Peter Shilton startet Petition gegen Glücksspielwerbung im englischen Fußball
Der ehemalige englische Fußballtorhüter Peter Shilton (75) hat eine Petition gegen Glücksspielwerbung in Englands Fußball gestartet. Diese bringen Mitglieder der Big Step Campaign, einer Gruppe bestehend aus von Spielsucht betroffenen Familien, am 3. Dezember 2024 zur Downing Street 10, der Residenz des britischen Premierministers.
Shilton war jahrzehntelang selbst spielsüchtig
In England wächst der Widerstand gegen Glücksspielwerbung. Nachdem kürzlich bereits die britische Spielerschutz-Organisation GambleAware kritisiert hat, dass die Glücksspielwerbung in Großbritannien nicht streng genug reguliert sei, hat sich jetzt auch Fußballlegende Peter Shilton zu Wort gemeldet.
Der ehemalige Torhüter, der in seiner langen Karriere unter anderem für traditionsreiche Vereine wie Leicester City, Stoke City, Nottingham Forest und den FC Southampton tätig war, sei lange Zeit selbst von Spielsucht betroffen gewesen [Link auf Englisch].
Peter Shiltons Kampf mit der Spielsucht
Peter Shilton ist eine wahre Legende des englischen Fußballs. Als Torwart absolvierte er 125 Länderspiele für England – ein Rekord, der bis heute Bestand hat. Er nahm mit den Three Lions an drei Weltmeisterschaften teil. Vor allem konnte er sich aber mit seinen Leistungen bei der WM 1990 in den Geschichtsbüchern verewigen, als er mit England das Halbfinale erreichte. Auf Vereinsebene ist besonders seine Zeit bei Nottingham Forest unvergessen, wo er maßgeblich zu zwei Siegen im Europapokal der Landesmeister in den Jahren 1979 und 1980 beitrug.
Abseits des Fußballplatzes hatte Shilton mit einer weniger glanzvollen Seite seines Lebens zu kämpfen: der Spielsucht. Über 45 Jahre lang verfiel er den Verlockungen von Glücksspielautomaten, Sportwetten und Casinos. Seine Sucht führte zu enormen finanziellen Verlusten, psychischem Druck und beinahe zum Zerbrechen seiner Ehe. Besonders schwer wog die Scham, die ihn davon abhielt, Hilfe zu suchen. Erst durch die Unterstützung seiner Frau Stephanie gelang ihm 2015 der Ausstieg.
Heute spricht Shilton offen über seinen Kampf gegen die Sucht und setzt sich dafür ein, andere Menschen vor den zerstörerischen Auswirkungen des Glücksspiels zu warnen. Für seinen Einsatz für Suchtkranke wurde ihm vom britischen Königshaus der Orden Commander of the Order of the British Empire (CBE) verliehen [Link auf Englisch].
Wie Yahoo berichtet [Link auf Englisch], habe Shilton jetzt eine Petition gestartet, die ein vollständiges Verbot von Glücksspielwerbung verlangt. Shilton zeige sich vor allem besorgt über das problematische Glücksspiel und die Suchtgefahren in der britischen Jugend. Rund 1,65 Mio. Kinder in Großbritannien sollen in von Spielsucht betroffenen Haushalten leben und könnten deshalb eine viermal so hohe Wahrscheinlichkeit aufweisen, selbst eine Spielsucht zu entwickeln.
Zusammenarbeit mit Familien der Big Step Campaign
Um der Petition mehr Gewicht zu verleihen, habe sich Shilton mit der Big Step Campaign, einer Gruppe von Familien, die von Spielsucht betroffen sind, zusammengeschlossen. Mitglieder der Kampagne sollen die Petition am Dienstag, 3. Dezember 2024, persönlich vom Emirates-Stadion, der Heimstätte des FC Arsenal, zur Downing Street 10 bringen. Dort hat Premierminister Keir Starmer von der Labour Party seine Residenz.
Man kann der Glücksspielwerbung bei Fußballspielen nicht entkommen und es wird immer schlimmer. Das ist nicht nur gefährlich für Kinder und Menschen wie mich, die sich von einer Spielsucht erholen, sondern für alle. Sport ist eine Familienangelegenheit und muss sicher gehalten werden. Es reicht nicht aus, sie von den Trikotfronten zu entfernen, die Regierung muss eingreifen und viel weiter gehen.”–Peter Shilton, ehemaliger englischer Fußballtorhüter, LeicestershireLive
Bislang habe Shilton mit seiner Petition 125.000 Unterschriften sammeln können. Mit 10.000 Unterschriften erhalten Petitionen eine Antwort von der Regierung. Mit 100.000 Unterschriften werden die Petitionen im Parlament behandelt.
Unter anderem habe Shilton in der Petition darauf aufmerksam gemacht, dass allein am Eröffnungswochenende der diesjährigen Premier League-Saison über 29.000 Glücksspiel-Ads gezeigt worden seien – und damit dreimal so viele wie noch vor einem Jahr.
Premier League nimmt sich des Problems an
Erste Schritte in Richtung weniger Glücksspielwerbung wurden in England derweil schon getan. Glücksspielanbieter werden in der Premier League ab 2026 keine Werbeanzeigen mehr auf der Brust der Vereinstrikots zeigen dürfen.
Dies hätten auch die Mitglieder der Kampagne zur Kenntnis genommen, im selben Zuge aber kritisiert, dass der Schritt nicht weit genug ginge. Vielmehr handle es sich dabei nur um einen geringen Teil der Werbeanzeigen, die oftmals auch Kinder zu sehen bekämen. Zudem steht mit Krypto-Anbietern bereits fragwürdiger Ersatz in den Startlöchern.