Online Casinospiele in Baden-Württemberg: Lotto BW möchte sich für bestmöglichen Spielerschutz einsetzen

  • Lotto BW richtet Präventionsbeirat ein, um Spielerschutz in Baden-Württemberg zu verbessern
  • Neues Online Casino soll sicheres Umfeld für Spieler schaffen, das über gesetzliche Vorschriften hinausgeht
  • Suchtberater zweifeln noch an digitalem Casino-Konzept des Bundeslandes und warnen vor Schwarzmarkt
Ein Mann, der am Laptop sitzt

Lotto BW möchte beim Spielerschutz für sein neues Online Casino gesetzliche Vorgaben übertreffen (Symbolbild). © Faye Tsui/pexels.com

Präventionsbeirat nimmt Arbeit auf

Der Glücksspielanbieter Lotto BW wird ab der zweiten Jahreshälfte 2025 ein Online Casino auf Landesebene in Baden-Württemberg betreiben. Die rechtliche Grundlage dafür bildet das neue Landesglücksspielgesetz.

Bei dem Vorhaben werde großer Wert auf einen möglichst effektiven Spielerschutz gelegt, wie aus einer aktuellen Pressemitteilung hervorgeht.

Um dieses Ziel zu erreichen, habe Lotto BW einen eigenen Präventionsbeirat eingerichtet. Darin würden Expert:innen aus Suchtberatungseinrichtungen, der Medienaufsicht, der Wissenschaft sowie der Landesstelle für Suchtfragen zusammenkommen. Das Gremium werde sich zweimal im Jahr mit dem Unternehmen treffen, um geplante Maßnahmen zu bewerten und Empfehlungen auszusprechen.

Lotto BW will gesetzliche Vorgaben übertreffen

Georg Wacker, Geschäftsführer von Lotto BW, habe betont, dass die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben ohnehin “selbstverständlich” sei. Sein Unternehmen wolle jedoch “Leitplanken für einen effektiven Spielerschutz” etablieren, die darüber hinausgingen, was das Gesetz vorschreibe.

Ein wichtiger Baustein sei dafür ein automatisiertes System zur Früherkennung problematischen Spielverhaltens, das gemeinsam mit der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim entwickelt worden sei. Auf diese Weise könnten schneller Spielersperren über das OASIS-System ausgelöst werden.

Auch die Online-Werbung von Lotto BW werde künftig stärker geprüft. Der Präventionsbeirat habe gefordert, Kampagnen unter anderem so auszurichten, dass sie keine besonders gefährdeten Gruppen, wie z.B. Personen mit Suchtvergangenheit, ansprechen.

Suchtberater kritisiert Casino-Pläne in Baden-Württemberg

Trotz der geplanten Maßnahmen gibt es deutliche Kritik. Martin Epperlein, Suchtberater bei der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart, sehe in der Legalisierung von Online Casinos eine gefährliche Entwicklung, die das Auftreten von Spielsucht begünstigen könnte.

Seiner Einschätzung nach bestehe unter anderem die Gefahr, dass gesperrte Spieler auf den Schwarzmarkt ausweichen, wo keinerlei Kontrollmechanismen greifen. Die Hürde, sich online Zugang zu verschaffen, sei niedrig und staatlich lizenzierte Angebote könnten allein keine ausreichende Schutzwirkung entfalten.

In der Schweiz haben die stationären Casinos gestern einen Spielerschutz-Kodex unterzeichnet, der in seinen Inhalten der Ankündigung von Lotto BW sehr ähnlich ist. Dies könnte eine Reaktion darauf sein, dass gesperrte Spieler jahrelang in Liechtensteiner Casinos spielen konnten.

Nach einer Ausweitung der Sperren auf Liechtenstein, ist der Umsatz der Casinos im Fürstentum um 85 % eingebrochen. Es wird vermutet, dass die Spieler jetzt vermehrt auf andere, nicht-regulierte Angebote ausweichen. Genau das könnte laut Epperlein auch in Baden-Württemberg passieren.

Wacker will Schwarzmarkt “die Tür zuzuschlagen”

Zwar habe Wacker eingeräumt, dass Online Casinospiele ein gewisses Suchtpotential beinhalten könnten, doch er halte genau deshalb legale Angebote für wichtig. Man könne auf diese Weise “dem illegalen Markt die Tür zuzuschlagen”, wie er euphorisch verkündet habe.

Dass sein Unternehmen dazu imstande sei, den Jugend- und Spielerschutz im Glücksspiel erfolgreich zu gestalten, mache Wacker unter anderem daran fest, dass das Lottospiel in Baden-Württemberg “nachweislich ein geringes Suchtpotenzial” aufweise.

Man darf jedoch gespannt sein, ob das Casino-Angebot im Internet tatsächlich dazu beitragen werde, dem Schwarzmarkt Marktanteile streitig zu machen und gleichzeitig das Aufkommen von Spielsucht zu vermeiden.

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