Die Niederlande vor der Glücksspiel-Reform: Werbung, Sperrsystem und Steuer im Fokus

  • Niederländische Glücksspielbehörde fordert Werbeverbot.
  • Selbstsperrsystem CRUKS soll verbessert werden
  • Geplante Steuererhöhung auf 37,8 % sorgt für Kritik
Parlamentsgebäude in den Niederlanden

Im niederländischen Parlament fand eine Anhörung zur bevorstehenden Glücksspielreform statt. © Wikipedia

Branchenvertreter fordern Reform des niederländischen Glücksspielgesetzes

Am 19. März 2025 im niederländischen Parlament eine öffentliche Anhörung statt [Link auf Englisch], bei der sich Vertreter der Glücksspielbranche für eine Reform des Glücksspielgesetzes in den Niederlanden aussprachen.

In der Sitzung haben unter anderem die niederländische Regulierungsbehörde Kansspelautoriteit (KSA), der staatliche Betreiber Holland Casino, das Suchtbehandlungsnetzwerk Verslavingskunde Nederland (VKN) und lizenzierte Anbieter wie Circus.nl ihre Standpunkte dargelegt.

Hierbei wurden strengere Regeln für Glücksspielwerbung, Verbesserungen beim Spielersperrsystem CRUKS und Bedenken hinsichtlich der geplanten Steuererhöhung für Glücksspielanbieter thematisiert. Die KSA, Glücksspielanbieter und Suchtexperten äußerten sich zudem besorgt über die Gefahren des wachsenden Schwarzmarkts in den Niederlanden.

Ziel der Anhörung war es, der Politik konkrete Vorschläge für die bevorstehende Reform des Glücksspielgesetzes in diesem Jahr zu unterbreiten.

Reformvorschläge zu Glücksspielwerbung und Spielersperrsystem CRUKS

Ein Thema der Anhörung war der Umgang mit Glücksspielwerbung in den Niederlanden. Die KSA sprach sich für strengere Regeln aus und forderte ein Verbot von Glücksspielwerbung, sofern diese nicht ausdrücklich erlaubt ist.

Die VKN forderte ein vollständiges Werbeverbot und argumentierte, dass dies einfacher durchzusetzen sei, als wenn es Ausnahmen gäbe Hierzu gab die VKN ein Statement ab:

Glücksspielwerbung ist zwar größtenteils von den Straßen verschwunden, aber online gibt es noch immer zu viel Werbung. […] Verletzliche Gruppen wie Minderjährige und junge Erwachsene sind in der Regel online zu finden und daher über die verschiedenen Kanäle leicht zu erreichen. Ein klares Verbot von Werbung für Online-Glücksspiele ist einfacher zu erklären und leichter durchzusetzen.Stellungnahme der VKN, iGB

Geplante Steuererhöhung belastet lizenzierte Glücksspielanbieter

Weiterhin wurde auch die geplante Steuererhöhung auf 37,8 % des Bruttospielertrags für legale Glücksspielanbieter in den Niederlanden kritisiert. Lizenzierte Online Casinos und Wettanbieter könnten durch den erhöhten Steuersatz kaum mehr wirtschaftlich arbeiten, was das illegale Glücksspiel ebenfalls begünstigen würde.

Die geplanten Steuererhöhungen für 2025 und 2026 sorgten bereits im letzten Jahr für negative Auswirkungen auf den lizenzierten Glücksspielmarkt. Der legale Glücksspielanbieter JVH Gaming schloss ein Drittel seiner stationären Spielhallen.

Der Steuersatz wurde für legale Glücksspielanbieter in den Niederlanden bereits Anfang des Jahres auf 34,2 % erhöht.

Glücksspielsteuer in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Die Glücksspielsteuersätze für Online Casinos und Sportwettenanbieter variiert in Deutschland, Österreich und der Schweiz zwischen den einzelnen Ländern.

  • In Deutschland müssen Glücksspielanbieter eine Steuer von 5,3 % auf den Spieleinsatz bezahlen.
  • In Österreich beträgt Körperschaftsteuer für Glücksspielanbieter 23 %
  • In der Schweiz wird eine Verrechnungssteuer von 35 % erhoben.

Die KSA äußerte zudem Kritik am niederländischen Selbstsperrsystem CRUKS. Die Regulierungsbehörde argumentierte, dass es in den Niederlanden Hunderttausende von Problem- und Risikospielern gebe, aber nur einige Dutzend aufgrund der aktuellen Regeln verpflichtet seien, sich in das Sperrregister einzutragen.

Eine Vereinfachung des Anmeldeprozesses für Problemspieler bei CRUKS durch den Zugriff auf nationale Register wie das Kreditverzeichnis oder das Vormundschaftsregister war laut KSA ein möglicher Ansatz, um den Umgang mit der Sperrdatei zu verbessern.

Wachsender Schwarzmarkt sorgt bei legalen Glücksspielanbietern für Kritik

Eine niederländische Flagge an einem Wohnhaus

In den Niederlanden ist das illegale Glücksspiel gestiegen (Symbolbild). © Alexander/unsplash.com

Der niederländische Online Glücksspielanbieter Circus.nl warnte zudem vor einem steigenden Wachstum des Schwarzmarkts. Spieler würden zunehmend auf das Angebot von Anbietern ohne Lizenz in den Niederlanden zurückgreifen.

Die staatliche Lotterie in den Niederlanden hat zuletzt Klage gegen einen illegalen Anbieter eingereicht. Die Klage richtet sich gegen den Lottoanbieter Lalabet, der über keine gültige Glücksspielizenz in den Niederlanden verfügt. Neben finanziellen Einbußen bemängelte die staatliche Lotterie den fehlenden Spielerschutz bei illegalen Anbietern.

Circus.nl forderte ein strengeres Vorgehen gegen illegale Anbieter und mehr Befugnisse für die Regulierungsbehörde KSA. Der Glücksspielanbieter erklärte zudem in einer Stellungnahme, dass illegale Betreiber häufig auf Bonusangebote setzen würden, um neue Kunden für sich zu gewinnen:

Illegale Anbieter werben aggressiv um Spieler mit Aktionen, die legalen Anbietern verboten sind (hohe Boni, Cashbacks, Autoplay, Bonus-Käufe usw.), unbegrenzten Limits und fehlender Spielerverifizierung.Stellungnahme des Glücksspielanbieters Circus.nl, iGB

Zudem habe auch die Verschärfung der Einsatzlimits in der Niederlanden dazu beigetragen, dass Spieler verstärkt auf illegale Glücksspielseiten zurückgreifen würden, da sie dort oftmals keine Limits einhalten müssten.

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