Spielsucht als Motiv: Ehemalige Sachbearbeiterin begleicht Glücksspiel-Schulden mit Unterschlagung öffentlicher Mittel
Eine 56-jährige ehemalige Sachbearbeiterin der Stadt Frankfurt und des Main-Taunus-Kreises muss sich derzeit vor dem Landgericht Frankfurt verantworten. Sie habe gestanden, insgesamt rund 318.000 Euro veruntreut zu haben. Sie habe erklärt, das Geld aufgrund ihrer langjährigen Spielsucht bei Online-Glücksspielen verloren zu haben.

Eine ehemalige Sachbearbeiterin hat 318.000 Euro unterschlagen, um Glücksspiel-Schulden zu bezahlen (Symbolbild). © OnlineCasinosDeutschland.com/DALL-E
Unterschlagung in mehreren Fällen
Während ihrer Tätigkeit beim Stadtschulamt Frankfurt von 2017 bis 2020 sei die Frau für die Auszahlung von Geldern an Tageseltern zuständig gewesen, wie die Hessenschau berichtet. In dieser Position habe sie fiktive Datensätze angelegt und in über 50 Fällen mehr als 235.000 Euro auf Konten von Familienmitgliedern, darunter ihres Ehemannes und ihrer Schwiegermutter, überwiesen.
Nach ihrem Wechsel zum Amt für Arbeit und Soziales des Main-Taunus-Kreises im September 2020 habe sie ihre kriminellen Handlungen fortgesetzt, indem sie Geld von Krankenkassen umgeleitet habe. Im Jahr 2021 sei auf diese Weise ein Betrag von weiteren 83.000 Euro auf ihre Konten geflossen.
Der Ehemann der Angeklagten habe in der Verhandlung beteuert, er habe von den illegalen Geldbewegungen auf seinem Konto nichts gewusst. Die Angeklagte habe diese Aussage bestätigt und damit begründet, dass sie bewusst nur selektive Kontoauszüge vorgelegt habe, um ihre Manipulationen zu verschleiern.
Spielsucht in Deutschland bleibt eine Herausforderung
Die Angeklagte habe vor Gericht geschildert, keinen persönlichen Vorteil aus dem Betrug gezogen, sondern mit dem veruntreuten Geld ihre Glücksspielschulden bezahlt zu haben. Das gesamte Geld habe sie bei Online-Anbietern verspielt.
Aktuelle Studien zum Glücksspiel in Deutschland bringen sehr unterschiedliche Ergebnisse hervor. So wird der Anteil der Spielsüchtigen in Deutschland im Glücksspiel-Survey 2023 auf 2,3 % geschätzt, während eine Studie im Auftrag des Verbandes der Automatenindustrie (VDAI) ein deutlich geringeres Ergebnis von 0,73 % ermittelte.
Dramatische Schicksale, wie der vorliegende Fall oder auch der eines im Dezember 2024 verurteilten Betreibers von Corona-Testzentren, sind vermutlich die Ausnahme. Dennoch scheint die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) noch stärker in Bezug auf die Spielsuchtbekämpfung aktiv zu werden. Sie plane, die Zusammenarbeit mit Suchthilfeorganisationen zu intensivieren und werde mehr Geld für die Forschung zur Verfügung stellen.
Strafmaß steht noch aus
Bereits im Dezember 2020 sei die Frau wegen ähnlicher Vergehen zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das gesamte Ausmaß der nun verhandelten Taten sei erst später entdeckt worden.
Der Prozess werde nach dem Geständnis der Angeklagten in den kommenden Wochen fortgesetzt. Darüber, ob die Schuldeinsicht sowie die Tatsache, dass die Frau nach eigenen Angaben unter einer Spielsucht gelitten habe, sich strafmildernd auswirken könnte, kann derzeit nur spekuliert werden.