadtbezirk Haringey hat auf seiner Website bekannt gegeben, der Coalition to End Gambling Ads beitreten zu werden [Link auf Englisch]. Damit ist Haringey der erste Stadtbezirk, der sich der Initiative anschließt. Diese setzt sich dafür ein, Glücksspielwerbung in Großbritannien komplett zu untersagen.

Blick über den Stadtbezirk Haringey vom Alexandra Palace aus.

Haringey ist ein Bezirk mit vielen Sportstätten. © Wikipedia

In dem Statement heißt es, dass der Beitritt des Stadtbezirks Druck auf die britische Regierung ausüben soll, um Glücksspielwerbung stärker zu regulieren. Laut der Stadtverwaltung litten in Haringey derzeit 8.000 der knapp 265.000 Einwohner an einer Spielsucht. Insgesamt seien 25.000 Menschen in Form von Freunden und Familienangehörigen von dem problematischen Glücksspiel betroffen.

Für den Stadtbezirk entstünden dadurch jährlich Ausgaben in Höhe von 8 Millionen GBP (ca. 9,57 Millionen EUR). Diese Summe beinhalte auch die Kosten für nicht bezahlte Mieten, Wohnungslosigkeit und Sozialarbeit, die ebenfalls auf das problematische Glücksspiel zurückzuführen seien.

Haringey ist ein Stadtbezirk im Norden von London. In dem Bezirk befinden sich unter anderem der weltbekannte Alexandra Palace, das Stadion der Tottenham Hotspurs sowie das New River Stadium der London Skolars, einem erfolgreichen Rugby-Verein.

Regierungsvertreter möchten Menschen schützen

Der Stadtrat von Haringey führt nicht nur die Ausgaben für die Behandlung von Spielsucht sowie die damit verbundenen Folgekosten als Grund für den Beitritt zu der Initiative an. Das Ziel des Stadtbezirks sei es, seine Bewohner und die Menschen in ganz Großbritannien zu schützen.

Lucia das Neves, Kabinettsmitglied des Stadtrats von Haringey für Gesundheit, Sozialfürsorge und Wohlergehen, sagte diesbezüglich:

Wir haben uns dem Schutz des Wohlergehens unserer Gemeinschaft verschrieben und teilen die Bedenken der Koalition zur Beendigung der Glücksspielwerbung hinsichtlich der Verbreitung von Glücksspielwerbung. Die Tatsache, dass wir der erste Stadtrat des Landes sind, der sich für ein Ende der Glücksspielwerbung einsetzt, zeigt, wie ernst wir dieses Thema als Stadtbezirk nehmen, und wir tun alles, was in unserer Macht steht, um die negativen Auswirkungen auf Tausende von Menschen zu stoppen.Lucia das Neves, Kabinettsmitglied des Stadtrats von Haringey für Gesundheit, Sozialfürsorge und Wohlergehen, Haringey

Der Stadtrat habe sich bereits in der Vergangenheit dafür eingesetzt, Menschen mit einer Glücksspielsucht bestmöglich zu unterstützen. Dafür seien verschiedene Hilfsprogramme ins Leben gerufen und zudem auch ein frühzeitiges Eingreifen in Schulen eingeführt worden.

Die Stadträte hätten jedoch nicht ausreichende Befugnisse, um die Bürger vor der Glücksspielindustrie zu schützen. Deshalb hoffe Haringey nun darauf, mithilfe der Coalition to End Gambling Ads mehr bewirken zu können.

Was ist die Coalition to End Gambling Ads?

Plakat der Coalition to End Gambling Ads.

Die CEGA wird von zahlreichen Organisationen unterstützt. © CEGA

Bei der Coalition to End Gambling Ads (CEGA) [Link auf Englisch] handelt es sich um einen Zusammenschluss verschiedener Gruppen und Organisationen, die sich für ein Ende der Glücksspielwerbung einsetzen. Die Initiative argumentiert, dass Millionen von Menschen in Großbritannien jedes Jahr durch die Glücksspielindustrie Schaden erleiden würden. Durch ein Verbot der Werbung erhoffe sich die CEGA, die Menschen vor glücksspielbedingten Schäden schützen zu können.

Denn laut der Initiative würden 27 % der 11- bis 17-Jährigen in Großbritannien an mindestens einer Form von Glücksspiel teilnehmen. Außerdem hätten sieben von zehn Personen bereits Glücksspielwerbung und -angebote gesehen, die potenziell schädlich sein könnten.

Die Coalition to End Gambling Ads führt auf ihrer Website zahlreiche Unterstützer auf. Dazu zählen beispielsweise verschiedene Sportvereine und soziale Einrichtungen. Gleichzeitig sind auch einige Organisationen und Institute, die sich ebenfalls gegen Glücksspielwerbung einsetzen, der Koalition beigetreten.

In den vergangenen Monaten haben sich verschiedene Personen und Unternehmen in Großbritannien für strengere Regulierungen der Glücksspielwerbung ausgesprochen. Dazu zählen beispielsweise die nordirische All-Party Group sowie eine Petition des ehemaligen englischen Torhüters Peter Shilton, 75.

Könnte Haringey ein Vorreiter werden?

Der Beitritt des Stadtbezirks Haringey zur Coalition to End Gambling Ads könnte eine starke Wirkung auf weitere Bezirke und Gemeinden in Großbritannien haben. Möglicherweise könnten sich in Zukunft weitere Stadträte dazu entscheiden, sich der Koalition anzuschließen.

Es wird sich zeigen, ob die Forderungen der Coalition to End Gambling Ads gehört und ob tatsächlich eine strengere Regulierung oder sogar ein komplettes Verbot von Glücksspielwerbung in Großbritannien eingeführt werden wird.

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